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"Entweder du wechselst in der HZ, machst Harakiri.“ (Sahin in Berlin), Experiment 1 (BVB)

Bembele, Münster, Samstag, 26.10.2024, 12:28 (vor 114 Tagen) @ Scherben
bearbeitet von Bembele, Samstag, 26.10.2024, 12:36

Ich fände es cool, und das meine ich ganz und gar nicht sarkastisch, wenn sich Du und andere am Samstag mal auf ein Experiment einließen: Ab Bekanntgabe der Aufstellung um 14:30 hat man eine Stunde Zeit, um auf der Basis der dann bekannten Startelf beider Teams zu erläutern, wie das Spiel grosso modo ablaufen wird und welche strukturellen Probleme bzw. welche strukturellen Vorteile für den BVB existieren. Auf dass wir Mitlesenden uns auf der Basis dieser Prognosen dann anschauen können, wie es wirklich läuft und wie viel Expertise tatsächlich vorhanden ist.

Diese ex-post geschriebenen, arg pointierten Texte haben nämlich stets den Nachteil, dass man hinterher halt schon weiß, wie es gelaufen ist. Da schreibts sichs leichter.

Dein Vorschlag, von sogenannten ‚Hinterher-Besserwissern‘ ( wie mir) den Spielverlauf eines Bundesligaspiels vorherzusagen, klingt vordergründig erst einmal nicht schlecht (wenn auch etwas populistisch), und manche mögen sich das hier vielleicht zutrauen, ist aber spätestens auf den zweiten Blick etwas naiv. Das wäre wie Lottospielen.

Denn das Fußballspiel ist, wie die meisten Mannschaftssportarten, sehr komplex und sehr zufallsbestimmt. Es würde hier zu viele Seiten füllen, um dass in großer Breite darzulegen. Ich will hier nur auf ein paar Dinge hinweisen. Manche haben dir hier auch schon mit guten Argumenten geantwortet.

Um das, was du dir wünscht, annähernd seriös umsetzen zu können, müßte ich nicht nur die genauen Aufstellungen beider Mannschaften kennen, sondern auch die jeweilige taktische Positionierung der einzelnen Spieler und die vom Trainer vorgegebene mannschaftstaktische Ausrichtung. Davon hängt ja schon mal etwas ab, wenn auch oft nicht so viel, wie manchmal ‚hineingeheimnißt‘ wird. Und da ich von Augsburg in dieser Saison nur Ausschnitte gesehen habe, ist mir ein fundiertes Bild über deren Spiel- und Herangehensweise (je nach Gegner und Heim- oder Auswärtsspiel) nicht möglich und zu vielen der Spieler habe ich deshalb auch keine genaue Einschätzung.

Es wäre auch von Vorteil, neben der letzten Trainingseinheit auch der letzten unmittelbar vor Spielbeginn vorgetragenen Ansprache des Trainers beizuwohnen. Letzteres wäre für mich im Fall von Sahin besonders interessant, weil die meisten ersten Halbzeiten eher schlecht liefen bzw. total in die Hose (taktisch, personell, Einstellung) gingen (gegen Frankfurt, in Bremen, in Brügge, in Stuttgart, gegen Bochum, in Berlin, gegen Pauli).

Eine Spielentwicklung vorauszusehen ist aber vor allem deshalb unmöglich, weil sie von vielen Zufällen geprägt ist. Hier ein paar Beispiele: Was wäre gewesen, wenn das reguläre Freistoßtor von St. Pauli zum 0:1 nach der letztendlich doch willkürlich gezogenen Abseitslinie gezählt hätte?(auch Knut Kircher musste kurz danach, wenn auch zähneknirschend und erst auf mehrfache Nachfrage im Doppelpass zugeben, dass es keine absolute Sicherheit gibt bei der Linienziehung, da der Ballabspielpunkt noch nicht genau berechnet werden kann; ich und andere hier hatten in den zurückliegenden Jahren mehrfach auf diese Willkür hingewiesen)

Wer konnte in Stuttgart damit rechnen, dass Nmecha, ganz frei und unbedrängt, in der 21. Minute in der eigenen Hälfte allzu lässig einen 30 Meter-Querpass nicht zum eigenen Mitspieler, sondern zu Leweling passt und der so das vorentscheidende Tor zum 2:0 einleiten konnte.

