schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Vielen Dank für die Einsichten. (Sonstiges)

Scrutinizer, Dienstag, 21.11.2017, 13:44 (vor 2347 Tagen) @ Micha
bearbeitet von Scrutinizer, Dienstag, 21.11.2017, 13:49

Eben weil ich die Fundamentalopposition nicht nachvollziehen kann. Sascha und Marianne (die die Sicht ihres Mannes beschrieben hat) haben es schon sehr gut beschrieben, dennoch ein paar persönliche Ergänzungen.

Wahrscheinlich würden die Leute aus deinem Umfeld die SPD eh nicht wählen oder? Würden die denn die FDP wählen?

In meinem Familien- und Freundeskreis sind wir eigentlich alle Wechselwähler, die in den letzten 4-5 BTWs je nach Alter und Wahl (jeweiliger Kanzler- sowie Kandidat fürs Direktmandat) bis auf die Ränder alles gewählt haben:
SPD, Grüne, Linke (Realo-Strömung à la Ramelow, nicht Wagenknecht), CDU (Strömung Merkel/Altmaier, nicht Jens Spahn/Thomas Strobl) oder FDP (Strömung Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, nicht Lindner/Westerwelle).
Eigentlich sind wir alle typische Mitte-Wähler, mit Affinität zu Umweltthemen und Bürgerrechten sowie heftiger Phobie gegen (rechts-konservative) Gesinnungspolitik und neoliberaler Wirtschaftspolitik.

Ich erhebe nicht den Anspruch, repräsentativ für einen SPD-Wähler vom September zu sein, aber ich oute mich mal und schreibe dir, weshalb ich damals euch gewählt habe und es bei Neuwahlen nicht mehr tun werde.

Trotz Bauchschmerzen habe ich euch Erst- und Zweitstimme gegeben. Erststimme wegen des Kandidaten war mit Überzeugung. Zweitstimme war mit vielen Bauchschmerzen als kleineres von vielen Übeln. Ich hatte zwar keine großen Erwartungen an Schulz, aber doch hatte ich mir drei Dinge von ihm versprochen:
1. Verfechter für die EU und Bewusstsein der dt. Verantwortung
2. schonungslose Auseinandersetzung mit rechtsextremen und rassistischen Strömungen (wie schon im EU-Parlament)
3. Kooperation auch in der Opposition über Parteigrenzen hinweg. So wie er es erfolgreich tat, um Einfluss und Befugnisse des EU-Parlaments in den Lissabon Treaties festzuschreiben.

Konnte ich die Zurückhaltung der SPD während der Jamaika-Sondierungen noch total verstehen, so finde ich die Komplettverweigerung (inkl. konstruktive Tolerierung einer Minderheitenregierung) nach dem Scheitern von Jamaika verantwortungslos. Gerade wegen der Lage in Europa, den USA und dem Rest der Welt bin ich von Schulz maßlos enttäuscht, aber auch, dass er auf Fundamentalopposition macht. Und die Wortwahl - "wir sind nicht Deutschlands Demokratiereserve" - sorry, das geht gar nicht. Für mich ist die SPD erstmal nicht mehr wählbar. Wenn ich Bock auf Trotzköpfe hätte, würde ich die Linken wählen. Habe ich aber nicht. Und gewinne aus den Umfragen auch nicht den Eindruck, dass sich die SPD so als Regierungsalternative etabliert.

Diejenigen, von denen ich weiß, dass sie ebenfalls die SPD gewählt haben, haben dies auch wegen Schulz getan und sind enttäuscht, oder sie wollten eine schwarz-gelbe Koalition verhindern und die Grünen waren ihnen zu mainstream und Unions-affin geworden.

Wir haben einen inhaltlichen und personellen Neuanfang angestoßen, der in einer neuen GroKo ad absurdum geführt würde.

Verzeihe mir, aber ich sehe weder den inhaltlichen noch den personellen Neufang. Jedenfalls nicht das, was ich mir unter Neuanfang vorstelle. Vor allem personell ist es vor allem ein Stühlerücken. Lars Klingbeil als eventueller Generalsekretär ist der einzige personelle Neuanfang, den ich wahrnehme.

Es gibt zudem nicht die Pflicht in eine Regierung einzutreten. Es gibt auch die Möglichkeit einer Minderheitsregierung, die meiner Meinung gar nicht schlecht für die Demokratie und den Parlamentarismus in Deutschland wäre. Und wenn diese Minderheitsregierung nicht klappt, kann man in ein zwei Jahren immer noch über Neuwahlen nachdenken.

Da kommen wir doch noch zusammen, das war direkt nach der Wahl meine bevorzugte Lösung. Allerdings würde ich auch von der SPD erwarten, dass sie sich konstruktiv einbringt und durch Sacharbeit überzeugt. Und leider scheint es dafür keine Mehrheit in Bevölkerung und Politik, einschließlich der SPD, zu geben.

Trotzdem nochmal Danke für deine Ausführungen!


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1233615 Einträge in 13684 Threads, 13778 registrierte Benutzer Forumszeit: 25.04.2024, 18:53
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln