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Burka-Verbot? (Sonstiges)

Finanztaktiker, Wesel, Freitag, 12.08.2016, 15:54 (vor 2828 Tagen) @ Scherben

Klar, liberale Prinzipien klingen oft schön sauber und ansprechend ausformuliert, und es ist, wenn man sich darauf beruft, ein Leichtes, einen Argumentationsgegner in die Ecke zu drängen. Oft so mit dem Mittel: "Bei deinem Beispiel kann man keine saubere Unterscheidung ziehen zu dem oder dem Beispiel, deshalb Maßnahme XY in die Tonne!" Ich bezweifle aber, dass das reicht, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten.


Ich finde eigentlich, dass eher die Leute die Gesellschaft zusammenhalten, die betonen, dass wir ein Haufen von Einzelpersonen sind, die irgendwie miteinander auskommen müssen. Und das klappt in der Regel am besten, wenn man anerkennt, dass jeder Jeck anders ist, und sein Empfinden nicht über das Empfinden der Mitbürger stellt.

Ganz konkret bei der Burka ist ja auch eher das Problem, dass die Mehrheit einer (kleinen) Minderheit laut und deutlich mitteilen will: Ihr gehört nicht dazu. Wenn man das dazu umdeuten will (Verzeihung jetzt von mir), dass die Minderheit die Gesellschaft spaltet, dann finde ich das etwas pervers.

Hmpf.

Und hier wird in meinen Augen ignoriert, dass der Mensch in seiner sozialen Interaktion zumeist eine Kategorisierungs-Maschine ist. Er ordnet Menschen in verschiedene Schubladen, Teil der Gruppe oder nicht, weiß, schwarz oder asiatisch, männlich oder weiblich, hetero-, bi- oder homosexuell, Ober-, Mittel oder Unterschicht und viele weitere. Der Mensch macht das nicht weil er zu dumm ist um zu erkennen das Menschen trotz einiger klarer Zugehörigkeiten immer in verschiedenen gleichzeitig besetzten Schubladen und Graustufen daher kommt, sondern weil er keine Zeit hat sich jederzeit und jedesmal auf das Individuum einzulassen.

Das Problem mit deinem Ansatz einer Menge an Individuen in einer Masse, die miteinander klarkommen muss ist die fehlende Bindung zueinander. Es gibt nichts was mich als Deutscher (wieder so eine Kategorie) mehr verbinden würde mit anderen Deutschen als mit einem Chinesen. Also warum sollte ich irgendetwas opfern, wenn es nicht ausschließlich zu meinem Vorteil ist?

Doch viele Experimente zeigen, dass die menschliche Psyche anscheinand so aufgebaut ist, dass das Individuum umso mehr opferbereit, je mehr er dem Nutznießer eine Gemeinsamkeit unterstellt, sei es Nationalität oder Verwandtschaft. Der Mensch baut seine Fähigkeit zur Kooperation und Fähigkeit zur Negierung des Eigeninteresses also auf eine graduelle Ähnlichkeit auf.

Das muss in einer Massengesellschaft in den Ausmaßen einer Nation aber zwangsläufig in gröberen Maßeinheiten passieren, um in den Schubladen genügend Menschen zur Afurechterhaltung einer Industriegesellschaft, die unseren derzeitigen Lebensstandard erst ermöglicht. Und wenn Menschen sich der Kategorisierung der Mehrheit einer "Schublade", sprich einer Nation bzw. Gesellschaft verweigert, kann es zum Ausschluß dieser Gruppe führen.

Der Liberalismus ignoriert bzw. unterschätzt mMn die Notwendigkeit zur Kooperationsbereitschaft und der dafür notwendigen Prozesse recht deutlich, vor allem weil die Opferbereitschaft je loser und unzusammenhängender die Schublade bzw. Kategorie für die das Individuum das Eigeninteresse beiseite legen muss schwindet.


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