schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Der Versuch einer Bilanz (nach 9 Pflichtspielen), Teil 3, Der Kader (BVB)

Bembele, Münster, Donnerstag, 17.10.2024, 12:34 (vor 16 Stunden, 54 Minuten) @ Bembele

Teil3, Der Kader...
wie er im Kicker aufgeführt ist besteht momentan aus 24 Spielern, darunter die 5 externen Neuzugänge Couto, Groß, Beier, Anton, Guirassy, Sie ersetzten die Abgänge Hummels, Reus, Moukoko, Maatsen, Füllkrug, Sancho, Wolf, Özcan

Wenn man die Neuzugänge den Abgängen nach ungefährer Position gegenüberstellt:
-hat Anton den Neu-Römer Hummels bisher noch nicht gleichwertig ersetzen können, weder in der Defensive, erst recht nicht im Aufbauspiel.
-wird Couto noch sehr viel Zeit benötigen, um überhaupt nur in die Nähe des Niveaus von Maatsen (hinsichtlich Schnelligkeit, Tempodribbling, Torgefährlichkeit) zu gelangen.
-hat Beier zu wenig Spielzeiten (und in seinem bis Berlin einzigen Spiel von Beginn an in Bremen die falsche Position bekommen) erhalten, um sich mit dem in den letzten Wochen der letzten Saison wieder sehr erstarkten Sancho messen zu können.
-ist Guirassy sicher eine Verbesserung im Vergleich mit Füllkrug.

Die Kaderplaner (dazu gehörte nach eigener Aussage auch der Trainer selbst) haben sich, wie oft in den letzten Jahren, recht bequem, einfallslos und unter sehr teurem/ungünstigen Preis-/Leistungsverhältnis aus der Bundesliga oder Nationalelf bedient – und sind damit nicht selten auf die Nase gefallen (hier sei nur auf N. Schulz, Bensebaini, Nmecha verwiesen)

Und dafür hätte es gar keiner Scoutingabteilung bedurft. Denn Spieler wie Guirassy, Anton und Beier hätten vor der Saison nahezu alle anderen Bundesligisten vermutlich auch gern verpflichtet, wenn sie das nötige Kleingeld gehabt hätten. Guirassy erhöht die Qualität der Mannschaft sofort, sollte aber unter besonderer Art der Belastungssteuerung stehen, denn sein Ausfall würde, mangels Alternativen, ein großes Problem für die Mannschaft bedeuten. Was auch immer zum Wechsel von Füllkrug geführt haben mag: Um die intern hochgestellten Ziele (Titel) verwirklichen zu können, wäre ein Verbleib von Füllkrug ein sehr wichtiges Puzzleteil gewesen.

Groß ist trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner Geschwindigkeitsdefizite sicher kein Fehlkauf. Ob er aber in dem aktuellen BVB-Gefüge der erhoffte Spielgestalter/Unterschiedsspieler sein kann, wird sich noch erweisen müssen. Seine Torgefährlichkeit hat er (bisher) offenbar in Brighton zurückgelassen, denn er hat schon einige Großchancen kläglichst vergeben in den letzten Monaten.

Eine 100%ige Torchance (ganz frei vor dem Tor und man wünschte sich in dem Moment Sancho zurück), die das Spiel hätte kippen lassen können, vergeben hat zuletzt auch der völlig verunsicherte Beier in Berlin (55. Minute). Vom Trainer immer in höchsten Tönen gelobt bekam er dafür (zu) wenig Spielpraxis. Nach Wochen mit ein paar Kurzeiteinsätzen wurde er nun in Berlin zum 2. Mal in die Startelf berufen und enttäuschte erneut auf der ganzen Linie, leitete mit einem kapitalen Fehlpass zudem auch noch den Elfmeter zum 1:0 für Union ein. Ihm fehlt trotz aller Belobigungen das Vertrauen (auch des Trainers, sonst hätte er ihm mehr Spielzeiten gegönnt), was er sich nur in mehr Spielzeitminuten erarbeiten kann. Die bekam er bisher nicht. Er hat alle Anlagen für einen Offensivspieler und in der letzten Saison in Hoffenheim von Anfang an funktioniert.

