schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Und Merz fordert gleichzeitig mehr Respekt für Besserverdienende (Politik)

markus, Freitag, 04.10.2024, 23:05 (vor 35 Tagen) @ Pfostentreffer

Gerade kamen die Zahlen raus, es gab letztes Jahr 23 neue Milliardäre in Deutschland. Kein einziger hat es aus eigener Kraft geschafft, sondern alle haben geerbt und vermutlich sind dafür exakt 0 Euro Steuern geflossen (im Maximalfall 2%). Das ist extrem ungerecht und hat die letzten 30 Jahre grossen Schaden an unserer Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie verursacht.

Es gibt eine Schenkungs- und Erbschaftssteuer. So einfach ist das also nicht. Dass dabei versucht wird, möglichst viel in Familienhand zu behalten, ist naheliegend. Denn eine Steuer über mehrere Milliarden Euro zahlt niemand aus der Portokasse. Dafür muss man an die Substanz ran und Firmenanteile verkaufen. Dann kann aus einen deutschen Unternehmen auch schnell mal ein chinesisches werden.

Es gibt darüber hinaus eine Ertragssteuer auf realisierte Gewinne. Die ist mit 25%+x auch viel fairer als eine Vermögenssteuer.

> Wie kommst du bitte darauf?
Dafür gibt es sehr viele Gründe. Als erstes Mal ist eine Gesellschaft stabiler, je fairer sie ist. Zweitens wird das Geld aktuell in grossen Teilen dem Wirtschaftskreislauf entzogen, weil die Reichen es - im volkswirtschaftlichen Sinne - sparen. Das führt zur Rezession.

Das Geld liegt doch überhaupt nicht auf Konten. Es handelt sich i.d.R. um Vermögenswerte, oft um Firmenanteile. Wenn alle Deutschen nun ihre Anteile verkaufen würden, würde das Geld theoretisch in den Wirtschaftskreislauf gelangen können. Aber hast du mal darüber nachgedacht, was das bedeutet? Dann gehören alle Unternehmen ausländischen Investoren und die Gewinne in Form von Dividenden bleiben dann nicht mehr im Inland. Du hast dann eine kurzfristige Konsumblase mit einer verheerenden Inflation, da die Geldmenge kurzfristig massiv ansteigt. Langfristig ist der Wirtschaftsstandort Deutschland dann tot, wenn uns nichts mehr gehört.

Niedrigere Abgaben auf Einkommen ziehen wiederum Arbeits- und Fachkräfte an, einer der wichtigsten Wettbewerbsparameter aktuell und in Zukunft. Nur um 3 der wichtigsten Punkte zu nennen, könnte ich jetzt noch ewig weiter ausführen.

Du brauchst aber immer auch einen Unternehmer. Arbeitsplätze entstehen nicht von alleine. Es wird niemand Unternehmer werden, wenn das deutlich höhere Risiko nicht zugleich auch deutlich höhere Chancen verspricht.

https://www.ifo.de/DocDL/sd-2016-06-hey-etal-vermoegensteuer-2016-03-24.pdf[/i]


Danke für den Link, den habe ich nicht gesehen vorher. Ich habe es bisher leider erst bis zum Ende der ersten Seite geschafft, aber bereits die genannten Bedingungen sind weder rechtlich erlaubt noch sinnvoll (1% ab 120k). Da gebe ich dir völlig recht, wenn man es so aufsetzen würde, macht es mMn wenig Sinn. Wenn du aber den Grundbetrag (um ein vielfaches) höher setzt (z.B. 5 oder 10 Millionen), senkt sich der Verwaltungsaufwand, weil deutlich weniger geprüft werden müssen und es nur noch die wirklich Vermögenden trifft. Wenn du den Prozentsatz erhöhst (sagen wir 3-5%), steigen die Einnahmen.

