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Wird hier nicht der Zweck einer Impfpflicht missverstanden? (Corona)

markus, Mittwoch, 05.01.2022, 13:52 (vor 990 Tagen) @ Cthulhu

Den Zweck wird man natürlich genau festlegen müssen. Es muss ein legitimes Ziel erfolgt werden. Der Gesundheitsschutz und die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems sind als legitime Ziele vom BVerfG als ein überragend wichtiges Allgemeingut anerkannt worden. Um dieses Ziel erreichen zu können, dürfen Grundrechte eingeschränkt werden. Und zwar in dem Umfang, bis dieses Ziel erreicht werden kann. Allerdings müssen mildere Mittel angewendet werden, wenn man damit ebenfalls das Ziel erreichen kann. Wenn ein gleich wirksames, aber zugleich weniger in die Grundrechte einschränkende Mittel zur Verfügung steht, muss dies genutzt werden.

Erreichen wir den endemischen Status ohnehin zeitnah und es droht keine Überlastung der Krankenhäuser mehr? Dann ist eine Impfpflicht nicht mehr erforderlich. Da wir dies nicht wissen können und niemand den weiteren Verlauf bei weiterhin geringer Impfquote vorhersehen kann, wird es hier auf die Prognose des wissenschaftlichen Konsens ankommen. Wenn wir nach Ansicht der Wissenschaft nur die Wahl haben zwischen, noch einige Jahre mit Einschränkungen weitermachen müssen, oder mit einer allgemeinen Impfpflicht den ganzen Spuk recht zeitnah zu beenden, dann spricht vieles für eine Impfpflicht als mildere Grundrechtseinschränkung.

Denn die ganzen Einschränkungen, die wir derzeit haben, mitsamt der Kundenrückgänge im Einzelhandel und in der Gastronomie, die greifen ja jeweils ebenfalls in zahlreiche Grundrechte ein. Diese Schäden sind rein faktisch gesehen aus meiner Sicht viel gravierender als eine verpflichtende Impfung für die restlichen 20%. Das ist ja gerade der Witz. Bei der Impfung entsteht überhaupt gar kein Schaden, im Gegenteil, die Impfung hat fast nur Vorteile. Wenn überhaupt gibt es ganz seltene schwere Nebenwirkungen. Aber auch diese Schäden sind ein Witz im Vergleich zu all den Einschränkungen, die es ohne Impfpflicht potentiell weiterhin gäbe. Wenn wir also Kollateralschäden in Kauf nehmen müssen, dann wird man in der Abwägung auch hier sagen müssen „die Impfungen bringen uns in Summe weniger Kollateralschäden, als die nächsten Jahre so wie bisher weitermachen zu müssen“.

Interessant ist übrigens, dass Impfungen unter den Impfverweigerern oft als schädlich empfunden werden. Aber rauchen und Red Bull oder Alkohol saufen, wo tatsächlich schädliche Stoffe drin sind, das ist oft in Ordnung.


Das hängt halt letztendlich davon ab, wie man mit Omikron umgehen möchte, wenn man gerne Fallzahlen drücken möchte, bis die wärmere Jahreszeit kommt, wird man um eine Impfpflicht keinesfalls herumkommen, weil wir dann relativ sicher keine ausreichende Immunität in der Bevölkerung haben dürften.

Zumal, meiner Meinung nach, das Argument, dass eine Impfserie zu lange dauert, um in dieser Welle noch einen Einfluss zu haben, nicht ganz korrekt ist ist. Eine Erstimpfung trägt natürlich quasi gar nichts dazu bei, die Verbreitung von Covid, insbesondere von Omikron, zu verhindern, schützt aber zu einem gewissen Grad auch schon vor schweren Verläufen oder Tod.
Man kann damit die Welle nicht verkleinern, aber sicherlich deutlich weniger schwerwiegend gestalten, grade wenn man bedenkt, dass man hier eine Gruppe abdecken muss, bei der man davon ausgehen kann, dass sich viele dieser Menschen nicht unbedingt an Maßnahmen zum Infektionsschutz halten, da diese Gruppe nachweislich nicht in der Lage ist, die Risiken einer Covid-Infektion richtig zu bewerten.

Wenn man hier in der Lage wäre, insbesondere bei der Gruppe Ü60 noch ein paar Menschen vor einer Infektion erstmalig zu impfen, wäre mit Sicherheit schon viel gewonnen. Eine Impfung ist immer noch deutlich besser, als keine.

Das geht nur so schnell nicht. Eine Pflicht muss sauber begründet werden. Dann muss sie beschlossen werden. Dann muss es eine Infrastruktur geben, die auch in der Lage ist, sehr zügig sehr viele Menschen gleichzeitig zu impfen. Letztendlich dauert es knapp zwei Wochen, bis die erste Impfung die erste Schutzwirkung entfaltet. Das wird in dieser Winterwelle nichts. Das ist eine Sache für den Winter 2022.


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