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AfD-Weidel flüchtet aus der Sendung "Wie gehts Deutschland" (Sonstiges)

Ulrich, Donnerstag, 07.09.2017, 20:36 (vor 2394 Tagen) @ Wickiborusse

Ich weiss ja nicht, wie oft du in der früheren DDR gewesen bist, Ulrich. Sehr häufig kann es nicht gewesen sein. Es ist keineswegs so, dass - wie du immer suggerierst - Fehler des Westens nach der Wiedervereinigung für das Erstarken der Rechten im Osten verantwortlich waren. Das radikalere Denken dort war unter Honecker und Konsorten schon vorhanden. Was auch kein Wunder ist, wenn man mit Ausnahme der kurzen Weimarer Zeit ständig in einem totalitärem Regime leben musste.

Ich hatte Verwandte in der DDR, mein Bruder ist zudem in den Achtzigern regelmäßig nach Ostberlin gefahren und hatte dort Kontakt zu einer Partner-Kirchengemeinde, Stichwort "Schwerter zu Pflugscharen".

Ich weiß durchaus dass es in der DDR durchaus auch rechtsradikale Tendenzen gegeben hat. Diese wurden entweder verschwiegen wenn sie nicht überregional bekannt wurden oder wie etwa im Fall der Schändung eines jüdischen Friedhofs in Berlin die auch in West-Medien breite Resonanz fand drakonisch bestraft.

Aber die rechtsradikalen Strukturen wurden nach der Wende in der Regel von westdeutschen Neo-Nazis aufgebaut die man anders als in Westdeutschland völlig ungestört agieren ließ. Das Fehlen eingespielter demokratischer Strukturen und einer gewachsenen bürgerlichen Gesellschaft spielten dabei in der Tat eine wichtige Rolle. Versagt haben aber die Behörden an deren Spitze damals zumindest ab der zweiten Ebene Westdeutsche standen sowie ein Teil der Parteipolitiker. Insbesondere die CDU hat in Ländern wie Sachsen nach dem Motto agiert "wenn wir die Augen zu machen dann sehen wir die Braunen nicht".

Vordergründig war dort offiziell Viva la Revolucion angesagt. In Wirklichkeit war die DDR einer der konservativsten und rückwärtsgewandtesten Staaten der Erde, verbrämt mit Marschmusik und Castrohuldigung.
Für deinen rechten Aufmarsch sind insofern nicht wir Westler verantwortlich, sondern deine Revolutionskollegen von der noch linkeren Feldpostnummer.

In der DDR saßen auch die CDU-, Bauernpartei-, LDPD-Funktionäre, etc. im gleichen Boot wie die SED-Funktionäre. Sie hatten zwar wenig zu sagen, aber wirkliche Spielräume hatten auch die SED-Leute nicht.

Der Vater von Stanislaw Tillich beispielsweise war hauptamtlicher SED-Funktionär. In der DDR war deshalb für seinen Sohn die Tür zu einer SED-Karriere verschlossen. So wollte man die Entstehung von Familiendynastien verhindern. Vermutlich deshalb ist der Sohn in die CDU eingetreten um dort Karriere zu machen. Wehrdienst bei den DDR-Grenztruppen, Schulung in der DDR-Kaderschmiede Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“, etc. Einem SED-Mann hätte diese in der DDR keineswegs unübliche Biografie politisch das Genick gebrochen. Tillich ist heute Ministerpräsident in Sachsen.


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