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Interview mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk zur Lage in Ostdeutschland und zu Sahra Wagenknecht (Politik)

micha87, bei Berlin, Mittwoch, 21.08.2024, 20:59 (vor 486 Tagen) @ Ulrich

Danke für den Link!

Finde seine Analyse ebenfalls sehr zutreffend insbesondere der Part: "Die Freiheitsrevolution von 1989 war mitnichten von der Mehrheit der Ostdeutschen getragen worden, sondern von einer Minderheit. In allen Revolutionen sind immer nur Minderheiten aktiv. Die Mehrheit steht immer passiv dazwischen und wartet ab und schlägt sich auf die Seite des Siegers. Das ist welthistorisch banal, das läuft immer so. Und das war auch in der DDR nicht anders."

Das gilt es auf jeden Fall mit zu berücksichtigen bei der Bewertung der einzelnen Bundesländer. Die Leute waren/sind z.T. überfordert mit dem was sie an Freiheiten so haben.

In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen wurde/wird häufig konservativ gewählt wird bzw. auch rechtspopulistisch. Die Union regiert in Sachsen durch, in Sachsen-Anhalt mit einer Ausnahme fast und in Thüringen konnte insbesondere Ramelow die Stimmen seit 2014 für sich gewinnen, davor gab's nur die Union.

In Brandenburg ist bislang durchweg die SPD das Mittel der Wahl gewesen, in MeckPom ist sie es seit '98. Dies ändert sich aber wohl auch zunehmend, wie die Wahlergebnisse zeigen.

Es ist wohl in der Mehrheit der Wunsch nach geordneten Verhältnissen und einer Führungsperson die den Hut auf hat und alles für einen regelt.

Das steht im starken Kontrast zum Liberalismus wie ihn die FDP vorlebt, auch deshalb bekommt die Partei wenig Stimmen im Osten. Mit der Aussage "Der Markt regelt das" können die wenigsten etwas anfangen. Den als der Markt das letzte Mal was für die Leute geregelt hat, kamen Leute von überall und haben sich eine goldene Nase in den 90ern verdient. Der Ausverkauf des Ostens und eine Massenarbeitslosigkeit waren die Folge der Wiedervereinigung. Derlei Erfahrungen prägen sich in das kulturelle Gedächtnis der Leute ein. Das sie genauso alle Chancen hatten wird da gerne übersehen, man ist halt für einfache Lösungen schnell zu begeistern.

Bei den Grünen stört vielen wohl auch im Osten, das belehrende und die Sprache die sie sprechen. Es ist halt mehrheitlich ein akademisches Klientel, welches dort kandidiert. Das ist in der AfD oder beim BSW wohl auch kaum anders, aber sie sprechen halt "einfacher" bzw. bekommen die Leute mit populistischen Aussagen auf ihre Seite.

Traurig ist das demokratische Parteien dem Folgen, wenn Woidke tönt kein Bürgergeld mehr für Ukrainer ist das stumpfer Blödsinn. Mit derlei Aussagen holt man keine Wähler zurück.

Das ganze wird eine harte Prüfung für die Bundesregierung, die sich nicht gefestigt zeigt. Wenn der Parteichef der Grünen es offen ausspricht, das sinngemäß die Ampel nur eine notwendige Zweckgemeinschaft ist, ja dann wird das auch so nach außen getragen. Dies schadet aber auf Dauer der Demokratie, den die Leute kleben an ihren Ämtern und auch das macht es für Populisten so einfach zu punkten, den sie sind nicht in der Verantwortung und können viel behaupten. Die Realpolitik ist dann oftmals weniger "sexy" und einfach.


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