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Wirtschaft wird DAS Wahlkampfthema (Politik)

Ulrich, Samstag, 21.09.2024, 08:55 (vor 129 Tagen) @ markus

Die Autobranche wird schon aus zwei unumkehrbaren Gründen zukünftig bluten.

1. E-Autos bestehen aus wesentlich weniger Teilen. Es wird zukünftig weniger Arbeitskraft benötigt, um ein Auto herzustellen und in Schuss zu halten. Und zwar ganz erheblich weniger Arbeitskraft.

Wobei die aktuellen Absatzprobleme der Automobilindustrie eindeutig dadurch verursacht werden, dass man viel weniger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor absetzt, als man eigentlich möchte und produzieren könnte.

Die Süddeutsche hat gestern Abend gemeldet, dass Mercedes wegen des bröckelnden China-Geschäfts eine Gewinnwarnung herausgegeben hat.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/mercedes-auto-gewinnwarnung-china-lux.BwRHnX1pdnVXGSY7D5krA4

Bereits in der letzten Woche hatte es eine entsprechende Meldung von BMW gegeben, hier kommt ein großer Rückruf wegen defekter Bremssysteme hinzu. Auch VW hat ähnliche Probleme.

Mercedes verkauft in China etwa ein Drittel seiner Fahrzeuge, und dort vor allem die aus dem oberen Preissegment wie die S-Klasse. Bisher hatten die Kunden in China hier anders als bei den Kompaktfahrzeugen und der Mittelklasse weiterhin auf Autos mit Verbrennungsmotor gesetzt. Das ändert sich jetzt aber zunehmend, und die Mercedes-Fahrzeuge mit Elektroantrieb werden nicht angenommen. Das hat teilweise ganz triviale Gründe, im elektrischen EQS hat man auf der Rücksitzbank weniger Platz als in der S-Klasse, und reiche Chinesen lassen sich fahren. Das scheint durchaus beabsichtigt gewesen zu sein, "Noch im Frühjahr gab ein hochrangiger Manager des Konzerns zu, man habe durchaus kalkuliert, dass die Käufer lieber die S-Klasse nehmen als den EQS – schließlich verdiene man daran auch besser." Nun aber lassen die Chinesen die S-Klasse und den EQS links liegen.

Grundsätzlich problematisch ist, dass Mercedes sich auf eine "Luxusstrategie" festgelegt hat. Wegen der Probleme mit Lieferketten während Corona und Ukraine-Krieg konnte man deutlich weniger Fahrzeuge bauen als nachgefragt wurden, also hat man sich auf das obere Preissegment konzentriert. "Firmenchef Ola Källenius verglich die Autos seiner Marke mit teuren Luxushandtaschen, auf die die Kunden ja auch schon mal Jahre warten müssen – und für die sie trotzdem horrende Preise zahlen." "Die Gewinne bei Mercedes, so war der Plan, sollen stärker aus dem Luxussegment kommen, also von Fahrzeugen, deren Preis meist jenseits der 100 000 Euro liegt." Hier hatte man vor allem China im Auge. Aber dort werden die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch in diesem Segment deutlich weniger nachgefragt, und man hat keine Fahrzeuge mit Elektroantrieb, die das Interesse der chinesischen Kundschaft wecken.

Källenius hat den Fehler gemacht, aus den Erfahrungen ab 2020 eine langfristige Strategie ableiten zu wollen, und das weltweit. So fallen z.B. die A- und die B-Klasse komplett weg, der C- und selbst der E-Klasse will man in Zukunft weniger Aufmerksamkeit schenken. Und gerade in dieser Situation bricht die Nachfrage im oberen Segment ein.


2. Der Individualverkehr wird zurückgehen (müssen). Sorry, aber ich kann doch nicht ein Deutschlandticket einführen, um die Leute weg vom Auto hin zur Bahn zu locken und gleichzeitig hoffen, dass die Leute beim Auto bleiben werden.

Wobei ich nicht davon ausgehe, dass sich viele Menschen abseits der Metropolen komplett vom Auto trennen werden.


Dieses oft gehörte „wir müssen die Wirtschaft umbauen“ hat zwei gravierende Fehler. Einmal die irrige Annahme, dass die Party der Autobranche einfach ewig weiterlaufen kann. Dem ist nicht so. Und einmal die irrige Annahme, als wäre die Politik dafür verantwortlich. Nein, das mit dem Umbau macht die Wirtschaft selbst. Wir leben nicht in einer Planwirtschaft. Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft. Die Politik setzt gewisse Rahmenbedingungen, in diesem Fall: Keine Verbrenner mehr und gleichzeitig subventioniertes Bahnfahren. Die Folge: Neuzulassungen gehen zurück und VW (und später auch andere) bauen sich um.

Die Automobilindustrie in Deutschland hat schon seit Jahrzehnten falsche Entscheidungen getroffen. Dort war ganz genau bekannt, dass man den CO2-Aussstoß auch der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor senken muss, auch der konkrete Fahrplan ist seit langem bekannt. Trotzdem hat man statt auf die althergebrachten Bauformen auf SUV gesetzt, mittlerweile bis in die Kompakt-Klasse hinein. Ford beispielsweise hat seinen Brot-und-Butter-Wagen Fiesta ganz aus dem Programm genommen, bei anderen Herstellern verlagern sich die Produktionszahlen. Nur verbraucht so ein SUV wegen der größeren Frontfläche locker 20 bis 30 Prozent mehr Kraftstoff. Auch deshalb reißt man die EU-Richtlinien. Und deshalb fordert man, dass diese EU-Vorgaben jetzt ausgesetzt werden sollen.

Umweltschützer empört - EU-CO2-Ziele: Auto-Lobby bangt um Jobs (zdf heute vom 14.09.2024)

Eingeführt wurden die Flottengrenzwerte, damit die Auswirkungen der Einführung der CO2-Zertifikate auf fossile Treibstoffe nicht zu einem zu starken Anstieg der Benzin-, Diesel- und LPG-Preise führt. Was nutzt es, wenn man zwar noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor kaufen kann, aber der Treibstoff unerschwinglich wird?


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