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Abbild des Deutschen Fußballs... (Spieltage)

koom, Montag, 26.02.2024, 10:52 (vor 315 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Bin ja auch schon länger aktiver Kritiker von Terzics Arbeitsnachweisen. Ich schreibe also dann auch nichts Neues - und muss das ja auch nicht. Ich hatte mir auch gesagt, dass man mal die Co-Trainer machen lassen soll, vielleicht bewirken die was, wenn man sie lässt. Offenkundig ist das nicht so, ausser in Nuancen (eine Art Spielstrategie mit einer Seite bespielen, verbesserte Standard) hat sich nichts wesentliches getan.

Trotzdem mag ich mich wiederholen, aber anders: Die Krux ist, dass der deutsche Fußball aus der Klopp-Zeit lauter falsche Schlüsse gezogen hat. "Gegner runterziehen auf unser Niveau" und auch ohne Luxusspieler Top-Teams besiegen zu können, dazu leidenschaftlicher Angriffs- und Kampffußball hat dann nun unterm Strich darin gemünzt, dass weite Teile der Bundesliga, vor allem aber seine Nr. 1 und Nr. 2 dermaßen sich degenerierten, dass sie kein gutes normales Defensivspiel mehr besitzen, Mittelfeldpressing unkoordinidiert ist und selbst das Aufbauspiel vergleichsweise schlecht und monoton wurde.

Wer es für Zufall hält, dass die DFB-Elf ebenfalls schlecht ist wie vielleicht seit um die 2000er herum (und selbst da wäre ich mir nicht ganz sicher), dem dürfte auch nicht zu helfen sein. Die Ursache dürfte ähnlich sein: Bei den Bayern sitzt in der Schaltzentrale des Teams "der" deutsche Sechser mit seinem Adjudant. Der BVB hat sich weite Teile der restlichen Nationalmannschaft einverleibt. Ohne Frage: Viele dieser Spieler haben nachgewiesen, im höchsten Maße leistungsfähig zu sein.

Aber weder die Bayernspieler noch die Dortmund-Spieler haben jetzt _jahrelang_ keinen Trainer mehr gehabt, der "klassisch" gut gemachten Fußball in all seinen Varianten trainiert hat. Flick, Nagelsmann, Rose, Terzic - alles Trainer, die eine Abart des Kick'n Rush mögen: Ball schnell nach vorne, Abschluss, Powerfußball. Flick hatte damit den größten Erfolg - weil er auch noch Spieler wie Thiago, Alaba hatte, vorne einen Allround-Weltklassestürmer mit Lewandowski. Alles Spieler, die jede Spielart des Fußballs beherrschen konnten, aber vor allem auch eine kontrollierte Offensive wie Defensive einbrachten.

Wenn selbst ein (wenn auch hier nicht gut gelittener) Weltklassetrainer wie Tuchel wütend die Flinte ins Korn wirft, dann weiss man, wie herb der Totalschaden ist.

Kommen wir zum Fazit: Der Deutsche Fußball, vor allem Bayern und Dortmund, brauchen Trainer und ein Management, die tatsächlich Spielkultur wieder einführen. Die Defensive Mittelfeldspieler suchen und finden, die mannschaftliches Spiel forciert. Es braucht dazu keinen Wundertrainer, nicht das nächste junge Supertalent. Das das möglich ist, und vor allem auch spielerisch stark, bekommt die Liga gerade mit Stuttgart und Leverkusen vorgeführt. Beide haben keine geisteskranken Investitionen getätigt, viele Spieler davon wären problemlos auch für den BVB finanzierbar gewesen. Und im Grunde auch schon Union Berlin und Freiburg im letzten Jahr, die der Liga vorgeführt haben, dass "sachliche gute Arbeit" einen sehr viel weiter bringt als mehr Geld blind zu investieren, haben das aufgezeigt.

Es ist schade, dass der öffentliche Diskurs sich viel zu selten genau um diese Problematik dreht. Aber exakt das erklärt auch, wie es dazu kommen konnte: In Deutschland weigert man sich seit Ewigkeiten, den Fußball auch mal "fachlicher" anzugehen. Trainer, die das tun, werden gedisst und gemobbt. Die deutsche Fußballkultur ist einfach krank und veraltet. Damit natürlich ein perfekter Spiegel für die Gesellschaft.


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