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SPIEGELgate (Fußball und Sport allgemein)

Voomy, Berlin, Donnerstag, 20.12.2018, 18:05 (vor 2560 Tagen) @ Elmar

Ganz einfach: Confirmation Bias. Etwas, von dem ich bereits erahne dass es stimmt, bedarf einer geringeren Überprüfung, als etwas das ich anzweifel. Käme nun ein Journalist zum Spiegel und würde zum Beispiel eine Geschichte über die Fanatiker des Links-Populisten in Mexiko verkaufen wollen, wäre es schon von Haus aus schwieriger diese Geschichte unterzubekommen. Was völlig okay ist: Ich versuche der FAZ ja auch keine Artikel über die Großartigkeit von Bernie Sanders oder das Staatssystem von Venezuela zu verkaufen.

Den besten Beleg den du für die Behauptung findest, findet sich in der eigenen Erklärung von SPIEGEL, wie das passieren konnte:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/der-fall-claas-relotius-wie-das-spiegel-sicherungssystem-an-grenzen-stiess-a-1244593.html

Ich nehme unter den vielen, vielen passenden Passagen jetzt mal das hier:

Nicht prüfen kann die Dok naturgemäß Dinge, die ein Reporter vor Ort exklusiv recherchiert hat und die bisher unbekannt, also nirgendwo berichtet wurden. Wo Journalisten mit den Protagonisten ihrer Geschichte allein sind, wo sie Vieraugengespräche mit ihren Informanten führen, endet der Zugang der Dok: "Informanten der Redaktion, die Objekt einer Geschichte sind, dürfen nur nach Absprache mit der Redaktion befragt werden

Das Vertrauen basiert also bei sowas vor allem auf der Zuverlässigkeit und der Skepsis vieler einzelner Personen, wenn es um Vor-Ort-Reportagen geht. Ein Artikel der in den allgemeinen Tenor passt, wird - ob nun bewusst oder unterbewusst - auch durch den Confirmation Bias mitverarbeitet. Es ist nicht schwer vorstellbar dass irgendein Hillbilly-Dorf in den USA ein Schild mit "Mexicans out!" am Ortseingang stehen hat. Andersrum wäre der Ansatz ein anderer, wenn jetzt zum Beispiel jemand mit einer Story über "No-Go-Areas" in Berlin ankommt.

Das ist bei allen Redaktionen so. Nur hat der SPIEGEL halt bisher gerne sein Aushängeschild, die Dokumentation, immer vorne an gestellt. Zuletzt hat man sehr gerne bei der Vergewaltigungs-Anschuldigung gegen CR7 darauf verwiesen, wie akribisch dort gearbeitet wird. Wenn es gelingt 60 Geschichten beim SPIEGEL zu veröffentlichen, ohne dass mitunter absurd erscheinende Aussagen auffallen, hat das System auf so demonstrative Weise versagt, dass es für den SPIEGEL intern ein größeres Problem ist als extern.

Und ja, das sind persönliche Erfahrungen, also auch Confirmation Bias. Sowohl mit SPON als auch dem SPIEGEL als auch der FAZ und der ZEIT. Keine der deutschen Redaktionen hat jetzt ein nettes Weihnachtsfest. Es hat zwar nicht alle getroffen, aber alle haben jetzt nochmal gezeigt bekommen, wie einfach es eigentlich ist, professionell zu bescheißen.


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