Heute sollen bei Twitter die Emails mit den Kündigungen versandt werden (Sonstiges)

markus, Freitag, 04.11.2022, 14:21 (vor 532 Tagen) @ Ulrich

Da bin ich froh, im "sozialistischen" Deutschland zu wohnen, wo so Massenkündigungen nicht so ohne weiteres möglich sind. Dieser Manchester-Kapitalismus in den USA ist nicht mein Ding.

Der Laden macht massive Verluste. Da könnte ich in Deutschland auch betriebsbedingt kündigen. Und die Struktur ist in einem solch jungen Unternehmen so, dass man auch in Deutschland recht frei handeln könnte (Ausnahmen beim Kündigungsschutz mal außen vor), wen es trifft.

In Deutschland kann man aber nicht von heute auf morgen kündigen. Und nicht nach Gutsherrenart, sondern nach überprüfbaren Kriterien.

Als Unternehmen kannst du betriebsbedingt kündigen, wenn du nicht mehr soviel Personal benötigst. Es reicht aus, sich schlanker und effizienter aufstellen zu wollen. Wird eine bestimme Mitarbeiterzahl überschritten, muss zunächst ein Sozialplan aufgestellt werden. Darüber hinaus muss immer eine Sozialauswahl erfolgen. Meist wird ein Punktesystem aufgestellt (z.B. je Lebensjahr 1 Punkt, je Betriebszugehörigkeitsjahr 1 weiterer Punkt, je Kind 4-5 Punkte und bei Schwerbehinderung auch 4-5 Punkte) und dann werden die Mitarbeiter mit den wenigsten Punkten innerhalb einer Gruppe von vergleichbaren Mitarbeitern gekündigt. Die Sozialauswahl ist natürlich angreifbar. Oft werden Fehler gemacht bei den vergleichbaren Arbeitsplätzen oder es werden Mitarbeiter übersehen. Allerdings läuft es in den meisten Kündigungsschutzverfahren auf eine Abfindung hinaus und die ist idealerweise im Sozialplan schon so hoch angesetzt, dass die meisten Mitarbeiter keine Klage mehr einreichen. Oft schlagen Richter nämlich nur eine Abfindung von 0,5 Gehältern pro Beschäftigungsjahr vor. Und natürlich müssen die Kündigungsfristen eingehalten werden. Die kann bei bis zu sieben Monaten liegen.