Und die Thüringer Landtagsfraktion bereitet den nächsten Gesetzentwurf vor .... (Politik)

Cthulhu, Essen, Freitag, 22.09.2023, 09:07 (vor 819 Tagen) @ Ulrich

Sprache - CDU will gesetzliches Genderverbot - Mehrheit im Landtag fraglich (MDR)

Durch bekommen würde man den Antrag nur, wenn erneut die AfD zustimmen würde. Ich vermute aber, man wird zunächst abwarten, bis sich die erste Aufregung gelegt hat. Zudem ziert sich die FDP. Deren Stimmen -und zudem mindestens zwei weitere Stimmen von Fraktionslosen oder aus der Gruppe der "Bürger für Thüringen" würde man aber neben denen der AfD zusätzlich benötigen.

Neben dem AfD-Geschmäckle sind die "Genderverbote", die neuerdings verstärkt irgendwo eingebracht werden für mich die Spitze der Absurdität.

Die Gegner vom Gendersternchen kritisieren immer den "Zwang", die "Eingriffe in die Sprache per Gesetz" usw. Und an solchen Gesetzen sieht man dann, worum es wirklich geht: Zwang ist super, solange es alle so machen, wie ich es korrekt finde. Konservativer Populismus in Reinform.

So schaut es aus. Es gibt auf der einen Seite zwar eine sehr kleine Gruppe von Leuten, die das Gendern gerade zwanghaft betreiben. Das hat teilweise durchaus sektiererischen Charakter. Aber relevant ist diese Gruppe definitiv nicht. Die große Masse sieht es eher locker.

Und dann gibt es rechts eine Gruppe, die mit Schaum vor dem Mund am liebsten alles in Richtung Gendern verbieten wollen. Auch hier besorgen CDU, CSU und Teile der FDP vor allem das Geschäft der AfD.

Ein großer Fehler, den für mich die konservative Seite im Bezug auf das Gendern macht ist das Betrachten von Sprache als etwas starres, unveränderliches. Das sich die Sprache im Laufe der Jahre generell verändert, wird da gerne ein wenig unterschlagen, wobei man natürlich sagen muss, dass viele Dinge sich eher verselbstständigen, als das sie von oben vorgegeben werden.

Eine ganze Zeit lang hatten die Sprachuntergangspropheten ein Faible für Anglizismen, während sich die gleichen Personen selten öffentlich über Gallizismen echauffiert haben, die ja auch quasi unsere Sprache in der Vergangenheit massiv beeinflusst haben.

Aber grundsätzlich ist es doch schon so, dass der Verzicht auf Ausdrücke oder die Veränderung von Ausdrucksweisen auch eine andere Betrachtungsweise auf Menschen mit sich bringt. Ob das Gendern jetzt wirklich weltverändernd ist? Ich wage es ein wenig zu bezweifeln, aber sprachlich gesehen wären ein paar unserer großen Nachwuchstalente vor ein paar Jahrzehnten noch Neger gewesen.