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Delta Anteil verdoppelt sich erneut (Corona)

Lutz09, Tor zum Sauerland, Freitag, 25.06.2021, 13:38 (vor 1029 Tagen) @ markus
bearbeitet von Lutz09, Freitag, 25.06.2021, 13:42

Delta nun bei 15%.

https://www.rnd.de/gesundheit/anteil-der-delta-variante-in-deutschland-steigt-doppelt-so-viele-faelle-wie-in-der-vorwoche-ZBT66QNGSBAFFLMXQD577CEXEA.html

Hier zu die Einschätzung von Gerd Antes, Medizin Statistiker an der Freiburger Uniklinik.


Die D-Var. kommt und wird andere verdrängen. Das ist völlig normal und nicht ungewöhnlich.


Woran macht er fest, dass das völlig normal und nicht ungewöhnlich ist? Geht er davon aus, dass sich statistisch alle paar Monate neue Mutanten entwickeln, die gleichzeitig ansteckender sind?

Nun, wahrscheinlich, weil die Mutation eines Virus in der Natur eines Virus liegt und völlig normal ist. Hinzu kommt, dass es einen Saisonalitätseffekt gibt und, dass das Infektionsgeschehen immer in Wellen verläuft.

Im Sommer ist das Infektionsgeschehen einigermaßen gut unter Kontrolle.

Die Erfassung des Infektionsgeschehens lässt noch immer zu wünschen übrig.

Die Devise für eine gute Vorbereitung für den Herbst lautet: mehr und schneller impfen. 2x


Nebenbei sollte man eventuell die Schnelltests nicht verfrüht aufgeben. Das scheint sich trotz relativ hoher Fehlerquote bewährt zu haben.

Unbedingt. Schnelltests gehören mit zur Strategie und muss beibehalten werden (bei allen, die noch über keinen vollen Impfschutz verfügen).

Das Infektionsgeschehen allein als Maßstab zu nehmen ist völlig unsinnig. Denn es geht darum, was mit den tatsächlich Infizierten passiert. Da ein Großteil der vulnerablen Risikogruppen bereits geimpft ist, ist das Risiko gesamtgesellschaftlich stark zurückgegangen.


Die Frage ist, wieviele zusätzliche Infektionen man sich erlauben kann, bis der Vorteil wieder egalisiert ist. Wir kamen hier neulich auf einen viermal so hohen Inzidenzwert, den man sich im Vergleich zu Januar erlauben könnte. Die Intensivstationen wären dann nicht schon bei einer Inzidenz von 200, sondern erst bei 800 wieder dort, wo wir in der Spitze lagen. War allerdings auch nur eine grobe Schätzung und hat keinen Anspruch auf Richtigkeit.

Das ist tatsächlich die Frage. Fraglich ist jedoch, ob uns der Inzidenzwert, so wie er erhoben wird, wirklich weiterhilft, da er faktisch nur eine Melderate ist, die, wie wir ja inzwischen wissen, von Region zu Region, von Stadt zu Stadt usw. höchst unterschiedlich ist und noch dazu wenig geeignet, die epidemische Lage zuverlässig neu bewerten. Eine Inzidenz ist ja definiert als das Neuauftreten eines Merkmals, in dem Fall einer Infektion, in einer bestimmten Bevölkerung in einer bestimmten Zeit (üblicherweise auf ein Jahr gerechnet), an Neuerkrankungen. Die wissen wir eben nicht. Dazu hätte eine Kohorte, eine Stichprobe, wie bei einer Wahlvorhersage gebildet und diese regelmäßig getestet werden müssen. Dann hätten wir hochgerechnet ein Bild, was in der Bevölkerung wirklich stattfindet. So haben wir immer nur die Melderate, die aus den oben genannten Gründen ein sehr unscharfes Bild zeichnet. Es ist also vieles von Zufall geprägt. Es gibt solche Panels, die es für das Corona Infektionsgeschehen nicht gibt, zum Beispiel für andere Untersuchungen im Bereich der Public-Health-Forschung. Da hätte man drauf zugreifen können und Menschen repräsentativ testen können.

