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Für mich DER Beitrag des Analyse-Threads (Spieltage)

markus, Sonntag, 09.11.2025, 12:12 (vor 26 Tagen) @ Nietzsche

Es ist doch völlig logisch, dass die Mannschaft im Rückstand kurz vor Schluss mit vollem Risiko alles nach vorne wirft – einschließlich des Torwarts –, um auf ein glückliches Tor zu hoffen. In dieser Situation ist ein zusätzlicher Verteidiger absolut sinnvoll.


Nein, das ist nicht sinnvoll. Schon gar nicht, wenn man die deutlich bessere Mannschaft ist.

Sind wir denn in der Situation (7 Spiele in 22 Tagen davon 6 mal auswärts) die deutlich bessere Mannschaft gewesen? Oder haben wir soviel Leistung eingebüßt, dass wir jedenfalls am Schluss nur noch auf Augenhöhe waren?

Ein paar Gedanken dazu:
Wenn eine deutlich schlechtere Mannschaft wie der HSV "mit vollem Risiko alles nach vorne wirft", führt das dazu, dass sie verliert. Denn wenn das ein Erfolgsrezept wäre, warum haben die das nicht gleich von Beginn an gemacht? Genau, weil es zu einer klaren Niederlage führen würde.
Und nur weil wir 1:0 führen, ist das plötzlich so gefährlich für uns?

Es ist die Kombination aus der Führung + nur noch wenige Minuten zu spielen. In solchen Situationen kommt dann oft auch der Torwart mit nach vorne. Etwas, was im Fußball immer nur kurz vor Schluss passiert.

Wenn wir uns auf deren Spiel einlassen und entsprechend wechseln, signalisiert das zwei Dinge:
1. Der Gegner weiß, dass er volles Risiko spielen kann. Er muss nicht (oder viel weniger) befürchten, ausgekontert zu werden.

Auch ohne dieses Wissen würde der Gegner kurz vor Schluss voll ins Risiko gehen, weil das die Chance erhöht, noch einen Ausgleich zu schaffen.

2. Die eigene Mannschaft bekommt das Signal, dass es gerade risikoreich ist. Das ist psychologisch kontraproduktiv. Die Angst vor dem Verlieren wird deutlich höher gemacht, als die Lust aufs Gewinnen.

Aber warum ist das (Defensiv stehen und den Sieg über die Bühne bringen) dann üblicherweise die Taktik von Trainern im Fußball? Haben die alle weniger Ahnung als wir hier im Forum? Müsste dann nicht jeder einfach immer offensiv weiterspielen?

Wenn man im Pokal als deutlich unterlegene Mannschaft glücklich in Führung geht, kann man probieren, nur defensiv zu spielen. Die Voraussetzung ist in solchen Fällen aber immer, vor einem übermächtigen Gegner zu stehen, der einen normalerweise zerlegt.

Wir sind aber kein übermächtiger Gegner, der andere normalerweise zerlegt. Dieses Niveau hat nur Bayern München, wobei selbst die gestern am Stock gingen und nur ein unentschieden erspielt haben.


Als bessere Mannschaft gibt es überhaupt keinen Grund, sich vor einem schlechteren Team derart zu fürchten. Schon gar nicht, wenn das ganze bisherige Spiel gezeigt hat, dass man deutlich überlegen ist. Wieso sollte ein Tor für uns daran etwas ändern?
Nur weil die plötzlich aufmucken? Hätten die vorher so gespielt, wäre das ein Traum gewesen!

Wie gesagt. Der Gegner ändert kurz vor Schluss seine Taktik und geht ins volle Risiko. Das kannst du ja nicht mit den 85 Minuten davor vergleichen.


Dann gibt es noch die Frage, ob ein zusätzlicher Abwehrspieler überhaupt die Defensive stärkt. Ein Beispiel, wie ich das meine:
Wenn dieser im 16er steht und dafür vor dem 16er ein Spieler fehlt, könnte das zu mehr Flanken führen. Ist es wirklich besser, im 16er mit einem Spieler mehr zu verteidigen, als mehr Flanken zu verhindern?
Wo und wie verteidigt dieser Verteidiger genau? Ist seine Aufgabe wirklich so beschaffen, dass man dafür einen Verteidiger braucht? Oder könnte vielleicht auch ein frischer Offensivspieler nach hinten mithelfen?
Was macht die Einwechslung eines Offensivspielers mit dem Gegner? Muss er sich nicht Sorgen machen, sofort ausgekontert zu werden? Wird er vielleicht seine Offensivbemühungen vorsichtiger gestalten?
Was ist, wenn man den Ausgleich bekommen hat, und der Gegner noch Zeit für den Siegtreffer hat? Man bekommt nie wieder einen Fuß in die Tür. Bekommt man den Ausgleich, hat aber frische Offensivspieler drin, zieht sich vielleicht der Gegner zurück und versucht, den Punkt über die Zeit zu bringen. Man hat auf jeden Fall noch Gegenspiel.

Dann hat man Pech gehabt. Dass man nicht mit absoluter Sicherheit die Führung durchs Ziel bringt, ist ja klar.
Die Frage ist doch eher, welche Taktik dafür die höchste Wahrscheinlichkeit bietet.


Je länger man darüber nachdenkt und je mehr man die Details betrachtet, desto zweifelhafter wird es, einen Defensivwechsel zu machen. Ich habe einige Argumente aufgeführt. Und unsere jüngere Vergangenheit bietet einige Beispiele, dass diese Argumente durchaus zutreffen.

Wie sieht die Argumentation für einen solchen Wechsel aus? Das scheint mir meist ein "das haben wir immer so gemacht" oder "das macht man so" zu sein. Mir fällt dazu sonst wirklich nicht viel ein.

Dafür spricht, dass die Taktik die war, ist einer Defensivausrichtung die Führung über das Ziel zu bringen. Mit einer solchen Taktik bringt dir ein zusätzlicher Defensivspieler grundsätzlich mehr als ein Stürmer. Dass dies nicht funktioniert hat, sei dahingestellt. Da gibt keine Garantie, dass sowas funktioniert.


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