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Klar, die Ausländer sind schuld nicht unsere Ignoranz für die Wissenschaft (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Dienstag, 05.12.2023, 19:11 (vor 747 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Dienstag, 05.12.2023, 19:25


Da ich kein Parteimitglied bin, völlig egal. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn jedes Uni-Semester 500€ kosten würde. Nachrangig über die KfW finanziert, Abzahlung dann sozialverträglich.


Die Studiengebühren sind doch genau daran gescheitert, dass solche Finanzierungen nicht gewollt waren. Man hat die Studiengebühren eingeführt ohne den abschreckenden Effekt dieser auf Studierende aus finanziell schwachen Schichten zu berücksichtigen, und durch eine wirklich sozialverträgliche Finanzierung abzumildern. Stattdessen hat man auf Studuenkredite der Privatbanken verwiesen. Was für viele jedoch schlicht keine Alternative war.


Exakt.

(Und unabhängig davon können wir auch einfach gern den Spitzensteuersatz erhöhen und darüber Projekte im Bereich der (früh)kindlichen Bildung finanzieren. Die Korrelation zwischen sehr gutem Gehalt und abgeschlossenem Studium dürfte groß genug sein. Und der große Vorteil wäre, dass man die Höhe der Gebühren implizit am Einkommen festmacht und nicht unabhängig von Studienfach und realen Kosten der Ausbildung allein an der Dauer des Studiums.)


Oder wir verändern einfach die Struktur, dass eine kleine Gruppe von Menschen in Deutschland auf mehr als 50% des Gesamtvermögens der BRD sitzen, dann sind solche Diskussionen gar nicht mehr notwendig. Aber stimmt, dann fliehen die ja alle nach Dubai in die 50-Grad-Hitze. :-)


Dubai ist in der Tat ein Land, in das viele Deutsche auswandern. Auch Zypern ist ganz beliebt. Das machen übrigens nicht nur steinreiche Leute, das fängt schon weit darunter an. Und wenn wir ehrlich sind: Auch wir beide würden überlegen auszuwandern, wenn man uns Geld wegnehmen möchte. Angenommen du hast soviel Vermögen, dass du damit gut klarkommen würdest für den Rest deines Lebens, wenn da nicht die hohe Abgeltungssteuer wäre. Würdest du dann wirklich hier noch weiter malochen wollen, oder nicht besser in ein Steuerparadies auswandern?

Sí claro, so neureiche Influencer und co. das ist richtig, aber ob die ihr Leben lang da bleiben wollen oder das nur mit 23 cool finden, ist eine andere Frage.
Aber die Familie Q. wird doch nicht vom schönen Tegernsee nach Dubai auswandern, wenn man ihnen von x Milliarden 20% "wegnimmt". Da wäre ja selbst ich mit meinen geizigen Schlesiergenen zu faul für, meinen Lebensmittelpunkt dafür dann in die Wüste zu verlagern, wenn ich immer noch 17 Mrd. Euro danach hätte.

for the record: Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, habe durchgehend im Studium auf max. gearbeitet, Studiengebühren und co. selbst bezahlt und auch kein Bafög bekommen, weil ich zu viel Geld angespart hatte (aus meiner Ausbildung zuvor). Klar kann man mir jetzt an die Eier, tut mir auch nicht weh, verstehe aber den Reflex überhaupt nicht, immer aufs Einkommen zu schauen, nie aber auf das Vermögen. Als ob es die zweite (und ohne Frage auch erste Ebene schlagende) Ebene gar nicht gäbe. Witzig irgendwie.


Aber die zweite Ebene hängt ja zum Teil von der ersten ab. Wenn die Politik die ist, Vermögen zu bestrafen und Konsum zu begünstigen, ist das meiner Meinung nach falsch. Ich würde eher den Vermögensaufbau deutlich erleichtern. Ich weiß, du sagst jetzt, dass es dir nur um die steinreichen Leute geht. Aber auch unser sechsstelliges Vermögen ist ja schon weit mehr, als sehr viele andere Menschen haben. Davon können die allermeisten Menschen doch nur träumen (und deshalb sollten wir nicht meckern, sondern dankbar sein, ein solches Privileg haben zu dürfen).

