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Und Merz fordert gleichzeitig mehr Respekt für Besserverdienende (Politik)

Pfostentreffer, Freitag, 04.10.2024, 16:07 (vor 35 Tagen) @ markus


Es geht zunächst einmal um Glaubwürdigkeit.

Da reden wir vielleicht schon aneinander vorbei. Aus meiner Sicht geht es wie oben geschrieben darum, strukturell sicher zu stellen, dass die wirklich Vermögenden auch ihren (finanziellen) Anteil leisten, was viele von ihnen in den letzten 30 Jahren nicht getan haben - mit bekannten Ergebnissen.

Die Armen können diesen Teil nicht übernehmen, weil sie das Geld nicht haben. Was ein Millionär im Fernsehen sagt, ist mMn nicht so entscheidend. Obwohl man sich moralisch sicher darüber aufregen kann.

Wer sich als Millionär in der Öffentlichkeit hinstellt und eine höhere Besteuerung fordert, gleichzeitig aber keinen einzigen Cent mehr abdrückt, obwohl das durch das Steuerkonto problemlos möglich ist, wahrscheinlich sogar auch noch über die Steuererklärung jede Menge zurückholt, den kann ich nicht ernst nehmen.

Das kann ich gut verstehen. Das Argument fällt aber in dem Moment zusammen, wo es jemand anderes fordert, der kein Millionär ist. Ich bin kein Millionär, Scherben (no offense) vermutlich auch nicht. Ist es ok wenn wir sagen, dass es falsch ist, wenn die Sekretärin mehr Steuern bezahlt als der Milliardär, für den ihn arbeitet? Oder Vermögende nicht Milliarden Steuerfrei besitzen / vererbt / verschenkt bekommen, während die waren Leistungsträger einen sehr grossen Teil ihres Einkommens abgeben müssen?

Gerade kamen die Zahlen raus, es gab letztes Jahr 23 neue Milliardäre in Deutschland. Kein einziger hat es aus eigener Kraft geschafft, sondern alle haben geerbt und vermutlich sind dafür exakt 0 Euro Steuern geflossen (im Maximalfall 2%). Das ist extrem ungerecht und hat die letzten 30 Jahre grossen Schaden an unserer Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie verursacht.

Das sind Leute, die in Wahrheit auch nicht besser sind als jene, die sie kritisieren. Die wollen einfach nur deine Sympathiepunkte gewinnen und darauf sollte man wirklich nicht reinfallen.

ok, wenn du es sagst. Wie gesagt, das Argument fällt in sich zusammen, sobald ein Nicht-Millionär die gleich Aussage trifft. Inhaltlich hat es keine Relevanz.

Tatsächlich würde der Wirtschaftsstandort sowohl bei einer Erbschafts- als auch bei einer Vermögenssteuer wahrscheinlich langfristig gestärkt, genau wie die Demokratie. Von diesen Vorschlägen gibt es reichlich. Nur weil Hasso Plattner und Friedrich Merz dann irgendwelche Märchen erzählen, dass dann alle Unternehmer das Land verlassen würden, hat das nix mit der Realität zu tun.

> Wie kommst du bitte darauf?
Dafür gibt es sehr viele Gründe. Als erstes Mal ist eine Gesellschaft stabiler, je fairer sie ist. Zweitens wird das Geld aktuell in grossen Teilen dem Wirtschaftskreislauf entzogen, weil die Reichen es - im volkswirtschaftlichen Sinne - sparen. Das führt zur Rezession. Niedrigere Abgaben auf Einkommen ziehen wiederum Arbeits- und Fachkräfte an, einer der wichtigsten Wettbewerbsparameter aktuell und in Zukunft. Nur um 3 der wichtigsten Punkte zu nennen, könnte ich jetzt noch ewig weiter ausführen.


Ich habe unten folgendes Dokument über die Vermögenssteuer verlinkt. Dort wird ja eindrucksvoll aufgezeigt, was das für Auswirkungen hat. Das Steueraufkommen wäre verhältnismäßig gering, der Verwaltungsaufwand sehr hoch (das BVerfG fordert die genaue Aufschlüsselung der Vermögen), eine Umverteilung würde trotzdem nicht stattfinden und außergewöhnlich belastet werden ausgerechnet solche Unternehmer mit nur wenig Rendite.
[quote]
https://www.ifo.de/DocDL/sd-2016-06-hey-etal-vermoegensteuer-2016-03-24.pdf
[/quote]

Danke für den Link, den habe ich nicht gesehen vorher. Ich habe es bisher leider erst bis zum Ende der ersten Seite geschafft, aber bereits die genannten Bedingungen sind weder rechtlich erlaubt noch sinnvoll (1% ab 120k). Da gebe ich dir völlig recht, wenn man es so aufsetzen würde, macht es mMn wenig Sinn. Wenn du aber den Grundbetrag (um ein vielfaches) höher setzt (z.B. 5 oder 10 Millionen), senkt sich der Verwaltungsaufwand, weil deutlich weniger geprüft werden müssen und es nur noch die wirklich Vermögenden trifft. Wenn du den Prozentsatz erhöhst (sagen wir 3-5%), steigen die Einnahmen.

