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Was hat der Kovac denn den Wolfsburgern in den Tee getan? (Spieltage)

Will Kane, Saarbrücken, Mittwoch, 25.01.2023, 13:59 (vor 458 Tagen) @ koom

Ist übrigens ein Muster in der Arbeit von Kovać. Zunächst die körperlichen Voraussetzungen auf ein höheres Niveau bringen, dann die Zweikampfführung schulen, dann die Defensive stärken. Wenn das stimmt, folgt die Spielstruktur und das Positionsspiel, dann die Automatismen und das Passspiel. Immer mit der Maßgabe, dass nur im Kollektiv gespielt werden kann.


Das Muster sieht man bei fast allen (guten) Trainern. Guardiola verordnet immer erst mal ein 4-1-4-1 als Grundformation und bimst die Abläufe. Tuchel wählt auch eine Basis, entscheidet sich im Zweifel fürs Aufstellung spiegeln. Klopp bringt seinen Tannenbaum, der alle Defensivräume gut besetzt, Zidane wirft Casemiro ins Zentrum usw. Die machen alle keine verrückten Sachen, sondern erst mal eine gute Defensive (was mich manchmal an Nagelsmann sehr zweifeln lässt, der viel zu flott zu Offensivexperimenten übergeht).

Obwohl diese Trainer in ihrer Persönlichkeit sehr unterschiedlich sind (vielleicht sind sie es auch nur in der Außenwirkung) und auch unterschiedliche spielerische Ansätze wählen, so sind es doch durchweg sehr strukturiert vorgehende Trainer. Anders lässt sich das was sie erreichen wollen auch nicht an den einzelnen Spieler vermitteln.

Was Nagelsmann anbelangt, so will ich ihm die Strukturiertheit auf keinen Fall absprechen. Bei ihm scheint es mir allerdings so zu sein, dass er eine Grundidee verfolgt, die sich teilweise außerhalb von Strukturen bewegt und zuviel Zufälligkeiten zulässt bzw. bewusst provoziert. Seine ‚Chaostheorie‘ für das Offensivspiel, nach der das Zusammenspiel von mehr Offensivspielern auf engerem Raum zwangsläufig zu kreativen Momenten und somit Torchancen und Abschlüssen führt, funktioniert je nach Qualität der Defensivorganisation des Gegners nicht imme Reise gewünscht.

Auch seine Prämisse, den Ball nach Eroberung grundsätzlich immer umgehend nach vorne zu spielen, kann zwar einen Gegner unter Druck setzen, führt aber auch zu einer gewissen Vernachlässigung der defensiven Absicherung. Daher auch die Probleme mit der Besetzung des Sechserraums, die sich immer wieder bei Bayern ergeben. Gerade wenn das zentrale/defensive Mittelfeld mit Goretzka und Kimmich besetzt ist. Beide bewegen sich bei Balleroberung nach vorne und vernachlässigen die Absicherung.

Beim BVB gestrigen Spiel (was ich auch nur in einigen längeren Phasen verfolgt habe) war dies erneut zu beobachten. Das wurde erst anders, als Nagelsmann den nach vorne orientierten (aber nicht effektiven) Goretzka durch Gravenberch ersetzte. Das passorientierte und auffächernde Spiel Gravenberchs hat das Spiel der Bayern gleich anders strukturiert und abgesichert.

Der Wechsel schien mir bewusst aus diesem Grunde so gewählt. Ob hier ein Lernprozess bei Nagelsmann eingesetzt hat oder ob es sich um eine Art ‚Einzelfallentscheidung‘ handelte, muss man abwarten. Eigentlich müsste Nagelsmann Goretzka im nächsten Spiel aus der Startaufstellung nehmen. Wobei die Berateragentur des guten Leon (übrigens dieselbe, die Neuendorf für den DFB engagiert hatte) dann zügig ein Interview in den Medien plazieren dürfte, in dem Goretzka wieder seine Startelfansprüche reklamiert.


Defensivarbeit ist die Grundlage von allem, selbst von so einem Schöngeist wie Guardiola. Am Ende des Tages wirst du halt den Ball erobern müssen und das konstant. Egal, ob du nur verteidigst oder als Superfavorit ins Match gehst: Das ist die Kernaufgabe.

Eine gute Defensive sorgt erst mal, dass du ein Spiel seltener verlierst. Auf der Basis kann man dann aufbauen, mehr riskieren, mehr anpassen. Ein Offensivspieler tut sich leichter, wenn er weiß, dass sein Risikoball vorne kein Gegentor auslöst. Und natürlich auch, dass er bei einer guten Defensive vermutlich öfter den Ball vorne erhält, wo er seine Stärken hat.

Nicht umsonst haben Klopp, Guardiola und andere Toptrainer viel Geld in die Defensive ihrer jeweiligen Teams investiert. Jedes System wird noch einmal besser, wenn die individuelle Qualität sich steigert.

Also eine Saison Kovać, dann eine Saison van Gaal, dann Mr. X. ;-)


Wobei Van Gaal mittlerweile auch ein ziemlicher Pragmatiker vor dem Herrn ist. Aber er "könnte" vermutlich jederzeit Positionsspiel eintrainieren lassen, dass es auch 3 Jahre später noch im Schädel ist. ;-)

Ja, vielleicht weil der gute Louis mittlerweile weiß, dass für die kurze Zeitdauer eines Turniers Pragmatismus besser ist als ideologische Verbohrtheit. Aber Koeman will ja alles wieder ändern. Schaun mer mal.


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