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Marktturbulenzen (Politik)

Ulrich, Montag, 05.08.2024, 11:38 (vor 502 Tagen) @ Scherben

Die deutsche Wirtschaft zerbröselt es doch aktuell auch gewaltig. Bekommt man nur noch nicht so richtig mit. Aber der Knall kommt.


Ernstgemeinte Frage: Wenn ich hier durch die Stadt laufe, finde ich überall Aushänge, dass Leute für diesen oder jenen Job gesucht werden. Wie kann das sein, wenn die deutsche Wirtschaft gerade "zerbröselt"? Sind das regionale Phänomene? Kommt es auf die Branche an? Wie gesagt: Die Frage ist durchaus nicht polemisch gemeint. Für mich ist vor allem Personalknappheit die Wahrnehmung.

Im Dienstleistungsbereich, im Handwerk, etc. sucht man wohl vielfach in der Tat händeringend Leute. Vor ein paar Monaten hatte ich bei meinem Auto einige Defekte. ABS-Sensoren, Glühkerzen, etc. Sonst war es in meiner Werkstatt kein Problem so etwas direkt in der gleichen Woche reparieren zu lassen. Dieses Mal musste ich schon auf einen Termin zur Diagnose mehrere Tage warten, und auf den Reparaturtermin einige Wochen. Personalmangel. Aus der Wirtschaft hört man teilweise pessimistischere Stimmen. Aber ich weiß nicht, ob man hier nicht eventuell "präventiv" abbaut. In der Vergangenheit hat so etwas aber teilweise dazu geführt, dass Personal fehlte, weil es nicht so schlimm wie erwartet kam.

Wir haben in Deutschland eine ganze Reihe von Problemen. Insbesondere einen riesigen Investitionsstau im Bereich der öffentlichen Infrastruktur. Und aktuell deutet nichts darauf hin, dass der abgebaut werden würde. Die USA, aber auch Frankreich oder Italien fahren aktuell einen exzessiven Verschuldungskurs. Das ist definitiv problematisch. Aber wir fallen ins entgegengesetzte Extrem, wir sparen uns in die Krise hinein. Für manche ist die Schuldenbremse in ihrer aktuellen Form so etwas wie ein Heiligtum, das man nicht antasten darf. Dabei verdrängt man, dass diese Regelung erst nach der Finanzkrise als Schnellschuss ins Grundgesetz eingeführt wurde. Auch die damaligen Macher halten sie mittlerweile für überarbeitungsbedürftig. Zudem leben wir nicht in "normalen Zeiten". Alleine schon der Ukraine-Krieg führt zu extremen finanziellen Belastungen. Das Geld auszugeben ist definitiv richtig. Aber es unter den Bedingungen der aktuell gültigen Schuldenbremse vom normalen Haushalt abzuzwacken, ist falsch.

In den letzten Jahrzehnten ist die Bürokratie in Deutschland ganz massiv angewachsen. Teils geht das auf EU-Vorgaben zurück, teils auf spezifisch deutsche Vorgaben. Diese Bürokratie verhindert vielfach noch immer den einfachen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für Migranten.

Ein Beispiel: Medienbericht - Mehr als 1.400 ukrainische Ärzte warten in Deutschland auf Zulassung – Gaß: „verheerende Bilanz“ (Deutschlandfunk)

"Mehr als 1.600 geflüchtete ukrainische Ärztinnen und Ärzte haben laut einem Medienbericht seit Beginn des Ukraine-Kriegs einen Antrag auf Approbation gestellt, um in Deutschland praktizieren zu dürfen. Doch noch immer seien rund 1.400 in Bearbeitung, heißt es. Die Bilanz sei verheerend, kritisierte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß."

Der Tagesspiegel berichtete am Wochenende über ein anderes, einfaches Beispiel für eine nicht funktionierende Verwaltungsbürokratie. Da möchte jemand in Berlin eine Taxikonzession, nachdem er die notwendigen Prüfungen abgelegt hat. Eine Eingangsbestätigung für seinen Antrag hat er nie erhalten, eit Monaten erreicht er nicht einmal die dafür zuständige Stelle.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/berliner-taxifahrer-uber-arger-mit-dem-amt-keine-antwort-von-niemandem-12031613.html (Paywall)

Ein Teil der Probleme der deutschen Wirtschaft scheint mir auch hausgemacht zu sein. Wenn der Vorstand eines Konzerns wie der Baywa eines Morgens plötzlich feststellt, dass man sich in akuter Insolvenzgefahr befindet, dann ist das ein absoluter Treppenwitz. Zu Zeiten niedriger Zinsen ist man mit dem Geldkoffer durch die Welt gereist und hat wahllos aufgekauft. Zuletzt hatte man ca. 5,5 Milliarden Euro Schulden, und ein effizientes Kreditmanagement scheint nicht stattgefunden zu haben.

Die Automobilindustrie steht vor der Umstellung auf die Elektromobilität, und aktuell sieht es so aus, als habe man sich hier mitten zwischen die Stühle gesetzt.

Und die Beispiele ließen sich sicherlich fortsetzen.


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