Unternehmer (und alle die genug Geld haben, um ich dazu zu machen) vererben heute übrigens (grösstenteils) steuerfrei und Vermögenssteuer zahlen sie auch kaum. Die Rendite hat erstmal nichts mit der Vermögenssteuer zu tun. Das Freiwilligkeit nicht funktioniert, zeigt ja ganz offensichtlich das oben verlinkte Konto.

Es wurde auch hier schon zigmal durchgekaut. Ich finde solche Argumentation extrem absurd, da die Realität ja das Gegenteil zeigt (siehe andere Länder bspw. mit Vermögens-und Erbschaftssteuern wie USA oder Schweiz sowie die neue Initiative zur globalen Mindeststeuer aus Brasilien bspw.) und hier schon 100 x die entsprechenden Argumente ausgetauscht wurden.

> Die Realität zeigt nicht das Gegenteil. Die meisten Länder haben keine Vermögenssteuer mehr. Und die USA nennst du als gutes Beispiel? Das ist doch jetzt blanker Hohn. In den Top 10 der reichsten Menschen befinden sich acht US-Amerikaner.

Wenn es trotz Vermögenssteuer so viele sehr Reiche dort gibt, meinst dann nicht, dass es eher ein Argument für meine Position ist? Schliesslich sagtest du ja, Unternehmer können keine Rendite machen mit VS, dass ist ja offensichtlich falsch, wenn es 8 davon in die Top 10 schaffen. Es geht nicht darum, alle arm zu machen, sondern -again - darum, dass die Vermögenden ihren Anteil an einer stabilen Gesellschaft übernehmen, nicht darum, die Reichen zu ruinieren. Davon hat niemand etwas.

Wir können auch gerne mal recherchieren wie viele Millionäre und Milliardäre es in den USA gibt und dann gerne auch den Anteil ausrechnen. Oder es bleiben lassen, denn die Vermögensschere ist auch ohne genauem hingucken in den USA definitiv größer als in Deutschland. Die vermeintlich gerechtere Besteuerung führt offenbar nicht zum gewünschten Effekt.

Keine Ahnung, warum du offensichtlich glaubst, die Vermögenssteuer sei die Hauptvariable für die Anzahl der Milliardäre oder warum diese Anzahl relevant für das Thema ist. Die Vermögenssteuer ist die einzige Variabel für die Vermögensschere und die Anzahl der Milliardäre beeinflusst? Mein Einschätzung wäre, dass der Einfluss auf beides minimal ist, ohne das ich das jetzt geprüft hätte.


Ich halte wenig davon, reine Neiddebatten zu führen.

Ok. Also Reiche dürfen keine höhere Besteuerung von Reichen vorschlagen, weil das ist ja unglaubwürdig. Arme dürfen es auch nicht vorschlagen, weil Neiddebatte. Wer darf es denn noch vorschlagen?

Die sind es aber, wenn hinter den Forderungen keine wirkliche Substanz steckt. Wenn wir wirklich wollen, dass auch die untere Hälfte der Bevölkerung etwas vom Kuchen abbekommt, dann muss ihnen einen Stück des Kuchens gehören. Das geht nicht mit meckern.

Meckern? Wenn man fordert, dass sehr Vermögende auch ihren (finanziellen) Teil zu einer stabilen Gesellschaft beitragen, die sie reich gemacht hat, ist das Meckern ohne Substanz? Aktuell wird ein grosser Teil der privaten Steuereinnahmen von den echten Leistungsträgern dieser Gesellschaft erbracht, weil Arbeitseinkommen so hohe Abgaben haben. Bedeutet: Die arbeitende Bevölkerung macht sowohl die Arbeit und bezahlt. Die Vermögenden arbeiten sowieso nicht (wenn überhaupt delegieren sie nur) und steuern finanziell auch fast nix bei. Das sehe ich als hochgradig unfair. Du nicht?

Das geht aber, indem man den ganzen Riester/Bausparen-Quatsch sein lässt und die gleichen Instrumente nutzt wie das Millionäre auch tun. Mach dir den Zinseszinseffekt zu eigen und dann kannst du auch mit kleineren Summen über mehrere Dekaden zu einer beachtlichen Summe kommen.

Aus Platzgründen folgt die Antwort im nächsten Post.


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