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GOT startet diese Nacht (Sonstiges)

Andypsilon, Montag, 15.04.2019, 20:19 (vor 2450 Tagen) @ BaschiCH

Ich mag solche Diskussionen, in denen Liebhaber einer literarischen Vorlage die Ursprungsware gegen diejenigen, die nur die filmische Umsetzung kennen, bis aufs Blut verteidigen, sehr. In der Wissenschaft gibt es einen Namen dafür, das so genannte „Tom Bombadil-Paradoxon“, angelehnt an eine Figur aus Tolkins „Herr der Ringe.“
Dabei geht es um eine Figur, die in der Vorlage eigentlich keinen echten Beitrag zur Handlung leistet, von den Lesern aber so geliebt wird das ihr Fehlen aus einer sehr guten filmischen Umsetzung für sie eine schlechte macht. Das „Tom Bombadil-Paradoxon“, abgekürzt TBP.

Jaaa ist ja gut, ich gebs ja zu, das TBP gibt es gar nicht und auch ich hoffe, dass die Wissenschaft (als solche) zwei bis fünf andere Dinge zu tun hat als sich über sowas Gedanken zu machen. Ich wollte einfach mal ein wenig Tyrion sein, schließlich gibt er seinen Worten auch hin und wieder nen klitzekleinen Schuss mehr Gewicht in dem er eigene Zitate mit den Worten „ein großer Mann hat einmal gesagt...“ einleitet. Der Tyrion is mir schon so einer.

Ich warte nun seit Jahren darauf, dass Game of Thrones, also die Serie, endlich zu Ende geht. Nicht weil ich sie nicht mag, im Gegenteil, ich finde das, was da inszeniert wird, einfach nur einzigartig, phantastisch, großartig. Ich möchte aber auch endlich richtig in die Bücher einsteigen und das habe ich mir in diesem Fall bewusst für „danach“ aufgehoben. Ein Grund dafür ist tatsächlich Tom Bombadil, mein Gott wie gerne hätte ich den und seine Goldbeere in den Filmen gesehen. Und noch so einiges mehr, was für mich zwar nicht wie im TBP (hihi) aus den Filmen schlechte gemacht hat, es gab aber immer irgendwie einen faden Beigeschmack und das, obwohl Tom Bombadil wirklich nichts zum großen Ganzen beigetragen hat. Ich bin mir auch sicher, dass ich die Bücher im Endeffekt besser finden werde als die Serie, aber so kann ich wenigstens erst das eine in vollen Zügen geniessen und dann das andere. Umgekehrt ist es einfach schwieriger, bei der filmischen Umsetzung einer komplexen literarischen Vorlage ist es praktisch unmöglich alle Geschmäcker befriedigend zu bedienen. Meine Mutter hat bis heute nur eineinhalb Winnetou Filme gesehen, sie sind für sie einfach völlig misslungene Versuche, in ihren Augen großartige Bücher zu verfilmen.

Allerdings soll das auch keine Kritik an den Kritikern der Serie sein, denn es gibt neben dem „zu umfangreich“-Argument natürlich auch genug hausgemachte Möglichkeiten bei der Umsetzung Scheisse zu bauen. Lazy writing, den Kern der Geschichte nicht rüber gebracht weil nicht verstanden, völlig unnötige Längen/Kürzen/dramatische Elemente...usw.. Da ist The walking Dead für mich ein gutes Beispiel. Ich habe für mich von Anfang an beschlossen, die Serie als „von den Comics inspiriert“ zu betrachten und das lässt einen dann auch über viele Dinge hinwegsehen. Ich finde sogar, dass es Personen, Storylines usw gibt die in der Serie besser rüber kommen als in den, in meinen Augen saustarken, Comics. Bzw. gibt es Elemente, die in den Comics gar nicht vorkommen und richtig gut funktionieren. Dann haben sie allerdings angefangen, das Ding mit Cliffhangern aus der Hölle Richtung Wand zu fahren und als sie es dann auch noch geschafft haben, einen der Top 10 Comic-Bösewichte überhaupt (auch noch gespielt von einem meiner Lieblingsschauspieler) aber mal sowas von zu versaubeuteln war das Ding kaputt. Naja, zumindest gefühlt, ich muss sagen, dass ich die letzte Staffel mit sowas wie einer „na, was verblödeln die jetzt wieder“ mehrHassalsLiebe geguckt habe und ich muss sagen, so ab der Mitte habe ich gedacht „mmh, das ist ja gar nicht mal so schlecht“ und am Ende dann „verdammt, das war ja richtig gut.“
Aber hey, Game of Thrones.

Ich denke das, egal wie sie es zu Ende bringen werden, es wird Kritik geben. Was auch daran liegt, dass gerade diese Serie einfach einen riesengroßen Interpretationsspielraum lässt. Für mich z.B. steht vieles, was in der Serie rüber gebracht stellvertretend für eine ganze Latte an sozialen und politischen Problemen, vor denen wir stehen und für die wir keine Lösungen finden. Die Menschen blödeln lieber mit ihren Machtspielchen rum, getrieben von Machtgeilheit, Eitelkeiten und Gier anstatt sich gemeinsam um die Dinge zu kümmern, die eine echte Gefahr für alle sind? Klimawandel. Wir schirmen die Königslande mit einer nicht zu überwindenden Mauer ab und spucken auf die Wildlinge? Arm vs reich. Wir verbrennen Kinder, die Spatzen, die 7 usw.? Religiös motivierter Fanatismus. Und dann gibt’s da noch Rassismus, der Umgang mit Frauen, was sind Werte und und und.
Aber mir ist auch klar, dass das alles Dinge sind die ich da rein interpretiere, andere sehen da ganz andere Themen, wollen ganz andere Auflösungen als ich oder interpretieren da einfach gar nichts rein und genießen nur das, was vorgesetzt wird. Das alles gilt es zu respektieren und das bestmögliche Ende zu finden. Unmöglich, alle einzufangen.

Von mir aus darf am Ende alles in Schutt und Asche liegen, der Nachtkönig macht aus dem eisernen einen Eis-Thron und richtet seinen Blick Richtung Drachenbucht. Die jetzt wieder Sklavenbucht heißt, weil sich neue Sklavenhändler etabliert haben und wieder ihrem Treiben nachgehen.
Oder mmjaa, okay, der Romantiker in mir kann auch gut mit Jon und Daenerys auf dem Thron leben. Umgeben von einer Horde Inszestkindern. Wollens jetzt auch mal nicht übertreiben mit der Moral.


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