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Eure Eindrücke zu warhnehmbaren Veränderungen und/oder erkennbaren Strategien (Politik)

markus, Samstag, 20.09.2025, 18:28 (vor 88 Tagen) @ Fonzie

Es kann auch jeder Normalo an den prozentualen Steigerungen der Märkte profitieren. Er muss sein Geld halt entsprechend anlegen. Mit Tagesgeld, Riester und Bausparvertrag geht das nicht. Das ist aber überhaupt nichts Neues. Das war schon immer so. Und: Es war noch nie so einfach wie heute, genau das zu tun. Eine Klatten bekommt anteilig die gleiche Dividendenausschüttung wie der Kleinanleger. Der Kursverlauf ist ebenso exakt gleich. Ich würde sogar behaupten, dass mein Vermögen prozentual schneller wächst, denn neben den exakt gleichen prozentualen Steigerungen des Ist-Vermögens kommt ja noch eine gewisse Sparrate aus dem Hauptjob dazu.


Ich antworte mal nur auf diesen Teil, beim Rest sind wir von unseren Staatsvorstellungen zu weit auseinander, denke ich.

Natürlich gibt es viele Leute in D, die ihr Geld auch ohne besonders großes Risiko besser anlegen könnten, als sie es tun. Da tut sich aber gerade bei den jüngeren Generationen ein wenig was.

Abeer: Die Grundannahme, dass "jeder Normalo" von den Steigerungen der Märkte profitieren kann, ist für einen nicht ganz kleinen Anteil der Bevölkerung schon mal grundsätzlich sachlich falsch. Das setzt nämlich frei verfügbares Einkommen voraus, das nicht für Lebensnotwendiges draufgeht. Bei Menschen rund um Mindestlohnniveau ist das aber eben nicht unbedingt so. Dieser Personenkreis ist deshalb, im Gegensatz zu dir und mir, von dieser Option schon mal so gut wie komplett ausgeschlossen.

Jetzt sind wir aber wieder bei absoluten Beträgen. Du hast mit rein mit prozentualen Steigerungen argumentiert. Da wollte ich einfach darauf hinweisen, dass sich diese auch bei kleinen Beträgen realisieren lassen, bzw. man sogar deutlich im Vorteil sein kann. Das geht auch mit kleinen Summen. Schon ab 1€ kannst du bei Trade Republic investieren.

Der Personenkreis mit dem Mindestlohn sollte zunächst an andere Dinge denken. Werde Paketbote, geh zu einem Verleiher oder fang bei Amazon an und du liegst als ungelernter ab Tag 1 deutlich über Mindestlohn. Das sind Scheißjobs? Ok, dann versuche dich fortzubilden oder mache eine Ausbildung oder Umschulung. Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber.

Selbst wenn man sich absolut gar nicht bemüht und wirklich nur zum Mindestlohn arbeiten geht, steht man real besser da als mit Einführung des Mindestlohns 2015. Bleiben Bürgergeldempfänger übrig. Da würde ich aber befremdlich finden, wenn sie von der Allgemeinheit so viel Geld bekämen, dass sie damit in ETFs investieren könnten. Das kann immer nur das Existenzminimum sein.

Mir wird das alles immer viel zu negativ dargestellt. Die Lage ist heute wesentlich besser als noch vor 20 Jahren.

Für alle anderen ist das von dir Behauptete mathematisch auch irreführend. Klatten bekommt anteilig die gleiche Dividende wie der Kleinanleger, das ist richtig. Bei ihr geht aber ein viel kleinerer Anteil der Einkünfte und des Vermögens für die Lebenshaltungskosten, Wohnen, Urlaub, Hobbies drauf als bei 99% der Deutschen und deshalb kann sie von den Märkten prozentual zu Vermögen/Einkommen deutlich stärker profitieren. Dazu kommen dann Faktoren wie die Tatsache, dass sie überhaupt ererbtes Vermögen besitzt und dieses nicht ansparen musste oder dass reichen Menschen auch ganz andere Anlage- und Steuersparmodelle offenstehen, als anderen.

Auch hier: wir sind gerade wieder absoluten Beträgen. Bezogen auf die prozentualen Steigerungen ergeben die oben genannten Faktoren keinen Vorteil für Klatten. Ganz im Gegenteil: Klatten verwendet einen Teil ihrer Dividenden für all diese Dinge. Das tut der Normalo nicht. Der bestreitet sein Leben aus dem Arbeitseinkommen, solange er in der Sparphase ist. Das komplette Vermögen bleibt unangetastet.

Erst wenn der Normalo irgendwann in der Entsparphase ist und von den Dividenden leben kann, sieht die Rechnung anders aus. Bis dahin hat er aber prozentual betrachtet sogar einige Vorteile. Der Steuerfreibetrag von 1.000 Euro wirkt bei kleineren Ausschüttungen deutlich stärker als bei höheren. Bis zu dieser Summe kann der Kleinanleger ohne Steuernachteil das Geld reinvestieren. Klatten versteuert nahezu den gesamten Betrag.

In der Entsparphase hast du ohne Hauptjob sogar zusätzlich noch den normalen Lohnsteuerfreibetrag von über 12.000 Euro pro Jahr.


Ich wundere mich auch ehrlich gesagt, dass wir hier tausendfach nachgewiesene Tatsachen wie die rasant wachsende weltweite Vermögensungleichheit diskutieren müssen. Die Tagesschau zitiert dazu z.B. den "Global Wealth Report 2025" so: "Je niedriger in der Vermögenspyramide angesiedelt, desto geringer der Zuwachs", stellt BCG fest. Superreiche und Dollar-Millionäre profitierten deutlich stärker vom Aufschwung an den Märkten als weniger vermögende Haushalte.

Auch hier: wir sind nun wieder bei absoluten Beträgen. Und wie oben erwähnt: vom Aufschwung der Märkte kannst du nur profitieren, wenn du auch drin bist. Die 14 Millionen Riesterverträge, mehr als 20 Millionen Bausparverträge und die fast 9 Millionen Direktversicherungen nehmen nicht an der Marktentwicklung teil. Kann man alles kündigen oder beitragsfrei stellen und das gleiche Geld in den Markt investieren. Wenn man denn will. Wenn man es nicht will, kann sich man sich schlecht darüber beklagen.


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