Da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Vermögen hat ja jeder im Grunde, selbst der-/diejenige, die 20.000 Euro in ETFs hält. Solche Vermögen meine ich nicht, aber du weißt wie ich das meine (siehe nächster Abschnitt).

Und zu den Milliarden, die irgendwo auf den Konten steinreicher Leute liegen: Mal angenommen, wir können den Leuten das Geld tatsächlich wegnehmen und setzen das auch um und verteilen es gleich. Dann ist ja plötzlich deutlich mehr Geld im Umlauf. Was hätte das für Auswirkungen auf die Inflation? Es ist ja keineswegs so, dass derzeit zu wenig Geld Umlauf wäre. Ganz im Gegenteil. Es ist nach der Wirtschaftskrise sehr viel Geld gedruckt worden, einige Experten sagen sogar zu viel. Wenn da aber plötzlich zusätzlich eine Billionensumme hinzukäme, ist das ein massives Problem. Ich kann das zwar nicht bis ins letzte Detail beurteilen, aber wir beide werden wohl kaum zu den Gewinnern zählen. Der gesamte Wirtschaftskreislauf dürfte schon dann nicht mehr funktionieren, wenn alle so vermögend wären wie wir beide.

Es muss mit Anreizen und Produktivität einhergehen, im Kleinen, wie im Großen. Die Reinigungsfachkraft muss genauso einen Mehrwert sehen in der Arbeit, und vorallem die Chance auf zumindest kleinen Wohlstandsaufbau bei solidem Leben, wie die junge Führungskraft in einem Großunternehmen. Beide sehen das, jeweils auf ihrer Ebene, nicht mehr. Warum soll eine junge Führungskraft noch mehr Aufgaben übernehmen oder überhaupt statt 35h auf einmal 45 oder 50h arbeiten, wenn dafür dann 15-20k brutto mehr angeboten werden, von denen die Hälfte eh weggeht?
Ein Grund für die stets abfallende Produktivität und Arbeitswilligkeit in good old Germany ist doch die Tatsache, dass sowohl das Bildungs- als auch das Aufstiegsversprechen nicht mehr gilt. Mit Arbeit, egal wie hoch die Bildung ist, werden die wenigsten vermögend/wohlhabend. Im unteren Einkommensbereich führt das dann dazu, dass man sich sagt "dafür gehe ich nicht mehr arbeiten / mache ich keine Extraschicht" und in den oberen Einkommensbereichen "dafür gehe ich nicht in die nächste Verantwortung/Aufgabe".
Genauso muss man Produktionsjobs in Deutschland attraktiv machen, so machen es die USA ja im Grunde auch aktuell.
Problem ist summa summarum auch nicht nur die extrem ungleiche Vermögensverteilung als solche, sondern die damit einhergende Macht, die sich auch im nicht-montären Bereich breitmacht.

Stichwort "zu den Gewinnern zählen": Man kann sicherlich über vieles diskutieren, aber eine derart ungleiche Vermögensverteilung hat historisch betrachtet (nimmt man mal die letzten 1000 Jahre Menschheitsgeschichte in die Betrachtung) immer ins Verderben geführt. Und während unter'm Hakenkreuz und nach der Weimarer Republik (gleiches Bild, bei der Vermögensstruktur) damalige Inhaber von heutigen deutschen Autobauern (von denen schon viele vor der Weimarer Republik zu den hiesigen Wohlhabendsten gehört haben --> Buchtipp von 1972: "Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Deutschlands Geld- und Machtelite") zigtausende Zwangsarbeiter zu Tode malocht haben, sind die Söhne aus Familien wie du und ich an der Front verreckt.


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