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Mann stößt Achtjährigen vor Zug (Sonstiges)

Schnippelbohne, Bauernland, Dienstag, 30.07.2019, 10:22 (vor 2345 Tagen) @ Schaumkrone
bearbeitet von Schnippelbohne, Dienstag, 30.07.2019, 10:26

Kriegt euch mal wieder ein. Das deutsche Strafsystem verfolgt mehrere Zwecke. Zum einen die klassische Bestrafung und damit Genugtuung der Opfer und der Gesellschaft. Zweiter Zweck: Schutz der Gesellschaft vor dem Täter. Dritter Zweck: Abschreckung - selbsterklärend. Vierter Zweck (und das ist der Unterschied zu den USA): Falls der Täter eine gute Prognose hat: Resozialisierung. D.h. den Täter wieder in ein geordnetes bürgerliches Leben zurücklenken. Täter resozialisieren ist am Ende übrigens auch deutlich billiger, als sie ihr Leben lang auf Staatskosten einzubuchten und hat oft den positiven Nebeneffekt, dass diese Menschen keine Nachahmer animieren, im Gegenteil eher für ein Leben ohne Straftaten werben. Bei schweren Verbrechen wie dem vorliegenden steht diese Überlegung aber erst ganz am Ende der Strafe nach vielen, vielen Jahren, die vor allem der Bestrafung und Abschreckung dienen. Nach der regulären Strafe gibt es zudem noch die Möglichkeit der Sicherungsverwahrung, falls der Täter nach Verbüßen der regulären Strafe (hier übrigens möglicherweise lebenslänglich, da Mordmerkmale vorliegen) immernoch als gefährlich eingestuft wird. Resozialisierung kommt dann natürlich auch nur in Betracht, wenn der Täter reuig ist und keine Gefahr mehr darstellt.
Beispiel für eine reine Bestrafung ohne Schutzbedürfnis ist übrigens die Steuerhinterziehung von Uli H. Uli H hat nicht Leib und Leben anderer gefährdet. Daher war sein Knastaufenthalt kein Schutz vor enem gefährlichen Täter, sondern reine Genuugtuung der Gesellschaft für den Schaden und Abschreckung.

Man kann das auch schön mit der Theorie der verschiedenen Weltbilder von Staatssystemen herleiten: Schlecht, skeptisch, gut.
Die USA stehen für das schlechte Weltbild. Straftäter sind schlechte Menschen und müssen bestraft werden. Punkt. Auge um Auge.
Deutschland vertritt das skeptische Weltbild. Auch hier geht es zunächst um Strafe. Aber danach kommt immer die Überlegung, in welche Richtung sich ein Täter entwickeln könnte. Skepsis im Sinne von ‚vielleicht besteht die Chance, den Täter wieder in die Gesellschaft zurückzuführen‘.
Statistisch funktioniert das skeptische Weltbild übrigens besser, d.h. weniger Straftaten als in Systemen mit einem schlechten Weltbild.


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