Während man in der Offensive bis auf das Fehlen eines Stellvertreters für Guirassy – abseits der Verletzungsanfälligkeit der schnellen jungen Pfeile Duranville, Gittens, Adeyemi und auch Malen - recht gut aufgestellt ist, gibt es in der Defensive ein erhebliches, von den Kaderplanern selbstverschuldetes Problem: Es gibt zwar drei Innenverteidiger, aber auf der linken Außenverteidigerseite herrscht gewissermaßen ein Vakuum. Mal muss dort Schlotterbeck (mit mäßigem Erfolg) ran, mal Bensebaini und weil das alles nicht richtig funktionierte (war das für den Trainer nicht absehbar?), muss nun der allseits zuverlässige Ryerson dort aushelfen, obwohl seine Qualitäten auf der rechten Seite viel besser zum Tragen kommen – und Couto dort noch in seine Rolle reinwachsen muss und Süle – trotz der vielen Lobhudeleien - offenbar auch das volle Vertrauen des Trainers verloren hat und zuletzt (gegen Celtic und in Berlin) gar nicht mehr berücksichtigt wurde.

Hier ist schon die Frage erlaubt, warum die Kaderplaner nicht den so überzeugenden und das Spiel in der Rückrunde so positiv geprägt habenden Maatsen nicht fest verpflichtet haben. Er hat ohne jegliche Anlaufzeit sofort funktioniert, vereinigt feine Technik mit sehr großer Antrittsschnelligkeit und kann nachgewiesenermaßen – was kaum ein anderer BVB-Spieler in Defensive und Mittelfeld kann – enge Situationen durch ein Dribbling lösen und in Angriffsaktionen umwandeln. Vergleicht man die Summen, die für Nmecha, Beier, Anton gezahlt wurden, wäre er dennoch vom Preis/Leistungsverhältnis ein Schnäppchen gewesen, noch dazu, weil er noch sehr jung ist und sein Marktwert ganz sicher steigen wird in den nächsten Jahren. Und er hätte keinerlei Eingewöhnungszeit gebraucht.

Unerklärlich ist in dem Zusammenhang der Fall Tim Rothe. Nach einer überragenden Saison auf der linken Seite in Kiel (zu Beginn als 18jähriger!!) war er wieder Teil des BVB-Kaders und prädestiniert dafür, den Abgang Maatsen zu ersetzen – nur nicht für das Trainerteam, die die Qualitäten des in der BVB-Jugend gereiften Spielers offenbar nicht genug schätzten und ihn lieber zu Union ziehen ließen (mit Rückkaufoption). Ein fatale Fehleinschätzung aller Verantwortlichen, wie der BVB selbst zu spüren bekam jüngst in Berlin: dynamisch, zweikampfstark (auch im Kopfball), technisch beschlagen. Er hätte im BVB-Kader den mit Abstand besten Notenschnitt (Kicker-Benotung) aller Spieler!! Und, nicht zu vergessen, gewissermaßen ein natürlich noch entwicklungsfähiges Eigengewächs und Sympathieträger mit tadellosem Charakter.

Das Mittelfeld ist durchschnittlich besetzt, etwas zu langsam, überaltert (Can, Sabitzer, Groß haben alle die 30 überschritten); der in dem aktuellen Gefüge unverzichtbare Brandt wirkte zuletzt etwas überspielt, Nmecha, bei allem verborgenen Talent, keine wirkliche Alternative (zu behäbig, zu langsam im Antritt und zu lässig im Abspiel). Seine Mentalität zeigte sich exemplarisch in Berlin, als er, gerade eingewechselt, in der 76.Minute am Mittelkreis den Ball vertändelte (kann passieren), Union sofort gefährlich und schnell umschaltete und Nmecha sich im lässigen Dauerlauf nach hinten bewegte, während seine Kameraden im Sprint nach hinten die Torchance zu verhindern suchten.

Fazit: Der Kader ist sehr teuer, aber unausgewogen und qualitativ nicht so hochwertig, wie er von außen immer gesehen wird. Da sind Bayern, Leverkusen deutlich besser aufgestellt, auch Stuttgart (trotz der Abgabe von absoluten Leistungsträgern zum BVB), Frankfurt (mit ihrer sehr erfolgreichen Scoutingabteilung) und Leipzig scheinen momentan noch einen Schritt voraus.
Es fehlt bei den BVB-Verantwortlichen auch der Mut, den jungen talentierten Eigengewächsen mehr Spielzeiten zu gönnen, anstatt auf satte, fertige BL-Spieler zu setzen. Den Fall Rothe hatte ich schon genannt. Ich bin überzeugt, dass z.B. auch Moukoko bei mehr Spielzeiten (beim BVB und einer besser früher angepeilten Leihe) auch schon deutlich weiter gewesen wäre. Er wird seinen Weg machen. 'Der Prophet gilt bekanntlich nichts im eigenen Lande.'


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1331460 Einträge in 14505 Threads, 14101 registrierte Benutzer Forumszeit: 18.10.2024, 05:29
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln