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Schweigen wird meist als Zustimmung interpretiert... (BVB)

Nolte, Donnerstag, 11.01.2018, 12:23 (vor 2268 Tagen) @ BVBMenden
bearbeitet von Nolte, Donnerstag, 11.01.2018, 12:41

Nein, das sehe nicht nur ich so. Das ist so. Überlege doch mal: Wie viele Beispiele von weißen Spielern fallen dir ein, die mit Affen verglichen und von den Fans entsprechend beschimpft wurden? Und wie viele Beispiele von Schwarzen fallen dir ein, bei denen das geschah? (Du kannst auch gerne eine Internet-Recherche anstellen. Ich sage nur so viel: Bei Schwarzen geschieht es wesentlich häufiger!) Dazu noch: Gab es bei den weißen Spielern konkrete Gründe, sie entsprechend zu beleidigen? Gab es diese bei den schwarzen?

Im Übrigen habe ich von der H&M-Aktion erfahren, weil sich Schwarze darüber beschwert haben. Nicht Weiße. Überwiegend Schwarze. Punkt. Die haben diese Assoziation, weil sie selbst persönlich oder zumindest ihre Vorfahren und andere Menschen ihrer Hautfarbe immer wieder als Affen bezeichnet werden. Vor ein paar Wochen machte ein deutscher Komiker einen entsprechenden Witz (in etwa: Er ist mit einem schwarzen Freund im Kino, Planet der Affen, und fragt ihn während des Films: "Du, wenn die Affen 'Uh, uh' machen, verstehst du dann, was die sagen?"). Diese Assoziation ist nicht in den Köpfen von Schwarzen und Antirassisten, weil die deiner Meinung nach eigentlich die wahren Rassisten sind, sondern weil dieser Vergleich einfach noch immer Grundlage von Beleidigung und schlechter Komik ist.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Leute wie du die Rassismus-Karte umdrehen: "Hey, wenn dir diese Assoziation auffällt, bist du doch selbst der Rassist!". Nein, bin ich nicht. Ich bin mir nur, aufgrund einer ganz normalen Bildung und meiner Bekanntschaft mit Menschen schwarzer Hautfarbe, darüber bewusst, dass dieser Vergleich "Schwarzer = Affe" historisch weit zurück reicht, zur Legitimation übelster Verbrechen missbraucht wurde, und auch heute nicht aus der Gesellschaft (und erst recht nicht aus den Fußballstadien) verschwunden ist.

Du dagegen entscheidest dich dafür, diese historischen und auch tagesaktuellen Tatsachen und die damit einhergehende Diskriminierung bewusst zu ignorieren.

Es gibt da einen deutschen Musiker, der dazu selbst was geschrieben hat. Als Betroffener. Vielleicht glaubst du dem ja eher als mir (zu wünschen wäre es; ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben: es wäre toll, wenn die Leute sich auch außerhalb ihrer weißen Blase informieren würden): instagram.com/p/Bduj5VAFUOL/

Ihr habt es bestimmt alle mitgekriegt: H&M hatte in England eine Kollektion für Kinder unter anderem mit diesen beiden Bildern beworben. Seit dem gab/gibt es Aufruhr im Netz weil viele das Bild des schwarzen Jungen aufgrund des von ihm getragenen Hoodies mit der Aufschrift "Coolest Monkey in the Jungle" als rassistisch und diskriminierend betrachten. Gleichzeitig gibt es scheinbar die weit verbreitete Meinung, dass alle die das als rassistisch sehen selbst rassistisch sind weil sie darauf aufmerksam machen und spalten wollen zwischen schwarz und weiss. All diesen Menschen die so argumentieren habe ich etwas zu sagen: Es kann nicht ernsthaft eure Logik sein mit der ihr versucht den strukturell vorhandenen Rassismus einfach abzutun! Wie menschenverachtend, geschichtlich uninformiert und empathielos muss man eigentlich sein um sowas behaupten zu können? Glaubt ihr ernsthaft wir wollen so gesehen werden und drängen uns selbst in die Opferrolle? Glaubt ihr das macht uns Spaß immer wieder verletzt zu werden, wütend zu sein und dafür zu kämpfen als gleichwertige Menschen behandelt zu werden? Selbst wenn ihr behauptet nicht rassistisch zu sein und keine Farbe zu sehen, selbst wenn ihr nicht die unglaublich schrecklichen Details der jahrhundertelangen kolonialen Ausbeutung kennt, die dem schwarzen Kontinent und all seinen Kindern und Kindeskindern angetan wurde und die bis heute wirtschaftlich, politisch und psychologisch nachwirkt, selbst wenn ihr nicht wisst, dass schwarze Menschen im letzten Jahrhundert hier in Zoos ausgestellt und begafft wurden so solltet ihr doch einfach rein menschlich die Fähigkeit haben Respekt und Mitgefühl zu entwickeln wenn Menschen zeigen, dass sie sich durch etwas wieder und wieder erniedrigt fühlen. Wie kann man sich als jemand der nicht betroffen ist herausnehmen drüber zu entscheiden ob jemand anderes diskriminiert wird? Ihr macht euch so stark uns wissen zu lassen dass wir aus eurer Sicht rumheulen, warum? Habt ihr eine Vorstellung wie hoffnungslos das macht? Wir wollen alle die schreckliche Geschichte hinter uns lassen aber das geht nur in dem man sich auf Augenhöhe damit auseinandersetzt und versucht Verletzungen zu heilen

(Hervorhebung von mir)


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