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Interim-Ergebnisse der Comirnaty-Kinderstudie (Corona)

Reviewer, Mittwoch, 22.09.2021, 13:07 (vor 941 Tagen) @ Fred789
bearbeitet von Reviewer, Mittwoch, 22.09.2021, 13:10

Cave: Long Read.

Warum?

Wegen des zitierten Tweets aus mehreren Gründen.

Es wurden keine "strong assertions" gemacht.

Bei keinem einzigen Arzneimittel mit neuem Wirkstoff, auch Impfstoffen, sind zum Zeitpunkt der Zulassung alle seltenen und sehr seltenen Nebenwirkungen bekannt. Deshalb gibt es Arzneimittel-Risikomanagement. Fängt noch vor first-in-human-Studien an und endet erst, wenn das einst zugelassene Arzneimittel nicht mehr in Verkehr ist. Deshalb haben Studiensponsoren wie Zulassungsinhaber umfangreiche Pflichten, werden Nutzen und Risiko laufend überwacht. Es gibt verschiedenste Tools und Mechanismen. Mehr dazu in der Antwort auf Deine zweite Frage.

Zur Erinnerung ein Blick auf die Zulassungsstudie von Comirnaty mit ganz überwiegend erwachsenen Teilnehmern zum Zeitpunkt des cut off für die intitiale Einreichung.
In Verum- und Placebogruppe waren je ca. 20.000 Teilnehmer.
Es gab in beiden Gruppen genau einen Fall von Myokarditis.
Zum Vergleich: Es gab in demselben Datensatz vier Fälle von Fazialisparese in der Verum-, keinen in der Placebogruppe.
Ergebnis: Seit der allerersten EU-Fachinformation ist akute Fazialisparese als seltene Nebenwirkung aufgeführt.

Es ist bei Impfstoffentwicklung Standard, dass man nach Generierung von robusten Daten mit (halbwegs gesunden) Erwachsenen für de initiale Zulassung "immunobridging" in andere Gruppen mit weniger großen Teilnehmerzahlen vornimmt. Dazu zählen auch Kinder.

Wer eine robustere Datenbasis vor Zulassung bei Kindern möchte, muss Fragen beantworten.
Wer selbst Kinder <18 Jahren hat: Würde er Einverständniserklärungen für seine eigenen Kinder für eine Studie mit noch nicht für sie zugelassenem Impfstoff unterschreiben.
Wer Enkelkinder <18 Jahren hat: Würde er seine Kinder versuchen zu überzeugen, die Enkelkinder in Studien mit noch nicht zugelassenem Impfstoff einschließen zu lassen.
Wer (noch) keine Kinder hat: Woher sollen Teilnehmer für Kinder-Studien herkommen.

Ich erwarte, dass jemand wie Eric Topol das alles weiß und angemessen kommuniziert.
Wenn nicht: peinlich und inakzeptabel.
Wenn er wider besseren Wissens handelt: peinlich, inakzeptabel und unverantwortlich.

Was die Teilnehmerzahl angeht, glaube ich nicht, dass die EMA dies zum Anlass nimmt, keine Zulassung zu erteilen. Bei den 12-17 Jährigen war sie in der gleichen Größenordnung und wurde akzeptiert. Oder meintest du was anderes?

Aus der Teilnehmerzahl leite ich nichts ab.

Zulassung ist nichts anderes als die laufende Bewertung vom Nutzen/Risiko-Verhältnis (N/R) eines Arzneimittels.

N/R kann für Personengruppe 1 anders eingeschätzt werden als für Personengruppe 2.
N/R kann für dieselbe Personengruppe in Region A anders sein als in Region B.
Zulassungsbehörde 1 kann aufgrund derselben Datenbasis zu unterschiedlichen Einschätzungen gelangen als Zulassungsbehörde 2.
Zulassungsbehörde 1 kann zu ein und demselbem Antrag unterschiedliche Anforderungen an Robustheit der Daten haben als Zulassungsbehörde 2.


Weil sowohl Nutzen, aber vor allem Risiken zum Zeitpunkt der Zulassung nicht vollständig charakterisiert sind, wird N/R laufend bewertet und Risikomanagement betrieben.
Es gibt für jeden Zulassungsinhaber umfangreiche Pflichten, um das sicherzustellen.
Weiterhin ist jede bedingte Zulassung (in den USA auch jede emergency use authorization) mit individuellen Auflagen verbunden.

Beispiele für Risikomanagement sind
Anwendungsgebiet und Personengruppe (Fachinformation).
Gegenanzeige für bestimmte Gruppe(n) (FI).
Warnhinweise (FI).
Über das Übliche hinausgehende Analyse- und Berichtspflichten.
Auflagen für weitere neue Studien oder Änderungen laufender Studien (präklinische und/oder klinische).

Deshalb gehe ich davon aus, dass FDA und EMA zu etwas anderen Entscheidungen gelangen werden: Zulassungserweiterung ja, aber wann auf Grundlage welcher Daten mit welchem Label, Warnhinweisen, Auflagen usw. wird mE nicht identisch sein.


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