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Wenn man möglichst Wechsel will... (Politik)

Ulrich, Freitag, 10.09.2021, 20:31 (vor 1560 Tagen) @ Klopfer

Schmidt stand wegen des NATO-Doppelsbeschlusses seitens der SPD-Basis unter massivem Druck und obwohl es ursprünglich sein Konzept war, konnte er es parteiintern nicht durchsetzen. So hatte Schmidt die FDP-Minister entlassen müssen, weil diese den Rückzug der SPD vom NATO-Doppelbeschluss nicht mitmachen wollten.

Druck haben vor allem die Jusos gemacht, aber alles in allem waren die Anhänger der Friedensbewegung in der Minderheit. Sie waren nie in der Lage, Helmut Schnmidt zu gefährden.

Genscher sah sich als bündnistreuer Außenminister in der NATO und bei den USA im Wort und wollte die Sache nicht wegen des linken Flüges der SPD aufgeben.

Das dürfte zumindest in Teilen vorgeschoben gewesen sein. Die Mehrheit in der SPD stand hinter dem Nato-Doppelbeschluss. Man fühlte sich durchaus ebenfalls durch die SS-20 bedroht. Diese Mittelstreckenrakete war aus militärtechnischer Sicht ein Quantensprung. Während das Vorgängermodell noch aufwändig betankt werden musste und dies wohl nicht unbeobachtet geblieben wäre, konnte das Nachfolgemodell innerhalb kürzester Zeit irgendwo im Gelände gestartet werden. Und sowohl die Reichweite als auch die Treffsicherheit waren deutlich höher.

Was man aber im Westen vollkommen überschätzt hat, das war die Paranoia der sowjetischen Führung. Man nahm in Moskau die Rhetorik des 1980 zum Präsidenten gewählten Ronald Reagan todernst und glaubte, der wolle tatsächlich das atomare Armageddon, um die Sowjetunion zu vernichten. Da löste bereits eine ausgesprochen dumme Mikrofonprobe massive Ängste aus. Dazu kam, dass die SS-20 zwar die westeuropäischen Hauptstädte bedrohen konnte, die als Reaktion entwickelte Pershing 2 aber in der Lage gewesen wäre, faktisch ohne Vorwarnzeit den Kreml zu erreichen. In den Achtziger Jahren ist man vermutlich mehrfach einem "Atomkrieg aus Versehen" nur knapp entkommen. Und ein vom sowjetischen Frühwarnsystem falsch interpretiertes Gewitter im Bereich von US-Raketenstellungen irgendwo im Westen des Landes hätte beinahe einen sowjetischen Präventivschlag ausgelöst. Es war dem im Dienst befindlichen Generalstabsoffizier der Roten Armee zu verdanken, dass die angelaufenen Automatismen gestoppt wurden. Das hat den Mann seine Karriere gekostet. Auch wenn die Vorgesetzten wussten, dass der Mann richtig gehandelt hat, so war für sie ein eigenverantwortlich entscheidender Offizier nicht akzeptabel.

Natürlich waren alle Anhänger der sozialliberalen Koalition (zu denen ich auch gehörte) maßlos von dieser Entwicklung enttäuscht und es zerriss auch intern wie extern die FDP und ihre Anhängerschaft. Sicher hatte auch die FDP in den 10% einen großen Anteil derer, die unbedingt diese Koalition wollten, aber hier von Leihstimmen zu reden, passt meines Erachtens gar nicht.

Die kamen allerdings später von der CDU, die klar dazu aufrief um 1983 die FDP über die 5% zu hieven, denn die FDP verlor nach dieser Wende einen großen Teil seiner Mitglieder (darunter auch mich) und mindestens die Hälfte der Stammwähler.

SGG
Klopfer


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