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Ehe für alle (Sonstiges)

Ostentor, Innenstadt-Ost, Donnerstag, 29.06.2017, 15:24 (vor 2465 Tagen) @ Fair Play

Es sollte allerdings auch Leute geben, die die "Ehe für alle" als endgültigen Triumph des des Konservatismus über die freie Liebe sehen. ;-)

Ich muss zugeben, dass ich da selbst zwiegespalten bin. Einerseits finde ich es richtig, dass der Staat - so er denn Privilegien garantiert und um nichts anderes geht es hier im Grunde ja - nicht diskriminierend ist. Insofern ist die "Ehe für alle" (die ja tatsächlich nur eine "Ehe für alle" für 2er-Paare ist) natürlich ein 'Fortschritt'.

Anderseits kann ich durchaus verstehen, dass man aus kirchlicher bzw. katholischer Sicht nicht gerade glücklich ist. Ich kann zumindest nachvollziehen, dass man die Schleifung des traditionellen Begriffs der Ehe hin zu einem komplett frei definitierten Ehebegriff für glaubenstechnisch kritikfähig hält. Wenn man im Hinterkopf behält, dass die staatliche Ehe an sich schon ein Produkt des Kulturkampfs gegen die Katholiken durch den preußischen Staat ist, ist das dann eben die Endstufe. Nun hat er Begriff der "Ehe" an sich nichts mehr mit dem zu tun, was er im Sinne des christlichen Sakraments ist. Ich wundere mich schon, dass heute, wo ja immer nach religiöser Toleranz geschrien wird, ausgerechnet hier immer die Grenze gezogen wird.

Für mich persönlich hätte die Lösung eher darin bestanden, die Zivilehe an sich zu schleifen. Warum ich jetzt als unverheirateter Mann in vielerlei Hinsicht Nachteile gegenüber verheirateten Männern bzw. Frauen haben, die kinderlos sind, erschließt sich mir nicht. Ebenso ist die Ehe heute mitnichten mehr "ewig", insofern sind die beiden Grundfunktionen der Eheschließung vor einem staatlichen Beamten, die Gewährleistung des Kindeswohls und die Verfestigung gewisser tradierter gesellschaftlicher Werte, obsolet.

Die Liebe zwischen den Menschen ist heute freier, ja. Wird Sie es durch eine staatlich anerkannte Eheschließung? Nein, ich finde, es geht den Staat nichts an, wen man liebt, zu wie vielen man liebt, wo man es tut und in welcher Art und Weise. Er soll sich da gefälligst raushalten und sich nicht brüsten, dass er so gnädig ist, und es nun auch Homosexuellen erlaubt. Das ist eine unangenehme Instrumentalisierung und zutiefst paternalistisch.

Wer wen traut, das sollte Sache der Religionsgemeinschaft, weltlicher Redner, was auch immer sein. Die rechtlichen Verhältnisse sollten im Privatrecht geregelt werden, denn schon heute ist ein Ehevertrag vermutlich rechtssicherer, als die allgemeine Gesetzgebung. So könnte man endlich auch eine Trennung von Familienpolitik (was ja nur ein anderer Begriff für Politik, die Fertilität steigern soll zur Sicherung der Rentenkasse ist) erwirken, sodass es nicht mehr zu dem kuriosen Umstand kommt, dass unverheiratete Menschen, die Kinder erziehen, im Vergleich zu verheiraten kinderlosen Menschen, finanziell schlechter gestellt sind.

Mag alles etwas wirr sein, aber mir geht zu dem Thema als "Betroffener" durchaus viel mehr durch den Kopf, als diese irgendwie ziemlich infantil geführte "Debatte" derzeit bietet...


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