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berrichtet (Politik)

Fonzie, Münster, Freitag, 16.08.2024, 09:44 (vor 492 Tagen) @ Jurist

Zugleich frage ich mich, was das mit den konkreten Bericht zu tun hat. Ist da irgendwas falsch oder tendenziös dargestellt?

Ich empfinde die Schlagrichtung schon als tendenziös. Der erste Teil der Überschrift ist:

«Viele machen regelmässig Urlaub dort»

Beleg dafür sind dann Einzelstimmen, die von "mehreren hundert [Afghanen] monatlich" sprechen. Wenn wir dann ein Mal von 500 Reisen im Monat ausgehen und annehmen, dass es sich dabei um Einzelpersonen handelt und das auch in jedem Monat ist und nicht in der Spitze, sind wir bei 6000 Reisen im Jahr.

Das wären dann 6000 von 400000 Afghanen, die solche Reisen unternehmen. Also 1,5% der Afghanen. Dass das alles Flüchtlinge sind, wird natürlich impliziert, steht aber in den Zitaten nicht. Regelmäßig habe ich jetzt mal großzügig für die NZZ als "jährlich" ausgelegt, auch wenn der Begriff mMn eine Vorstellung von regelmäßigem hin-und herjetten evoziert. Außerdem ist "viele" natürlich ein relativer Begriff. Ich persönlich empfinde 1,5% nicht als viel. Meine Schnellrecherche sagt mir, dass in Deutschland ca. 7% Straftäter leben, also ein 4-5 mal so hoher Anteil. Die Aussage "Viele Deutsche sind Straftäter" würden wohl trotzdem wenige Zeitungen in die Schlagzeile aufnehmen. Selbst bei "Viele Ostdeutsche sind rechts" gibt es hier ja schon Widerspruch, obwohl rechte Parteien dort deutlich mehr als 1,5% oder gar 7% der Stimmen holen.

Der zweite Teil der Überschrift legt dann nach:

Eine Reportage zeigt, wie gerne afghanische Flüchtlinge ihre Heimat besuchen.

Auch hier: Wenn ich eine Reportage über deutsche Straftäter mache und dann wäre die Überschrift "Eine Reportage zeigt, wie gerne Deutsche Straftaten begehen" wäre es keine Frage, dass das als tendenziös empfunden würde, OBWOHL es einen höheren Anteil der deutschen Bevölkerung betrifft.

Ich finde es nicht entscheidend, ob die Fälle aus der Reportage nun einzelne, wenige oder viele Afghanen in Deutschland sind. Man kann sich gerne politisch damit befassen, wie man das stärker unterbindet, wenn das nun als eines der dringenderen Probleme aktuell empfunden wird.

Aber dass damit in einigen Medien (in diesem Fall RTL und der NZZ) und auch von einigen Usern hier im Thread massiv Stimmung gegen afghanische Flüchtlinge als Gruppe und in letzter Konsequenz gegen Zuwanderung bzw. Menschen mit Migrationshintergrund an sich gemacht wird, finde ich persönlich widerlich. Ebenso wie die mitschwingende Unterstellung, dass Afghanistan ja eher superlockeres Urlaubsland sei, als ein Land, in dem man um seine Freiheitsrechte fürchten muss.


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