Bei höheren Freibeträgen sinkt allerdings auch das Steueraufkommen. Und ein Prozentsatz von 3-5% ist nicht verhältnismäßig und damit unzulässig. Warum, steht in dem Text. Das ganze heißt zwar Vermögenssteuer, jedoch muss sie dennoch in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag stehen. Berechnungsbeispiele sind ja aufgelistet. Schon bei einer 1% Vermögenssteuer kommt es zu ganz ungerechten Ergebnissen. Bei einer Eigenkapitalrendite von 2% (was durchaus nicht untypisch ist) wäre dann die Hälfte des Gewinns weg. Bei einer Rendite von 20% wäre hingegen nur 5% des Gewinns weg. Deine 3-5% würden dazu führen, dass viele Unternehmer gar keinen Gewinn mehr machen. Sie würden nach und nach sogar ihre Substanz veräußern müssen. Absolut niemand würde unter solchen Bedingungen ein Unternehmen in Deutschland betreiben. Daher ist das mit der Vermögenssteuer einfach nur Unsinn.

> Die Realität zeigt nicht das Gegenteil. Die meisten Länder haben keine Vermögenssteuer mehr. Und die USA nennst du als gutes Beispiel? Das ist doch jetzt blanker Hohn. In den Top 10 der reichsten Menschen befinden sich acht US-Amerikaner.

Wenn es trotz Vermögenssteuer so viele sehr Reiche dort gibt, meinst dann nicht, dass es eher ein Argument für meine Position ist? Schliesslich sagtest du ja, Unternehmer können keine Rendite machen mit VS, dass ist ja offensichtlich falsch, wenn es 8 davon in die Top 10 schaffen.

Aber warum soll dann die USA ein gutes Beispiel sein? Du willst die Vermögensschere verkleinern und nimmst dann ausgerechnet das Land, in dem die Schere viel größer als in Deutschland ist. Offenbar zeigt die Vermögenssteuer nicht die gewünschte Wirkung.

Keine Rendite mehr machen dann Unternehmen mit kleinerer Eigenkapitalrendite. Je höher sie ist, desto kleiner wäre im Verhältnis die Vermögenssteuer. Ein Jeff Bezos lacht sich mit enorm hoher Rendite von Amazon doch kaputt. Aber andere Unternehmen, die zwar viel wert sind, aber gemessen am Eigenkapital vielleicht wirklich nur 2 oder 3% abwerfen, haben dann ein massives Problem.

Wir können auch gerne mal recherchieren wie viele Millionäre und Milliardäre es in den USA gibt und dann gerne auch den Anteil ausrechnen. Oder es bleiben lassen, denn die Vermögensschere ist auch ohne genauem hingucken in den USA definitiv größer als in Deutschland. Die vermeintlich gerechtere Besteuerung führt offenbar nicht zum gewünschten Effekt.

Keine Ahnung, warum du offensichtlich glaubst, die Vermögenssteuer sei die Hauptvariable für die Anzahl der Milliardäre oder warum diese Anzahl relevant für das Thema ist. Die Vermögenssteuer ist die einzige Variabel für die Vermögensschere und die Anzahl der Milliardäre beeinflusst? Mein Einschätzung wäre, dass der Einfluss auf beides minimal ist, ohne das ich das jetzt geprüft hätte.

Dann ist die Forderung nach einer Vermögenssteuer doch erst recht unsinnig, wenn der gewünschte Effekt gar nicht eintritt.

Meckern? Wenn man fordert, dass sehr Vermögende auch ihren (finanziellen) Teil zu einer stabilen Gesellschaft beitragen, die sie reich gemacht hat, ist das Meckern ohne Substanz? Aktuell wird ein grosser Teil der privaten Steuereinnahmen von den echten Leistungsträgern dieser Gesellschaft erbracht, weil Arbeitseinkommen so hohe Abgaben haben. Bedeutet: Die arbeitende Bevölkerung macht sowohl die Arbeit und bezahlt. Die Vermögenden arbeiten sowieso nicht (wenn überhaupt delegieren sie nur) und steuern finanziell auch fast nix bei. Das sehe ich als hochgradig unfair. Du nicht?

Es sind deren Unternehmen, die eine ganze Menge Steuern zahlen. Du musst dich von dem Gedanken verabschieden, dass das Vermögen auf deren Konten herumliegt.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1345289 Einträge in 14607 Threads, 14132 registrierte Benutzer Forumszeit: 08.11.2024, 13:27
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln