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Spahn will Coronamaßnahmen an Schulen verlängern (Corona)

markus, Montag, 21.06.2021, 18:25 (vor 1033 Tagen) @ Goalgetter1990

Reichlich egoistische Einstellung. Mittlerweile weiß man, dass die bisher verwendeten Impfstoffe Menschen mit eingeschränkt arbeitendem Immunsystem vielfach nur unzureichend oder gar nicht schützen. Die sind auf den Schutz durch die Gemeinschaft angewiesen.


Welch Unsinn! Man kann doch nicht das Schicksal von einzelnen zum Problem der Gesellschaft machen! Gefährdete müssen sich selbst schützen und sonst gar nichts...


Meinst Du nicht, dass das reichlich sozialdarwinistisch ist?

Der "Schutz der Schwachen" hat in der Vergangenheit nicht funktioniert. Und er wird auch in der Zukunft nicht funktionieren. Alleine schon deshalb, weil die Ansteckung deutlich vor den ersten Symptomen einsetzt und vielfach über Aerosole erfolgt.

Wir reden hier übrigens über eine Gruppe, die eine sicherlich siebenstellige Zahl von Menschen umfasst.


Man muss sich allerdings auch klar machen, was das im Umkehrschluss bedeuten würde: AHA-Regeln und Maskenpflicht noch auf Jahre hinaus (bis das Virus weltweit ausgerottet wurde und es keine neuen Varianten gibt - was bei Ländern wie Brasilien, USA, Iran oder "Failed-States" in den Sternen steht), und das obwohl jeder der sich impfen lassen will geimpft wurde und das initiale Ziel einer Überbelastung des Gesundheitssystems erreicht wurde. Die Frage ist, ob gesellschaftliche Solidarität, welche in den vergangenen 14 Monate die Maßnahmen getragen hat, soweit gehen kann. In einer auf individuelle Freiheitsrechte fundierten Gesellschaft aus meiner Sicht - nein - da werden auch diejenigen welche sich in den vergangenen Monaten zurückgenommen haben und jetzt geimpft sind eben an die Grenze ihrer Solidarität kommen. Und das hat dann auch nichts mit Sozialdarwinismus oder Egoismus zu tun, sondern mit der grundlegenden Frage, wie weit gesellschaftliche Solidarität in einer freiheitlichen Gesellschaft gehen kann.


Das hat sehr wohl etwas mit Egoismus zu tun. Denn: „ Egoismus: [Haltung, die gekennzeichnet ist durch das] Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer“ ist exakt das, was du beschreibst.


Nochmal, es handelt sich hier um eine Debatte auf einer gesellschaftlichen Ebene, welche nicht auf der Ebene des Individuums geführt wird. Wenn ab dem kompletten Abschluss der Impfkampagne (mit einer theoretischen Impfquote von 70-75%) 80% der Bevölkerung der Meinung sind, dass die Maßnahmen fallen müssen, da es keine Gefahr mehr für das Gesundheitssystem gibt, ist das dann (negativer) Egoismus oder eher gesellschaftlicher Konsens?

Die von dir geteilte Definition ist ja erstmal wertefrei, im Thread wird der Begriff "Egoismus" aber dazu genutzt um zu moralisieren. Das Moralisieren der Debatte nach dem Motto "Ihr seid egoistisch/sozialdarwinistisch" ist aber doch insofern nicht zielführend, wenn es an der gesellschaftlichen Realität vorbeigeht: Man hat sich in den letzten 14 Monaten massiv zurückgenommen, um die Gesellschaft als Ganzes zu schützen, ausschließlich mit dem Hinweis des Schutzes des Gesundheitssystems und dem Verhindern einer massiven Todeswelle. Dass sich viele - sobald man diese Ziele erreicht wurden - dann entsprechend eine Aufhebung der Maßnahmen fordern - auch mit dem Hinweis dass man nicht jedes Leben schützen und retten kann - ist auf einer gesellschaftlichen Ebene die Konsequenz.

Dass der Begriff einen negativen Kontext hat, ist klar. Dennoch ist die Definition zu 100% korrekt und beschreibt exakt das von dir geschilderte Verhalten. Dass das gesellschaftlicher Konsens ist, stimmt zumindest in Teilen. Wir gehen einen Mittelweg. Darum findet Solidarität auch in anderen Bereichen immer nur begrenzt statt. Deshalb gibt es zwar Hartz IV, allerdings nur auf dem Niveau des Existenzminimums, damit sich die Steuerabgaben der anderen in Grenzen halten. Deshalb gibt es Arbeitslosengeld, allerdings nur 60-67%, damit sich die Sozialabgaben der anderen in Grenzen halten. Deshalb gibt es Renten, aber nur auf dem Niveau von unter 50%. Deshalb gibt es einen Mindestlohn, der allerdings so niedrig ist, dass das Prinzip Angebot und Nachfrage nicht völlig ausgehebelt wird. Ebenso ist es jetzt in der Pandemie. Man nimmt Opfer in Kauf, will aber zumindest jedem einen Platz auf der Intensivstation bieten können.


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