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Die erste Niederlage... (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 07.11.2018, 11:27 (vor 2008 Tagen) @ Johannes

Das ist ja eigentlich auch ein total kurioser Anblick, den man da teilweise sieht. Eine der Topmannschaften in Europa, die in den letzten Jahren zwei Mal CL-Finalist war und immer das Potential fürs Halbfinale hat, steht bei gegnerischen Ballbesitz normalerweise nicht mit zwei Viererketten an der eigenen Strafraumkante. Das ist eigentlich eher die Defensivarbeit eines Abstiegskandidaten, der als Underdog bloß nicht auf die Mütze kriegt.

Kurios, aber erfolgreich. Das Spiel Atléticos, wie es Simeone implementiert hat, ist nicht unbedingt etwas für Fußballästheten. Zumal eine gehörige Portion Ruppigkeit und Härte in der Zweikampfführung hinzukommt

Underdogfußball, und ein Marketingstratege hätte sich diese Art des Spiels nicht besser ausdenken können für einen Club wie Atlético, der seine Anhänger in den weniger privilegierten Stadtteilen der Hauptstadt hat in denen es robust zugeht und der den Gegensatz zum königlichen Prestigeclub der Stadt über Jahrzehnte auch regelrecht gepflegt hat (auch wenn man finanziell alles andere als unterprivilegiert ist). Irgendwie fühle ich mich dabei an raue Vorstädte von Buenos Aires erinnert, der Stadt, aus der Diego Simeone stammt. Sicher kein Zufall.

Dabei beruht alles auf einem klaren Plan. So leidenschaftlich und auch mitunter regelverletzend Simeone auch ist oder sich gibt, sein Fußball ist kühl kalkuliert und oft in Perfektion umgesetzt. Simeone weiß, dass keine Mannschaft eine intensives, hohes Pressing über einen längeren Zeitraum des Spiels durchhalten kann und auch nicht in allen Räumen des Spielfeldes. Irgendwann lassen Kraft und Konzentration nach, bei Ballverlusten funktioniert das Gegenpressing nicht mehr wie es sein sollte und man wird konteranfällig. Und er weiß auch, dass Defensivfußball nur funktioniert, wenn man auch wirklich so kompakt steht und die Räume derart verdichtet, dass selbst die besten Angriffsreihen der Welt verzweifeln. Und dabei immer auch auf den vielleicht entscheidenden Konter lauert. Diese Aufteilung in unterschiedliche Spielphasen, die bewusst und gezielt zur Anwendung kommen, verlangt eine ungeheure Disziplin, und das ist es hauptsächlich, was die Qualität der Umsetzung bei Atlético ausmacht.

Dass nicht immer alles in Perfektion funktionieren kann, ist klar. Andere Trainer machen sich auch ihre Gedanken, wie sie Atlético beikommen können. Und man tut sich mitunter schon schwer, wenn man gezwungen wird, selbst das Spiel zu machen. Wobei das Ballbesitzspiel Atléticos nicht zu unterschätzen ist.

Aber Simeone hat es geschafft, Atlético in diesem Jahrzehnt zur konstanten ‚dritten Kraft‘ in Spanien zu machen und zu einem Team, das durchaus auch die CL gewinnen kann. Man war ja schon zweimal ganz kurz davor.


In dieser Form gespielt, eigentlich kaum bezwingbar. Was natürlich nicht heißt, dass man sich nicht einfach viele leichet Ballverluste gestern hätte klemmen müssen.

Wenn Atlético in Rückstand gerät, tun sie sich schwerer. Sicherlich hat man schon des Öfteren gezeigt, auch Rückstände aufholen zu können. Aber man muss das eigene Konzept etwas ändern und das erhöht die Chancen des Gegners. Beim unserem Hinspielsieg (der vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist, wenn man das Spiell in Gänze betrachtet) hat sich Atlético gerade nach dem Rückstand zu viele Fehler erlaubt, die wir gnadenlos nutzen konnten.

Unzureichende Pressingresistenz einiger Spieler und z.T. auch überraschende Ballunsicherheiten haben dazu geführt, dass Atlético zu Chancen kam, die vermeidbar waren. Wenn die Rojiblancos ihr Spiel in Perfektion durchziehen, werden nicht wenige Spieler des Gegners genervt und nervös. Da muss man kühl bis ans Herz bleiben und ein Passpiel aufziehen, das auf absoluter Sicherheit, Perfektion und Geduld beruht. So weit ist unsere Mannschaft aber noch nicht, kann sie auch noch nicht sein. Bei den jüngeren Spielern ist das auch nachvollziehbar, aber auch einige ältere Spieler haben hier Defizite. Ein Weigl in bester Verfassung hätte unserem Spiel gestern vielleicht mehr Sicherheit gegeben. Eine Spekulation, sicherlich. So wie Atlético sein Spiel durchgezogen hat, hätten wir dieses Match wahrscheinlich so oder so nicht gewinnen können. Aber wir hätten es auch nicht verlieren müssen.

Alles kein Beinbruch und für alle schwarz-gelben Beteiligten eine wichtige Erfahrung, aus der sicherlich die richtigen Erkenntnisse gezogen werden, um daran zu arbeiten.

Kovac und sein Trainerteam werden Hin- und Rückspiel auch analysieren. Auch wenn Bayern gänzlich anderen Spielstil pflegt, werden sie dennoch ihre Erkenntnisse aus diesen beiden Spielen ziehen. Und wahrscheinlich auch versuchen, diese für das Spiel am Samstag zu nutzen. Ich bin wirklich gespannt, wie die Bayern dieses Match angehen werden.

Es spricht vieles dafür, dass es so kommt. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Dass die Bayern ihr Spiel nicht von heute auf morgen völlig umstellen können oder vielleicht besser wollen, erscheint logisch. Aber so einige taktische Maßnahmen aus der Kategorie ‚gegen den Ball’ traue ich Kovac zu, gerade weil er gezwungen ist, zu zeigen, dass er seine Mannschaft noch irgendwie im Griff hat.

Der ‚Krieger‘ ist zwar mittlerweile in wärmeren Gefilden, aber ich befürchte auch ohne ihn insgesamt eine rauere Gangart der Bayern. So in der Art ‚Zweikämpfe annehmen, Schneid abkaufen, Zeichen setzen‘ und was es da sonst noch alles an Umschreibungen aus dem DoPa gibt für hartes und teilweise unfaires Spiel.

Ich kann mir auch vorstellen, dass Kovac teilweise Manndeckung praktizieren lassen wird. Das hat er bei der SGE vorzugsweise im Mittelfeld so spielen lassen. Zumindest halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass er mit einem ‚Sonderbewacher‘ für Witsel aufwarten wird. Und dass Witsel und unsere Innenverteidiger ständig und intensiv angelaufen werden, um unseren Spielaufbau zu stören und Ballverluste zu provozieren.

Ich bin gespannt.


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