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Watzke / Bayern / Hoeneß & Rummenigge / Mir San Mia (Spieltage)

uwelito, Wambel/ Westpfalz/ Waldhof, Montag, 26.02.2024, 19:13 (vor 314 Tagen) @ Timo_89

Eine Menge interessanter Gedanken, die Du aufgeschrieben hast.

Watzke hat sich ja damals regelmäßig mit den Bayern Granden vor unseren Spielen zum Essen getroffen und deren Strategie, vor allem vom Uli, war es ja seit jeher, ehemalige Bayern Spieler in jedweder Funktion im Verein zu installieren. Vom Trainer, über den Sportdirektor, zum Vorstand bis hin zu Marketing Botschaftern. Mir San Mia. Mir San Familie. Wagenburg. Außer der Loddar, der wird nichtmal mehr Greenkeeper.

Ich hatte beim Lesen nicht sofort den Eindruck, dass die Bauern in den letzten Jahrzehnten in erster Linie auf Trainer gesetzt haben, die aus dem eigenen Stall kamen. Und deshalb noch mal nachgeschaut: die hatten seit 1990 5 Trainer, die vorher auch mal dort gespielt haben. Sören Lerby, Franz Beckenbauer, Jürgen Klinsmann, Niko Kovac und Hansi Flick. Demgegenüber stehen immerhin 9 Trainer, die vorher dort nicht als Spieler aktiv waren. Bei 4 von diesen 5 dürfte zumindest nicht in erster Linie der Stallgeruch den Ausschlag für eine Anstellung gegeben haben. Zu Lerby kann ich nichts sagen. Unsere augenblickliche Konstallation mit Edin, Nuri und Manni ist also keine Kopie der Bayernstruktur, sondern viel mehr unser Ding, ohne das hier weiter bewerten zu wollen. Darüber hinaus finde ich es nachvollziehbar, dass man bestimmte andere Funktionen mit ehemaligen Spielern ("Legenden") besetzt. Ich glaube, das ist bei Clubs wie Mainz oder Werder auch nicht anders. Auch das ist nur eine wertfreie Feststellung und sicherlich zum Teil den Besonderheiten des Fußballs geschuldet. Gerade bei Marketingbotschaftern stellt sich dann auch die Frage, wen man sonst dafür einsetzen sollte? Kompliziert wird es in meinen Augen bei den Positionen der sportlich Verantwortlichen. Und da haben sich die Bauern (Hoeneß) mit Salidingsbums oder Nerlinger zwei Ja- Sager geangelt, die sich im Nachhinein als Fehlbestzungen herausstellten. In meinen Augen wollte sich Hoeneß in erster Lnie zwei Handlanger halten, die weiterhin nach seiner Pfeife tanzen. Ich kann da beim BVB hinsichtlich der Sportdirektoren keine großen Parallelen sehen, auch wenn beide sogar Kapitäne bei uns waren. Zorc war schon vor Watzke da und Kehl ist sicherlich intern nicht der Laufbursche, als der er hier häufig dargestellt wird.

Wir haben damals die Bayern massiv geärgert und dennoch hat Aki immer zu den Bayern aufgeschaut, die ständigen Verweise auf deren gute Arbeit und Finanzmittel und ich glaube seinem Ego hat es durchaus gefallen, mit den beiden Managergranden zeitweise auf Augenhöhe am Tisch zu sitzen, die das aufgebaut haben.

Diese gemeinsamen Essen vor oder nach irgendwelchen Spielen sind ja generell Programm. Und dass der Junge aus dem Sauerland Herzklopfen bekommt, weil ihm der spanische König die Hand hält oder der Uli (scheinheilig) gratuliert, ist nachvollziehbar. Mir ist Watzkes Lebenswerk- Gefasel bezüglich Hoeneß auch immer gehörig auf den Zeiger gegangen, habe aber nie den Eindruck gehabt, dass Watzke in irgendeiner Form die beiden Straftäter als persönliche Vorbilder gesehen oder zu ihnen aufgeschaut hat. Wohl hat er aber mit einer gewissen Naivität erwartet, dass man ihn als Gleichen unter Gleichen akzeptiert. Und da hat zumindest Hoeneß den Aki nur zu gern auflaufen lassen.

