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Die Schlacht um Kiew hat begonnen (Politik)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Sonntag, 27.02.2022, 12:21 (vor 1392 Tagen) @ TrainerFuxx
bearbeitet von prosakind, Sonntag, 27.02.2022, 12:33

Was für Zeiten. Wir rüsten auf - und alles freut sich. Und das beknackte 2% Ziel ist jetzt endlich auch durch (wie man alleine auf die Idee kommen kann, Finanzierung nicht an Bedarf, sondern an eine Quote zu binden, wird wohl immer ein Rätsel bleiben). Ich bin gespannt, wie groß der Kater sein wird, wenn der signifkante Teil der Bevölkerung, der momentan angstzerfressen im Schützengraben liegt, wieder hervorkommt und die Folgen spüren wird.

Und ja: auch wenn ich die Situation noch Montag vollkommen falsch eingeschätzt habe. Und ja, auch wenn der russische Angriffskrieg vorbehaltlos verurteilt und in Form jeder möglichen sinnvollen Gegenmaßnahmen bekämpft werden muss. Wer von Euch mag mir denn bitte erklären, wie ein höherer Militäretat auf deutscher Seite das Geschehen verhindert hätte. Zur Erinnerung: Haben wir nicht jetzt bereits einen Verteidigungsetat von 47 Millionen Euro. Wie hoch ist der von Rußland: 70 Millionen? Und wie groß ist er kumuliert der europäischen NATO-Staaten? 250 Millionen? Und von den USA: 700 Millionen? Und welcher dieser Cents und Euros und Dollars hat jetzt den Krieg verhindert? Als wenn es an dem Geld liegen würde und dem Zustand deutscher Flugzeuge und Winterjacken.

Das alles ist Geld, was an anderer Stelle fehlen wird. Beim nachhaltigen Umbau der Gesellschaft (der gerade doch jetzt wichtig wäre, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Rußland zu verkleinern), beim Kampf gegen das soziale Auseinanderdriften der Gesellschaft, bei der Integration der Millionen Meschen, die in den nächsten Jahren bei uns an der Grenze stehen werden, etc.

Und vielleicht auch in der Bildung, um Menschen wieder zu bemächtigen, Ambivalenzen auszuhalten. Denn nein, auch wenn Rußland gerade einen verwerflichen Angriffskrieg durchführt, das führt nicht automatisch dazu, dass alles, was nicht russisch oder gegen Rußland gerichtet ist, automatisch gut ist, immer war und immer sein wird. Triumphgeheul im Sinne eines "wir haben es immer gesagt und ihr wart immer dumm" lässt sich natürlich jetzt leicht abspulen (auch wenn das gerade in der jetztigen Situation doch einiges an Taktgefühl und Moral vermissen lässt). Aber es macht das Vorgehen, die Argumente und auch die Propaganda der letzten Jahre ja nicht richtiger. Das nordamerikanische Versagen in der Gestaltung einer dauerhaften europäischen Friedensordnung bleibt. Es mag nicht ansatzweise Legitmation für die russische Eskalation sein - die Mitverantwortung ist aber durch die russische Eskalation nicht verschwunden. Wenn Historiker in dreißig Jahren einmal die Vorgeschichte von 2022 schreiben werden - sie wird sich nicht hauptsächlich mit dem psychischen Zustand eines russischen Autokraten auseinandersetzen.


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