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Habeck ruft Frühwarnstufe im Notfallplan für die Gasversorgung aus (Politik)

Ulrich, Mittwoch, 30.03.2022, 09:52 (vor 1363 Tagen) @ Gargamel09

https://www.spiegel.de/wirtschaft/gasversorgung-habeck-ruft-vorwarnstufe-im-notfallplan-aus-a-8a76539d-e777-4773-9bed-db98cf689a67

Putin macht es der Regierung/Europa einfach, nicht von selbst auf das Gas aus Russland zu verzichten zu müssen, er dreht dann halt selber den Gashahn zu. Hätte er mal im Herbst den Krieg angefangen... . Nun haben wir Zeit bis zum Herbst, das irgendwie halbwegs zu kompensieren und man wird sehen, ob es wirklich zur Katastrophe (für die Wirtschaft) kommt.

Wenn man nur die Gasversorgung betrachtet, dann hätte Putin in der Tat für sich günstigere Zeitpunkte wählen können. Allerdings hat Russland bereits seit 2021 die Spotmärkte "ausgetrocknet", und die Speicher, die Gazprom direkt oder indirekt gehören sind so gut wie leer. Wenn man sich die Grafik im Artikel anschaut, dann wurden die Speicher zwar in den letzten Wochen ein wenig aufgefüllt, aber wir liegen noch immer bei nur 27 Prozent. Bis in den Herbst dürften wir kommen, aber spätestens jetzt sollten wir jeden Kubikmeter Gas sparen, den wir sparen können.

Die unterschiedlichen Experten sind sich weder sicher, wie ernst die Situation ist, noch wie schwerwiegend die Folgen eines Exportstopps für Deutschland und für die EU als ganzes sein würden. Und auch die Folgen für Russland selbst sind nur schwer absehbar.

Sollte Russland die Gaslieferungen einstellen, dann greifen Mechanismen auf nationaler und auf EU-Ebene. National gibt es mehrstufige Abschaltpläne. Zunächst würden Teile der Industrie abgeklemmt, zuletzt die Haushalte, Krankenhäuser, etc. Und auf EU-Ebene gibt es vertragliche Vereinbarungen, nach denen die Staaten sich untereinander mit Lieferungen unterstützen müssen. Wir müssten z.B. ggf. Gas in osteuropäische EU-Staaten liefern, die schwerer betroffen wären. Dafür bekämen wir direkt oder indirekt Lieferungen aus den Niederlanden, aus Frankreich und ggf. den südeuropäischen EU-Staaten. Eine Große Unbekannte sind aber die Transportwege. Bisher floss das russische Gas vom Nordosten in Richtung Südwesten. Jetzt müsste man die Transportwege umkehren.

Aber auch Russland selbst wäre stark betroffen. Allein die Ankündigung, dass der Westen Gaslieferungen in Rubel bezahlen soll, hat den Rubel-Kurs wieder deutlich ansteigen lassen. Er nähert sich wieder dem Vorkriegsniveau. Ein Lieferstopp könnte ihn aber ins Bodenlose stürzen lassen. Russland erklärt zwar man wolle jetzt mehr Gas nach China liefern, aber faktisch ist das kaum möglich. Es gibt zwar die Pipeline "Kraft Sibiriens", die in der Endausbaustufe eine Kapazität von 28 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben soll. Aber das wäre deutlich weniger, als die bisherigen jährlichen Gaslieferungen nach Deutschland. Und bisher scheint die Kapazität deutlich niedriger zu sein, 2021 sollen 16,5 Milliarden Kubikmeter an China geliefert worden sein. Zum Vergleich: 2020 flossen etwa 168 Milliarden Kubikmeter nach Europa, davon 56 Milliarden Kubikmeter nach Deutschland. Die Erdgasfelder, aus denen bisher Westeuropa beliefert werden, haben zudem keinerlei Pipeline-Anbindung in Richtung Südosten, China könnte von dort nicht beliefert werden. Den Trend zu verflüssigtem Erdgas hat Russland lange verpasst, mittlerweile gibt es erste LNG-Terminals. Die Kapazität wird hier meist in Tonnen angegeben, umgerechnet beträgt sie aktuell 40 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Und diese Terminals sind bereits jetzt voll ausgelastet.

Russland plant weitere Pipelines und weitere LNG-Terminals. Aber selbst unter normalen Bedingungen dauert so etwas, und aktuell ist man von westlicher Technologie abgeschnitten. Teilweise kann man das sicherlich mit chinesischer Hilfe abfangen, aber es dürfte mit Sicherheit zu weiteren Verzögerungen führen.

Infos sind größtenteils aus einem Spiegel-Artikel hinter der Paywall: https://www.spiegel.de/wirtschaft/gaszahlungen-an-russland-was-passiert-wenn-der-rubel-nicht-rollt-a-90240e53-9dfa-4070-92cd-98713dd26b06


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