Watzke scheint mir persönlich in seiner sportlichen Vision dennoch unsicher, wieso sonst Sammer als sportliches Stützrad? Wieso sonst die vielen falschen Trainer und Transfer Entscheidungen? Er kommt eben nicht aus dem Sport, ist eher Fan, als Sportler. Und natürlich ein guter Finanzer und Geschäftsführer, aber darum geht es im sportlichen Bereich eben nicht unmittelbar. Er ist eher ein Rummenigge, als ein Hoeneß.

Das Thema Sammer ist tatsächlich eine heikle Baustelle. Dass Watzke sich einen "persönlichen Berater" für (kolportierte) mehrere Hunderttausend Euro im Jahr hält, wirft kein gutes Licht auf ihn. Zum einen kann jeder sehen und hören, was Sammer z.B. bei irgendwelchen Events oder Spielen am Mikro an teilweise wirrem Zeug redet. Sammers Masche ist im Grunde nur dem zu widersprechen, was vorher gesagt wurde. Oder mit erhobenem Zeigefinger irgendetwas zu ergänzen. Im Grunde ist Sammer ja eigentlich hauptsächlich ein personifizierter erhobener Zeigefinger. Ich glaube, dass Watzke aber nicht nur auf Sammers Mahnen oder Expertise setzt, die er ja trotz allem hat. Sondern dass er einfach auch noch etwas aus der Vergangenheit (aus den Niebaum- Zeiten) bei Sammer gut machen wollte. Das halte ich für hochproblematisch, denn aus Sammers Arbeit einen klaren Mehrwert für unseren Verein abzuleiten, ist schwierig. Ich musste letztens den Kopf schütteln, als ich Akis Buch anfing zu lesen. Da kann man in den ersten Kapiteln eine Anekdote über Sammer lesen, die sich um unser Heimspiel gegen die Bauern aus der Saison 18/19 dreht, welches wir durch die Bude von Alcacer 3:2 gewonnen haben. Dort fiel Sammer in Akis "Insider"- Gruppe vor dem Spiel durch die These auf, dass es für die Entwicklung der Mannschaft besser wäre, wenn wir das Spiel verlören. Ich musste das Buch dann erst mal weglegen ;-) Beim Weiterlesen konnte man dann auch noch durchaus interpretieren, dass man Sammers Aussagen zumindest nicht kontinuierlich ernst nimmt. Ich hatte bis vor kurzem auch schon fast den Eindruck, dass der nicht alle Tassen im Schrank hat. Dann habe ich aber irgendeinen langen Podcast mit ihm gehört, wo er auf einmal gar nicht mehr so wirr klang, wie an irgendwelchen Expertentischen bei Prime. Na ja, dass Thema ist ja bald erledigt.

Wenn dir also ein Stück weit die eigene sportliche Vision fehlt, woran orientierst du dich dann? Vielleicht an diesem bajuwarischen Leitgedanken, dass man möglichst viele eigene Leute um sich scharen muss, damit man als eine Fußballfamilie an einem Strang zieht? Gerade wenn du das unter Klopp erlebt hast, dass es funktionieren kann? Aber vergessend oder negierend, dass das ganze eben an Klopp lag und nun niemand da ist, der in der Familie den Ton angibt, eine Kultur etabliert und hinter dem sich alle versammeln können? Der profillose Kehl? Der singende Edin? Der scheidende und unsichere Watzke?

Ich glaube weiterhin, dass man mit Kehl den Weg gehen kann. Wichtig wird sein, dass Aki nicht aus dem Off als graue Eminenz (und in Hoeneß- Manier) systematisch dazwischenfunkt.

Vielleicht ist das jetzt wesentlich zu einfach gedacht, aber die ganzen Rückholaktionen, die Co-Trainer Entscheidung für Nuri & Manni und das ewige Festhalten an Edin wirken für mich ein Stück weit genau so. Zurück in die Vergangenheit, in bessere Zeiten. Flucht ins Vertraute, Wagenburg.

Ich denke schon, dass ganz viele Entscheidungen der letzten Jahre nostalgiegetrieben waren. Aber wollen wir denn einen Verein, bei dem es nur noch um den Erfolg geht und Gefühle bei den Entscheidern gar keine Rolle mehr spielen? Mir fällt dazu Tuchels Aussage vor unserem Spiel gegen die Blauen ein.

Wir müssen Aki alle sehr dankbar sein für seine Leistungen, insbesondere im finanziellen und unternehmerischen Bereich. Im sportlichen Bereich vor allem Jürgen Klopp, nach wie vor. Aber es ist meiner Meinung nach absolut an der Zeit, dass eine andere Kultur Einzug hält.

Da schließe ich mich an.


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