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Wen interessiert die Nationalelf überhaupt noch? (Spieltage)

Karsten, Zürich, Dienstag, 14.11.2017, 16:13 (vor 2347 Tagen) @ dan09

2006 war für mich eines der Highlights meines Fussballfanlebens. Ich war stolzer Gastgeber und freute mich, der Welt mein Land zeigen zu dürfen. Die deutsche Mannschaft spielte mitreissend, und ich konnte sogar für das Halbfinale in Dortmund an Karten kommen - ein WM-Halbfinale der eigenen Mannschaft im eigenen Stadion, was für ein Erlebnis!

2008 ging es dann schon abwärts: Ich machte mit zwei Kumpels eine kleine Tour via Innsbruck (Spanien gegen Schweden) nach Wien. Dort hatte ich Karten für unser Spiel gegen Österreich. Je näher man der deutschen Grenze war, desto mehr Anlass zum Fremdschämen gaben die eigenen Landsleute. Später während des Halbfinals stand ich am Basler Rheinufer, und die Türken waren in der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft. Wir standen vor dem Aus. Um mich herum unterhielten sich Menschen in deutschen Trikots über alles mögliche, aber die Leinwand würdigten sie keines Blickes. Geschweige denn, dass sie um den Einzug ins Endspiel zu bangen schienen.

2014 gingen mir dann die sozialen Begleiterscheinungen der WM-Ausrichtung in Brasilien dermassen gegen den Strich, dass ich fest davon überzeugt war, kein Spiel zu sehen. Daran gehalten habe ich mich nicht. Ich fand den Fussball dann doch unterhaltsam, vor allem Chile oder Kolumbien. Und der historischen Dimension eines 7:1 gegen den Gastgeber konnte ich mich dann auch nicht mehr verschliessen.

Was für mich dann aber gänzlich praktisch jedes letzte Interesse an der EM 2016 erledigt hat, waren die erstarkenden nationalistischen Strömungen in Europa zu dieser Zeit, das Bewusstsein, dass diejenigen, die als stolze Ungarn zum ersten und vielleicht einzigen Mal in ihrem Leben ein solches Turnier besuchen, die selben sind, die am liebsten jeden Flüchtling an ihrer Grenze erschiessen würden. Ich will damit einfach nichts mehr zu tun haben.

Die Vergabepraxis grosser internationaler Sportereignisse und ihre Begleitumstände im Gastgeberland tun ihr übriges: Auch von den letzten olympischen Sommer- wie Winterspielen habe ich nicht eine einzige Minute gesehen. Nicht aus bewusstem Protest, sondern weil es mich einfach nicht mehr interessiert. Wahrscheinlich kommt auch insgesamt einfach viel zu viel Sport im Fernsehen.


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