Was wäre kürzlich in Madrid passiert, hätte Nmecha kurz vor dem Madrider Ausgleich zum 2:2 etwas wacher reagiert und sich dabei auch nicht vom fast 40jährigen Modric überlaufen lassen?

Muss man damit rechnen, dass ein gestandener Bundesligaspieler wie Schlotterbeck gegen Bochum ein so schlampiges, halbhohes Zuspiel – das bei Guardiola und Tuchel zu Wutausbrüchen geführt hätte - auf seinen ohnehin technisch limitierten Torwart fabriziert und so das 2:0 für Bochum einleitet?
Hat vor dem Bochumspiel überhaupt einer damit gerechnet, dass der BVB nach einem (Stuttgart)Spiel, wie es der Trainer Sahin nie wieder vom BVB sehen wollte, schon wieder so schwach verteidigte aufgrund wieder so einfacher Ballverluste? Der BVB-Intimus Ricken sagte ‚nein‘.
Was wäre passiert, was hätte eigentlich passieren müssen, wenn nämlich der ‚Killermoment‘ (so Sahin) zum 3:0 für Bochum geführt hätte?

Und was wäre passiert, hätte Adeyemi seine 100 % Chance im CL-Finale nicht so dilettantisch vergeben?

Andererseits: Das 1:0 am Dienstag in Madrid entspringt auch nicht einem eingeübten Spielzug, sondern einem Zufall, als Brandts Pressball bei Guirassy landet und der dann den Ball allerdings genial auflegt für Malen.
Was ich mit diesen Beispielen sagen will: Zufall und die Fehler beeinflussen das Spielgeschehen und das Resultat nicht selten entscheidend. Fehler sind menschlich, aber je mehr Qualität der Spieler hat, desto weniger Fehler macht er. Und der BVB macht für eine Spitzenmannschaft zu viele einfache (technische) Fehler auf dem Platz. Das kann man durch (Einzel)Training (was kaum noch gemacht wird, der phlegmatische Nmecha und Adeyemi aber dringend bräuchten) durchaus minimieren. Die bei Topspielen nötige, aber fehlende Geschwindigkeit bei einigen Spielern ist weniger trainierbar bei Spielern jenseits der 25.

Vor gut einem Jahr (nach dem 2:2 gegen Heidenheim) schrieb ich hier zur Überschätzung von Taktik (wäre sicher auch für Sahin mal zu überlegen):

„Was nützt die beste Taktik, wenn die Spieler solche katastrophalen Fehlpässe (obwohl unbedrängt) oder fehlerhafte Ballannahmen wie vor den beiden Gegentoren machen (Wolff, Haller)?
Gar nichts!
Das haben viele Trainer (Guardiola, Nagelsmann, Klopp) selbst schon zugegeben.
Oder, um es mal mit anderen Worten zu verdeutlichen: wenn eine Mannschaft mit 11 Wolfs und ausgeklügelter, von Guardiola erdachter Taktik gegen eine Mannschaft ohne jegliche taktische Einstellung aber mit 11 Messis (oder 11 Sanchos/Grealishs) spielen würde, dann gäbe es in 99 von 100 Fällen nur einen Sieger - nämlich die der technisch qualitätvolleren.
Deswegen sucht Guardiola stets technisch herausragende Spieler, auch in der Defensive und im Tor, um überhaupt taktische Vorgaben umsetzen zu können. Und der BVB hat mit Guerreiro den ballsichersten Spieler noch abgegeben (und mit Jude einen weiteren). Da ist eben viel Qualität verloren gegangen. Und so fallen die technischen Unzulänglichkeiten der anderen Spielernoch mehr auf, weil die ballsicheren Spieler manche Ungenauigkeit anderer auffangen können/konnten.“

Teil 2 folgt sofort


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