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In diesem Thread sieht man die soziale Kälte unserer Gesellschaft (Politik)

nico36de, Ruhrgebiet, Mittwoch, 27.03.2024, 16:07 (vor 31 Tagen) @ MarcBVB

Der Rückgang ist nur auf die seit 2010 mit Abstand stärkste Veränderung vom einen Jahr aufs andere zurückzuführende Änderung um -2,4 % von 2021 auf 2022 zurückzuführen. Aufgrund der Corona-Effekte haben die Werte aus dieser Zeit kaum eine Aussagekraft.

Darüber hinaus ist der Gini-Koeffizient umstritten, weil nur einen ungefähren Mittelwert zur Gesamtsituation der Ungleichheit darstellt, aber nicht die vor allem relevante und die meisten Menschen interessierende Frage beantwortet, was mit dem Anteil der Reichsten und Ärmsten geschieht. Praktisch relevant sind doch nicht kleine Veränderungen in der Einkommensverteilung, es geht vielmehr um die Geringverdienenden, die in der Gesellschaft zurück bleiben, während sich der Reichtum der sehr begüterten Menschen zunehmend schneller vermehrt.

Der Gini-Koeffizient jedoch gewichtet eine Veränderung in der Einkommensverteilung stets gleich, ob sie sie nun an der Spitze, am Boden oder irgendwo in der Mitte der Verteilung stattfindet. Es gibt allerdings wohl wenige Zweifel, dass „ein paar Euro mehr oder weniger“ für Manche gar nicht bemerkbar sind, für andere jedoch Einschnitte bedeuten. Dem Gini-Koeffizienten wird an dieser Stelle vorgeworfen, dass er zu sensibel Entwicklungen in der Mitte der Einkommensverteilung anzeigt, während Entwicklungen an beiden Extremen nur schlecht erfasst werden.

Außerdem berücksichtigt der Gini-Koeffizient nicht den Lebensstandard. Äthiopien hat einen ähnlichen Wert wie Deutschland.

Ich halte den Gini-Koeffizienten vor allen Dingen aber deswegen für wenig aussagekräftig, weil er ausschließlich auf freiwilligen Haushaltsauskünften beruht. Gerade die Vermögenden haben an solchen Auskünften kein kein großes Interesse. Und zwar umso weniger, je reicher sie sind.

Außerdem berücksichtigen die Haushaltseinkommen nicht die enormen Summen, die im Unternehmenssektor verbleiben und dementsprechend nicht dazu führen, dass der Gini-Koeffizient ansteigt. Stichwort Unternehmensschleier.

Wären die in den Unternehmen verbliebenen Gewinne an die Eigentümer ausgeschüttet worden, wäre die Ungleichheit der Haushaltseinkommen stärker gestiegen.

Alles in allem ist es für mich nicht verwunderlich, dass der Gini-Koeffizient von vielen Wissenschaftlern inzwischen als wenig aussagekräftig angesehen wird.

Was feststeht:

Die reichsten 10 % der Haushalte in Deutschland verfügen über beinahe 60 % des gesamten Nettohaushaltsvermögens. OECD-Durchschnitt: 50 %

Selbst gemessen an dem Gini-Koeffizienten ist die Vermögensungleichheit nur noch in einem Land der Eurozone ähnlich groß wie in Deutschland, nämlich in Österreich.


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