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Mit dem Rücken zum Tor ist besser als mit dem Rücken zur Wand (Fußball und Sport allgemein)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Samstag, 07.09.2019, 17:03 (vor 2305 Tagen) @ micha87

Das ist kein sonderlich berauschendes Spiel von ihm, klare Torchancen nicht genutzt und auch das Timing beim Abspiel nicht perfekt bzw.spielt er erst gar nicht. In der Form sollte dann doch eher Waldschmidt spielen. Ein Spieler von dem ich sehr viel halte, aber er wird auch gesehen haben wie es einem Philipp & Co. in Dortmund ergangen ist. Er muss dann auch noch eine Schippe drauf packen.

Waldschmidt könnte auch nach meiner Meinung eine Alternative sein, sowohl in der Nationalmannschaft, als auch beim BVB. Auch weil er sich auf seinen bisherigen Stationen in verschiedenen Systemen zurechtfinden und sich an unterschiedliche Spielweisen anpassen musste, was seiner Variabilität sicherlich zugute gekommen ist. Was ich bei ihm allerdings noch nicht einschätzen kann, ist sein Spiel mit dem Rücken zum Tor.

Nun hat neuerdings Löw die Spielweise nicht unbedingt so ausgerichtet, dass ein zentraler Stürmer mit dem Rücken zum Tor spielend eine essentielle Bedeutung für das Offensivspiel hätte. Aber wie man bereits beim Einsatz einer ‚fluiden 9‘ sehen konnte, kommt es immer wieder zu Situationen in der Offensivbewegung, in denen ein zentraler Stürmer oder ein anderer Offensivspieler) mit dem Rücken zum Tor spielen muss. Bzw. dass er fehlt, wenn dies nicht der Fall ist.

In einem Zwei-Stürmer-System ist es meistens so, dass ein Stürmer diese Aufgabe übernimmt, und ein anderer eher als hängende Spitze fungiert. Bei Freiburg sind dies Petersen und Waldschmidt, bei Werder waren dies früher Almeida und Pizarro, bei Gladbach in den ersten Favrejahren Hanke und Reus. In der Nationalmannschaft haben sich In der Zeit Klinsmanns und den ersten beiden Löwjahren Klose und Podolski die Aufgaben geteilt. Beispiele gibt es da zuhauf. In einem Ein-Stürmer-System sind die Anforderungen schon anders. Ganz gleich, ob man mit einem tatsächlichen zentralen Stürmer agiert oder mit einer ‚fluiden 9‘, das Spiel mit dem Rücken zum Tor lässt sich nicht umgehen. Vielleicht für eine reine Kontermannschaft, aber gewiss nicht für Teams, die agieren wollen und müssen.

Im gestrigen Spiel gab es diverse Spielsituationen, in denen Reus, der zumindest nominell als zentraler Stürmer aufgeboten war, mit dem Rücken zum Tor spielen musste. Und in all diesen Situationen zeigte das unpassende Stürmerverhalten, sei es als Anspielstation, sei es um selbst zum Abschluss zu kommen. Lediglich einmal verhielt er sich richtig, als er sich im Strafraum aus seiner Position löste und zur Seite in den freien Raum auswich und auch prompt das Zuspiel in diesen Raum erfolgte. Leider konnte er die sich daraus ergebende Torchanche (kurz vor der Halbzeitpause) nicht nutzen.

Überhaupt habe ich mich gefragt, wie das 3-4-3 - System Löws insbesondere in der Offensivbewegung funktionieren soll. Und zwar nicht in Kontersituationen, sondern wenn man selbst das Spiel aufbaut. Reus, Werner und auch Gnabry bringen zwar alle Tempo mit und ‚Tempo‘ ist ja bei Löw seit neustem zum Credo geworden. Nur wie soll dieses Tempo genutzt werden, wenn man nicht kontert / schnell offensiv umschaltet? Weder Gnabry, noch Reus, noch Werner sind zentrale Stürmer; am ehesten noch Werner und Gnabry noch eher als Reus. Allerdings sind diese 3 auch keine ausgesprochenen Flügelstürmer; am ehesten noch Reus und Gnabry. Reus hat seine Stärken, wenn er aus der Tiefe in den freien Raum stoßen und sein Tempodribbling ansetzen kann, am besten in den Zehnerraum hinein. Gnabrys Stärke liegt im Wechsel der Positionen; vom Flügel in die Position der hängenden Spitze, in den Zehnerraum oder in die zentrale Sturmposition hinein (oder halt umgekehrt). Werner ist dann am gefährlichsten, wenn er aus zentraler Position oder den Halbräumen heraus mit Tempo in den Strafraum eindringen kann. Berücksichtigt man dies, wäre eine Konstellation, in der Reus eine Hybridfunktion aus hängender Spitze und Zehner eingenommen hätte und Gnabry und Werner eine Art rochierenden Zweimannsturm gebildet hätten. Zumal in einem 3-4-3 mit dynamisch nach vorne stoßenden. Vielleicht war es ja auch so gedacht, nur gesehen habe ich das so auf dem Platz nicht.

Löw hat das Ballbesitzspiel, das er 2014 für das WM-Turnier vor allem defensiv kompakt ausgerichtet hat (mit diversen ‚Wacklern‘), nach der WM wieder in den vorherigen Modus umswitchen wollen und es dabei nicht weiterentwickelt. So lange, es ohne jeden Nutzen war. Nun will er die Spielweise vollständig switchen; ‚Tempo‘ und ‚schnelles Umschalten‘ sollen nun spielprägend sein. Allerdings in einer 180-Grad-Wende, die den tatsächlichen Erfordernissen und den Fähigkeiten der zur Verfügung stehenden Spieler nicht unbedingt entspricht. Der ‚Mix‘ macht es halt, aber den zu erfordert eine etwas differenziertere Spielidee.

Wir werden sehen, wohin der Weg der Nationalmannschaft mit Löw führen wird. Davon abgesehen, dass ich nie verstanden habe, warum er mit Gewinn der WM-Titels nicht als Bundestrainer zurückgetreten ist (so wie Lahm es als Nationalspieler getan hat), kann ich auch nicht verstehen, dass man nach der WM 18 mit ihm weitergemacht hat. Wobei es andererseits auch weder nicht verwundert, hätte man doch kurz vor der WM seinen Vertrag noch völlig unnötigerweise verlängert. Und da konnte die Entscheidung auch nicht anders ausfallen, wollte man nicht selbst als DFB-Spitze als Oberdepp dastehen. Aber das ist eine andere Sache. Jetzt stehen Löw und der DFB mit dem Rücken zur Wand.


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