Wichtig ist, alle anderen Variablen zu betrachten und zuverlässige Informationen über Hospitalisierung, Mortalität und schweren Verläufe zu haben


Die Daten gibt und gab es ja schon immer. Allerdings bleibt die Inzidenz immer der erste Wert der Kette. Die anderen Werte kommen leider immer verspätet. Es dürfte an dem Zeitverzug liegen, warum man im Infektionsschutzgesetz rein auf Inzidenzwerte abstellt. Trotzdem sind natürlich auch die Zahlen auf den Intensivstationen sehr wichtig. Mittlerweile liegt man in Deutschland unter 800 mit weiter sinkender Tendenz.

Es gibt einfach keine vernünftige Datenlage – und das in viel zu vielen Bereichen.
Es werden noch immer kaum systematisch Daten auf Bevölkerungsebene erhoben, die widerspiegeln, welche Wirkungen die diversen Maßnahmen haben, welche Unterschiede es zwischen den Altersgruppen gibt, wie hoch die Dunkelziffer der Infizierten ist und vieles mehr.
Virusproben wurden in Deutschland lange Zeit nur sporadisch sequenziert; erst Mitte Januar 2021 ordnete die Bundesregierung an, fünf bis zehn Prozent der positiven Proben einer genetischen Untersuchung zu unterziehen, um die Verbreitung kursierender Virusvarianten verfolgen zu können.
Das DIVI-Intensivregister, das die intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten in Deutschland laufend dokumentiert, begann nicht früher als im März 2020 mit der Datenerhebung. Diese Liste ließe sich fortsetzen, und sie betrifft maßgeblich einen Bereich, der in Deutschland systematisch schwach aufgestellt ist: die »Public Health« (öffentliche Gesundheitsfürsorge).

Darauf geht unter anderem dieser Artikel ein:
https://www.jmwiarda.de/2021/04/28/die-datenerhebungskatastrophe/

Hier wird ziemlich klar, woran es beim Pandemiemanagement der Bundesrepublik hapert.

Dazu gesellen sich ungeeignete Modellierungen, eine ein schlechte Qualität in der Todesfall Statistik, Meldeverzüge und vieles mehr

Wie die Verbreitung der D-Var. in den nächsten Wochen in Europa aussehen könnte lässt sich kaum vorhersagen, da die Datenlage zu wünschen übrig lässt.


Deshalb wäre ich mit Prognosen auch vorsichtig. Mittwochs erscheint immer der Variantenbericht vom RKI. Da kann man die Prozentwerte ganz gut mit den Gesamtzahlen vergleichen und sehen, ob Delta nur anteilig hinzugewinnt, oder auch in absoluten Zahlen. Zumindest zwischen den Kalenderwochen 22 und 23 sind die Delta Zahlen wohl auch absolut gestiegen. Ob es auch in KW 24 eine absolute Steigerung gab, wird man erst nächsten Mittwoch sehen können.

Ansonsten gibt es einen aktuellen Bericht aus UK. Aus diesem geht folgendes hervor:

D-Var dominant geworden, leicht erhöhte (nicht 60%!) Infektiosität schlägt sich nicht in Trendänderungen z.B. der Hospitalis. nieder. Sterbefälle nehmen weiter ab und erste Daten zeigen geringere Sterblichkeit.

D-Var hat A-Var abgelöst. In einem sehr kurzem Zeitraum. Was für eine rasche Viruszirkulation und noch eine hohe Populationsempfänglichkeit spricht.
Aber: höherer Anteil heisst nicht automatisch mehr schwere Erkrankungen! Erinnerung an B.1.1.7!!!

Infektiosität von D-Var ist höher als A-Var, aber rückläufig und auch wesentlich geringer als 60%

Die Sterbefallrate der D-Var ist wesentlich geringer als die der A-Var (stabile aber noch kleine Datenbasis)

Impfstoffwirksamkeit gegen schwere Verläufe (Hospitalisierung) nicht verändert aber geringer gegen symptomatische Erkrankung.

Wichtig: Hospitalisierungsrate weiterhin abnehmend/sehr niedrig bei gleichzeitiger beinahe kompletter Dominanz von D-Variante

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/994839/Variants_of_Concern_VOC_Technical_Briefing_16.pdf


Das ist sehr umfassend. Gibt es das irgendwo auf deutsch?

Sorry, hab den nur auf Englisch.


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