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Der Zweck heiligt nicht die Mittel (BVB)

Trainer09, Bochum, Freitag, 23.02.2018, 07:50 (vor 2254 Tagen) @ Sascha
bearbeitet von Trainer09, Freitag, 23.02.2018, 07:54

Das ist echt Fußball, bei dem mir jeder Verweis auf ordentliche Ergebnisse quer runter geht. Da ist man in Summe aller Europapokalspiele in dieser Saison wirklich peinlich berührt, dass man Europa weiter mit so einem einfallslosen Gekicke quälen darf.

Ich würde das alles viel lockerer sehen, wenn ich eine minimale Entwicklung, einen dahinterstehenden Plan, erkennen würde, der zwar noch nicht voll umgesetzt werden kann, wo man aber zumindest weiß, wohin es gehen soll. Da ist mir bislang aber vollkommen verborgen geblieben. Ja, Stöger hat eine völlig verunsicherte Mannschaft übernommen, aber sie hat sich einerseits vom Ergebnis her stabilisiert, so dass eigentlich Selbstvertrauen wieder da sein müsste, andererseits sollte man innerhalb von mittlerweile 3 Monaten aber auch spielerisch etwas aufbauen können.

Und dann stehen da gestern drei Leute am Sechszehner-Eck rum und spielen den Ball auf kleinem Raum quer und der Rest ist völlig unbesetzt. Da hat in der Vorwärtsbewegung wirklich niemand etwas veranstaltet, bei dem man meinen konnte, dass da eine Strategie hinter steckt. Einzig und allein Götze hat versucht, da mit individueller Klasse spielerisch etwas zu machen.

Das ist einfach wirklich von der Konzeption her der schlechteste Fußball des BVB seit zehn Jahren. Bei allen drei Trainern nach Doll konnte man sehen, dass sie eine Vorstellung hatten, wie das Spiel aufgezogen werden sollte. Nein, das heißt nicht, dass das alles toll und sinnvoll war - aber ich habe eine Idee hinter der täglichen Arbeit gesehen. Was Stöger da in der Vorwärtsbewegung unter der Woche trainieren lässt, bleibt mir dagegen völlig schleierhaft. Bislang rettet uns Spielglück und individuelle Qualität den Arsch. Bleibt das mal aus, haben wir nicht mehr viel, das wir in die Wagschale werfen können.

Ich sehe das alles etwas anders. Zunächst, ja. Ich mag die Stöger Spielweise auch nicht sonderlich. Ich halte es fast für Verrat daran, was wir in den letzten 10 Jahren hier für eine Mannschaft aufgebaut haben, mit welcher Spielidee wir spielen wollen. Aber es bleibt festzuhalten, dass Stöger im Moment ein Typ von Trainer ist, der leider zu diesem Kader passt. Und das haben sicherlich andere zu verantworten.

Wir haben einen Kader, der auf Visionen von einer reinen Ballbesitzmannschaft zusammengestellt ist. Ich weiß nicht, was Michael Zorc da in den letzten Jahren geritten hat. Vielleicht hat der Tuchel-Fußball des ersten Jahres ihn geblendet. Aber schon im zweiten Tucheljahr war da keine Taktik mehr zu erkennen. Auf defensive Denke konnten wir da verzichten, weil wir mit Auba und Dembele Spieler hatten, die schon aufgrund ihrer physischen Kraft den Unterschied machten. Das war jahrelang unsere Stärke.
Das erste Tucheljahr stellt eine absolute Ausnahme zu allem dar, was uns in Zukunft für Möglichkeiten zur Verfügung stehen werden. Wer so denkt dauerhaft Fußball spielen zu können, der darf kein Team haben, wo Zahnrädchen immer mal wieder ausgetauscht werden. Mkhitaryan, Gündogan, Hummels. Das waren diese Rädchen, die das ganze getragen haben. Man darf und kann nicht auf die Idee kommen, dass das aus diesem Jahr hier Zukunft oder Gegenwart sein kann.

Man muss im Fußball dafür sorgen, dass man an schlechten Tagen Lösungen hat. Und diese bestehen mE niemals in taktischen Formen, sondern immer in körperlichen. Läuft es nicht, braucht man Leute die zwei Meter mehr laufen als die anderen. Oder welche wo die Gegenspieler Angst haben überlaufen zu werden, wenn sie nur kurz falsch raus rücken. Oder die Zweikämpfe führen die weh tun. Wir dagegen haben angefangen Spieler, die gegangen sind und die aus verschiedensten Gründen robust waren, durch Spieler zu ersetzen, die schon rein physisch nicht nur weniger gut sind, sondern teilweise wirklich kaum erträglich anzuschauen. Wir haben eine körperlose Mittelfeldzentrale. Wir haben auf außen einen Spieler wie Yarmolenko dazu geholt, der nichts einbringen kann, was bei uns irgendwie irgendwas des Verlorenen auffangen könnte.
Und wir hatten zunächst einen Trainer, der die Mannschaft noch so aufgestellt hat, dass die individuellen Stärken der Spieler nicht nur nicht in den Vordergrund treten konnten. Nein, er hat sogar so aufgestellt, dass die individuellen Schwächen mehr in den Fokus geraten mussten- und dann nicht mal reagiert.
Das ist das einzige, was Stöger im Moment deutlich besser macht. Er stellt so auf, dass zumindest in der Abwehr die Stärken unserer Abwehrspieler so ausgespielt werden, dass man nicht Gefahr läuft, zig Gegentore zu kassieren. Davor wird es aber eng. Und das liegt an verschiedensten Sachen. Ja, ich sehe da auch große Unsicherheit, die ein Problem ist. Aber ich sehe insbesondere verschiedenste physische Schwächen und auch wenn die Physis stimmt, sehe ich Probleme, diese gewinnbringend einzusetzen. Es geht nicht einmal nur Zweikampfhärte. Das alles lässt sich im Kader kaum abstellen, ohne da Personal auszutauschen. Aber was ich vor allem sehe ist, dass die Handlungsschnelligkeit fehlt. Ich kann auch alles nachvollziehen, wenn es mal nach vorne nicht schnell genug geht. Was ich aber nicht nachvollziehen kann, und das muss rigoros ausgemerzt werden, ist die Unlust zu verteidigen. Ich sehe Lethargie. Ich sehe Phlegma. Und ich sehe auch, dass, wenn Lethargie und Phlegma mal 3 Minuten im Spiel weichen (leider geschieht dies nur selten und selbst bei Rückständen wird sich kaum sichtlich aufgebäumt) wir sofort 3 Klassen stärker sind.
Taktik hin oder her.


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