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Hummels vs Favre (BVB)

Nietzsche, Montag, 02.09.2019, 10:14 (vor 1853 Tagen) @ Didi

Die inhaltlichen Sachen sind halt sehr spekulativ und orientieren sich an seinem Naturell und fokussieren halt nur auf ihn als Person. Akteure wie die Co-Trainer, Führungsspieler oder Kehl / Zorc kommen gar nicht vor - die Schuld lastet monokausal auf dem Trainer.

Was ist denn spekulativ?
Mal ganz wertfrei(!) und rein beschreibend:
Unser Fußball ist keine Vollgasveranstaltung. Das ist so gewollt. Kontrolle und Geduld sind unsere Tugenden.

Wie gesagt, ohne zu werten. Das ist einfach so. Und das sagt Favre ja auch selber.

Dass für die Dinge wie Mannschaftsklima und Art der Herangehensweise der gesamte Trainerstab verantwortlich ist, versteht sich von selbst. Aber Favre gibt die Richtung vor und steht dem Trainerstab vor. Also hat er das auch zu verantworten. Wäre Bosz hier Trainer, sähe unser Fußball halt komplett anders aus. Insofern ist der Trainer eben die zentrale Figur.

Der Trainer ist zweifelsfrei kein Allrounder wie Klopp und es gelingt ihm nicht mal ansatzweise, irgendein Feuer im Verein zu entfachen. Der Spielstil ist auch eher nüchtern, aber wenn ich dann sehe, dass wir in Nürnberg (8 Chancen) und Augsburg (8 Chancen) nur ein Tor schiessen, dann halte ich es für Quatsch, diesen als pauschal "untauglich" zu deklarieren.

Das tut ja auch eigentlich keiner. Ich jedenfalls nicht.
Natürlich hat Favre Stärken. Und natürlich weiß er viel über Fußball und macht auch viele gute Sachen.

Aber wie ich letzte Saison schon oft geschrieben habe: Wer ihn verteidigt, hat eigentlich nur die Punktausbeute als gutes Argument.

Ein sehr gewichtiges Argument, keine Frage!
ABER: Es könnte sein, dass man mit einem etwas leidenschaftlicheren Ansatz und mit mehr Mut genau so viele Punkte holt. Oder vielleicht sogar mehr.
So gut wie alle Spitzenmannschaften spielen anders als wir und bei denen klappt das. Und unser Kader ist so schlecht nicht, als dass das bei uns aussichtslos erscheinen würde.

Wir hatten also die Situation, dass unser Fußball eigentlich niemandem Freude gemacht hat, er aber recht erfolgreich war. Ich habe hier jedenfalls noch niemanden gelesen, der sagt, dass ihm der Fußball von Favre gut gefällt.
Das ist dann natürlich schwierig.

Und das sieht Favre halt auch so. Wenn du 8 Chancen hast und nur 1 Tor machst, dann hast du sicher nicht wegen des Spielansatzes verloren.

Das ist das, was ich oben meinte. Man muss sich grundsätzlich entscheiden, ob man nur nach dem Ergebnis (oder den Torchancen) geht, oder ob man auch andere Faktoren einbeziehen möchte.
Du hast ja recht, wir hatten Torchancen und im Großen und Ganzen stimmen die Punkte. Ein völlig valider Standpunkt!

Ich sehe das anders. Ich hätte gern mehr Spaß an unserem Fußball. Ich würde gern mehr Siegermentalität sehen. Mehr Vollgasveranstaltung (ohne Klopp zurück zu wollen!)

Ein Beispiel:
Wir verlieren den Ball 30m vor dem gegnerischen Tor. Der Gegner schaltet um, aber nicht rasend schnell.
Bei Favre: 3-5 Spieler joggen locker zurück, die Abwehr zieht sich zurück und formiert sich eher passiv, um die Geschwindigkeit aus dem Angriff zu nehmen. Der ballführende wird nicht unter Druck gesetzt, die Anspielstationen werden zugestellt.
Alternative: Alle Spieler sprinten zurück und wollen schnellstmöglich hinter den Ball, der ballführende wird eingekesselt und massiv unter Druck gesetzt, alle sind aufmerksam, um seine nahen Anspielstationen zuzustellen.

Beide Varianten sind machbar, beides funktioniert. Aber beide Sachen geben dem Spiel eben auch eine Charakteristik.

Ich halte den zweiten Ansatz für leistungsfördernder, weil sowas mit einer Mannschaft ja auch was macht. Es entsteht einfach eine ganz andere Mentalität. Und auch der Gegner fühlt sich anders.
Wir hatten jetzt einige Spiele, in denen wir dem Gegner erlaubt haben, Sicherheit zu gewinnen, in denen wir fast nicht mehr oder nicht mehr aus der passiven Spielweise herausgefunden haben.
Solche Spiele sehen dann so aus wie gegen Köln (lange Zeit) oder Union (2. Hz).

Verloren gegangen ist hier aber vielen einfach die Orientierung und das gesunde Mass. Natürlich kann man kritisieren, aber einfach auch fair und nüchtern und dann halt auch nicht die gestrige erste Halbzeit komplett verschweigen oder die Spieler wie Reus, Alcacer oder Sancho völlig aus der Verantwortung nehmen.

Ich hoffe, ich habe meine Kritik oben mit gesundem Maß verfasst. Ich glaube einfach, Favre (und seine Herangehensweise) und unsere Mannschaft passen nicht wirklich gut zusammen.

Favre ist ein Kauz und er ist niemals ein Klopp, aber er ist halt unser Trainer und wir können uns nun entweder zusammenraufen oder den Trainer mit dem punktemässig höchsten Schnitt der Vereinsgeschichte vor die Tür setzen.

Wie gesagt, die Punkte sind das einzige Argument für Favre. Alles andere macht wenig Spaß und tut zuweilen auch ziemlich weh (München, Derby, DFB-Pokal gg. Bremen, Hoffenheim, Düsseldorf, Nürnberg, Union usw.).

Ich denke, man kann trotz der Punkteausbeute dafür sein, sich von Favre zu trennen (z.B. nach dieser Saison). Es gibt einfach gute Gründe für diese Position. Ob es danach besser wird? Kann keiner garantieren. Aber es wäre möglich. Hängt auch vom neuen Trainer ab.

So, ich hoffe, ich konnte die Kritik sachlich darlegen und Dich überzeugen, dass man auch als vernünftiger Mensch gegen Favre sein kann. Nicht muss!
Wenn einem die Punkteausbeute reicht oder wenn man Hoffnung hat, dass es eine Entwicklung gibt, die die Schwächen abstellt, kann man auch an Favre festhalten.

Immerhin haben wir so noch ne ganze Weile Diskussionsstoff! Und ich hoffe möglichst höflich und sachlich. Denn letztlich liegt uns allen ja dieselbe Sache am Herzen: Der BVB!


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