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Wundert das ernsthaft jemanden? (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Dienstag, 05.12.2023, 17:21 (vor 747 Tagen) @ Scherben
bearbeitet von FourrierTrans, Dienstag, 05.12.2023, 17:38

Und das mit dem Mangel an jungen Menschen in diesem Land darf man auch dem Großkapital anlasten, welches den jungen Frauen seit ~20-30 Jahren ganz energisch von der Geschichte erzählt, dass es auf der Welt nichts schöneres gibt, als die eigene Lebenszeit zwecks "Selbtverwirklichung" in die Arbeit (man nennt es dann "die Karriere") für fremde Menschen zu investieren, bis das dann solche Blüten trägt, dass die "Exklusiv-Mama" im Kontext einer Ehe(artigen Beziehung) eine quasi-reaktionäre Exotin ist ("Oh achso, Sie sind also nur Mutter und nicht berufstätig?". Doof nur, dass man sich heutzutage als Familie/Paar bestenfalls noch äquivalent das leisten kann, was der Vater/Großvater als Alleinverdiener. Sei's drum, viel besser wäre es ja ohnehin, dass alle im Singlehaushalt leben. Noch mehr Konsum für das Großkapital, noch weniger Gemeinschaft und Familie! Aber an dem "gesellschaftlichen Mindset" wird ja Gott sei Dank (obwohl, dass Thema "Glaube" hat ja auch ausgedient, eigentlich ein aus der Zeit gefallenes Sprichwort) schon kräftig "gearbeitet". :-)


Ich warte noch auf den Tag, an dem Männer endlich erkennen, dass die wahre Selbstverwirklichung darin liegt, einkaufen zu gehen, zuhause die Bude zu putzen und für die Familie zu kochen. Bis dahin werde ich meine Studentinnen und alle anderen jungen Frauen aber weiterhin darin bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen und auf sicheren Füßen zu stehen.


Du meinst die Sicherheit, in eine Rentenkasse einzuzahlen, aus der die Millenial-Generation nichts mehr sehen wird und die Hoffnung, dass weiterhin osteuropäische Länder für uns den Abwehrkrieg gegen eine hegemonial auftretendes Russland (was übrigens gerade erst begonnen hat, da ja nun alles auf Kriegswirtschaft umgestellt wurde) führen werden, weil unsere Demografie so schief ist, dass sie schon quietscht?


Wenn Dir das alles so wichtig ist, dann mach doch hier großflächig Werbung, dass die jungen Männer fleißig Kinder zeugen, auf die sie dann zuhause auch aufpassen, während die Frau die Brötchen verdient. Solange das nicht passiert und im Zweifel die Frau die Arschkarte aus Abhängigkeit und Altersarmut zieht, werde ich den Teufel tun und dieses katastrophale Familienbild gutheißen.

Das ist aber doch viel zu rosig gedacht bzw. gar nicht das Kernproblem. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unfassbar naiv wohlhabende Gesellschaften werden (können) und äußeren (als auch inneren) Gefahren offenbar keinerlei Relevanz mehr beimessen. Ob nun der Mann am Ende den Haushalt führt und dafür die Frau "die Brötchen" verdient oder andersrum, ist erst einmal zweitrangig, solange eine Gesellschaft stabil prosperiert. Historisch gesehen war es über Jahrtausende natürlich immer andersherum, weil die Frau letztlich diejenige ist, die das Kind zur Welt bringt, mit all den vor- und nachgelagerten Herausforderungen einer Geburt. In der heutigen Arbeitswelt ist das kein KO-Kriterium mehr für "der Mann muss für das Überleben der Familie sorgen", wir sind ja keine Jäger und Sammler mehr. Dem Großkapital missfällt es aber natürlich generell, wenn ein Part längere Zeit zu Hause bleibt. Beide sollen brav arbeiten und konsumieren. Genau dieser "Drive" hat uns in die heutige Lage gebracht. Ich verstehe die von dir angesprochenen Abhängigkeits- und Armutstendenzen, sie werden aber, sofern nicht ein Wunder geschieht, noch zu unseren Lebenszeiten "Nebenkriegsschauplatz-Probleme" sein, und das geschlechtsunabhängig betrachtet. Dem Großkapital in einer gänzlich globalisierten Welt ist das natürlich Wurscht, die ziehen im Zweifel einfach weiter (sehen wir ja aktuell schon, das extrem negative Gefälle zwischen Zu- und Abflüssen aus Investitionen in der BRD seit 2022).

Erstaunlich ist auch, wie geschichtsvergessen die Menschen wohl auch mit zunehmenden Wohlstand werden. Im Berufsalltag ist das mit dem Lesen natürlich immer nicht so einfach, aber ich empfehle da wirklich uneingeschränkt die Bücher von Susan Wise Bauer (im Speziellen den zugegebenermaßen großen 800-Seiter "The History of the Ancient World: From the Earliest Accounts to the Fall of Rome") oder auch Herfried Münkler. Es ist beinahe grotesk, wie gleichartig gesellschaftliche Gegebenheiten und Debatten z.B. im letzten Jahrhundert des Römischen Reiches unter Augustus verglichen mit unseren aussahen. Angefangen von kinderlosen Ehen bzw. dem generellen Frönen des Individuums und der Unverbindlichkeit, rasch abnehmender Arbeitstätigkeit, enormen Steuerdruck (u.a. aufgrund schiefer Demografie) und dem irrigen Glauben, andere (in dem Fall die Germanen) werden schon die Wehrhaftigkeit aufrechterhalten. Im Grunde lebte man gänzlich abgekoppelt von der Welt im eigenen (nicht mehr realen) "safe space", ein bisschen so wie wir. Bis dann die Hunnen, Goten und teilweise auch die unter römischer Herrschaften stehenden germanischen Verbände das völlig wehrlose Rom überrollten (fair enough, was aber eh schon am Ende war, auch finanziell). Die nannte man übrigens auch damals schon "Barbaren". ;-)


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