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Nichts gewusst? Da habe ich meine Zweifel! (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 26.03.2025, 19:24 (vor 6 Tagen) @ Phil

Zu dem Zeitpunkt (also ab 1993), als der BVB seine (damalige) Geschäftsstelle in August-Lenz-Haus benannte, war niemandem (soweit ich weiß) zumindest flächendeckend bekannt, dass August Lenz eine Nähe zur SA hatte und auch für eine SA Auswahl Spiele bestritt.

Und als The Unity sich gründet, war das auch keinem bekannt. Er war die Dortmunder Legende und somit eben auch ein strahlendes Symbol für diesen Klub und für all jene, die seine Tradition hochhalten wollten.

MFG
Phil

Das bezweifle ich.

Meine Familie stammt väterlicher- wie mütterlicherseits aus Dortmund (und einige Familienzweige aus anderen Städten wie z.B. München), war seit der Jahrhundertwende fußballbegeistert (zumindest was die männlichen Familienmitglieder anbelangt) und es gab niemanden, der dem NS-Regime oder einer der vielen NS-Organisationen nahegestanden hätte.

Widerstandshelden gab es unter ihnen nicht, aber man hat sich auch nicht vom Regime vereinnahmen lassen. Was gar nicht so einfach war. Mein Großvater mütterlicherseits sah sich z.B. Nötigungen ausgesetzt, dem ‚NS-Kraftfahrerkorps‘ beizutreten. Er lehnte dies ab und blieb unter Inkaufnahme beruflicher Nachteile standhaft. Was nicht alle seiner Kollegen taten, auch um Ruhe vor weiteren Drangsalierungen zu haben.

Mein Großvater väterlicherseits war bis 1933 kleinerer SPD-Funktionär und Mitglied im Reichsbanner. Ein Arbeitskollege und SA-Mitglied warnte ihn trotz der erbitterten politischen Gegnerschaft aus alter Verbundenheit rechtzeitig, sodass er dem berüchtigten ‚Verhör‘ auf der Steinwache entgehen konnte. Trotz eindringlicher Warnung, die Füße still zu halten, konnte er sich im Laufe der unseligen zwölf Jahre die eine oder andere ‚Unbotmäßigkeit‘ nicht verkneifen, was letztlich dann im Krieg zwei seiner Söhne die UK-Stellung (Bergbau) kostete und den Einzug zur Wehrmacht bedeutete.

In späteren Zeiten, mit steigendem Alter von mir mit immer größerem Interesse verfolgt, ging es in den Gesprächen oft auch darum, „wer mitgemacht hat“ oder „wer mitmachen musste“. Und da Fußball und Borussia auch immer Thema war, wurde in diesem Zusammenhang auch August Lenz erwähnt. Sätze wie „Die Hand gehoben haben die doch alle, mussten sie auch wenn man dabei bleiben wollte. Aber freiwillig in die Partei eintreten wie der August Lenz - nee, nee, nee“ sind mir heute noch geläufig.

Und so wie es meinen Großeltern, Eltern und Verwandten ging, müssen auch viele andere Dortmunder, die sich in den 30ern für Fußball interessiert haben, von der Parteimitgliedschaft des ‚blonden August‘ gewusst oder davon gehört haben.

Dass solche Dinge offiziell nicht thematisiert wurden, ist eine andere Sache und hatte diverse Ursachen und Gründe. Aber wer Anfang der 90er bezüglich prominenter Sportler, Künstler oder generell nicht die Frage nach der Verbundenheit mit dem NS-Regime gestellt hat, kann in meinen Augen nicht als naiv oder nichtwissend entschuldigt werden. Wobei es schon auch Unterschiede in der Bewertung gibt zwischen Mitläufertum, Opportunismus oder Täterschaft (wir z.B. bei Tull Harder vom HSV).


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