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Fortuna Düsseldorf: Kein Weissman-Transfer nach Fan Proteste (Fußball und Sport allgemein)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Freitag, 08.08.2025, 20:06 (vor 124 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 08.08.2025, 20:19

Ich werde übrigens immer bei einem ganz bestimmten Diskussionsstil hellhörig. Nämlich dann, wenn jemand völlig außen vor lässt, dass das Problem die Hamas ist und sich allein darauf beschränkt, gegen Israel zu schießen.


Hierbei gibt es mMn einen Aspekt, der in aller Regel außer Acht gelassen wird, wenn dieser Hinweis kommt.
Die Hamas ist eine Terrororganisation, an der das Anlegen jedweder zivilisatorischer Maßstäbe schlichtweg sinnbefreit ist, weil man beim Teufel nicht die guten Charaktereigenschaften suchen kann. Israel ist hingegen ein souveräner Staat mit einer regulären Armee, an dessen Handeln man andere Maßstäbe anlegen muss, wenn wir unser Konzept mit den Werten des westlichen Staatenbündnisses nicht gänzlich über Bord werfen wollen (ist aber vermutlich in ~10 Jahren eh alles Geschichte und es herrscht das Recht des Stärkeren, nachdem die USA nun auch ganz offen auf Russlandniveau agieren). Wir wissen alle, dass die Hamas das Kernproblem allen Übels ist. Niemand, der nicht selbst in deren extremistischen Gewässern unterwegs ist, wird das bestreiten. Um diese Frage dreht es sich aber ja schon lange nicht mehr.


Aber dann müssten doch alle wissen, dass dieses Kernproblem weg muss. Klingt aber immer so, als soll Israel einfach aufhören, genau dieses Ziel zu verfolgen, weil wir mit Wohlstandsbäuchlein aus dem gemütlichen und sicheren Sofa einfach nur keine Lust mehr darauf haben, wirklich unschöne Bilder zu sehen. Auf schönem Wege geht das aber leider nicht, denn dafür müsste die Hamas aufgeben. Das tut sie aber klar erkennbar nicht. Ganz im Gegenteil versteckt sich die Hamas hinter Zivilisten und nutzt gezielt unschöne Bilder, um zu hoffen, dass wir irgendwann denken, die Juden seien schuld.

Auch das bestreitet doch hier im Forum niemand. Die Frage allerdings, wie das aussehen kann/muss/soll/darf und welche Kollateralschäden vertretbar sind und welche nicht, die ist schwer zu beantworten und ich will mich da auch weder eindeutig dafür oder dagegen positionieren. Man kann 70% der sehr dicht besiedelten Fläche aus der Luft dem Erdboden gleich machen und die Zivilisten von A nach B schicken, mit ringsherum, und inkl. Philadelphia-Korridor, einsperrender Militär-Zange, aber es wird in der Welt Regionen geben, die das als nicht verhältnismäßig betrachten werden.

Ich finde daher Reaktionen aus der westlichen Welt, die sich wie deine oder die von majae lesen, schädlich und sogar kriegsverlängernd. Je mehr Leute Israel kritisieren, desto eher denkt der Hamas Kämpfer in seinem Tunnel doch, dass weitermachen erfolgreich sein könnte. Wir sollten ihnen das Gefühl geben, dass sie keine Chance haben und hoffnungslos unterlegen sind.


Du bist doch auch in einem Großkonzern unterwegs und kennst die Welt. Die Reaktionen der westlichen Welt sind mit Abstand das mildeste, was man auf diesem Globus über diesen Konflikt zu hören bekommen wird. Von Asien über Afrika bis nach Südamerika findet man, ob zu recht oder zu unrecht, komplett andere Worte für das Vorgehen Netanjahus. Denn die große Mehrheit der Weltbevölkerung sieht das vermutlich eher andersrum und sagt, dass wir uns mit unserem Wohlstandbäuchlein die Welt mal wieder aufgrund unserer "intellektuellen Faulheit", wie es Yuval Noah Harari ganz konkret an die deutsche Öffentlichkeit als Appell gerichtet hatte im Kontext der rechtsextremistischen Regierung Netanjahus, sehr einfach machen. Also quasi das gleiche Argument, nur mit dem anderen Blickwinkel.

Ich kritisiere allerdings aber auch Netanjahu und nicht Israel. Es gibt eine zunehmend große Zahl von Israelis, die das aus den gleichen Gründen tun. Auch gibt es, wie zuvor einmal erwähnt, eine stattliche Anzahl, 600 an der Zahl, hochrangiger Ex-Militärs und Nachrichtendienstler (u.a. der ehemalige Shin-Bet-Chef) die sich öffentlich gegen Netanjahu wenden.

Key Message:
"Die Verfasser des Briefes betonen, dass das israelische Militär die beiden Ziele, die mit Gewalt erreicht werden könnten, längst erreicht hätte."

Zwischen den Zeilen politisch betrachtet:
Benutzen sie nicht das israelische und palästinensische Volk für Ihren Machterhalt.

Die Hamas weiß, dass sie längst der Sieger der Deutungshoheit ist. Sie sind zwar für einige Zeit nicht mehr in der Lage, eine strategische Bedrohung für Israel darzustellen (siehe oben), gänzlich vernichtet sind sie aber nicht, was ja das ausgerufene Ziel Netanjahus ist. Und das werden sie auch nicht, solange man nicht mit "boots on the ground" wie, weiter unten beschrieben, vorgeht. Also quasi wie bei der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, jeder einzelne Kämpfer muss erwischt werden, bis jeder, der kämpfen will, mit den Händen über'n Kopf in Kolonnen über die Straßen marschiert oder tot ist. Netanjahu kündigt das zwar an, er wird das aber niemals tun, auch jetzt nicht. Erstens, weil es viel zu viele Opfer unter der IDF, auch jetzt noch, kosten würde und zweitens, weil er den Krieg aus rein persönlichen Machterhaltungstrieb gar nicht beenden will.

Man kann darüber streiten, ob es es andere, mildere Mittel gibt, um das Ziel, die Hamas zu beseitigen, zu erreichen. Daher habe ich die Frage nach milderen Mittel ja mehrmals gestellt. Es kommen aber gar keine wirklichen Antworten. Und deine widerspricht kolossal die des Bundeskanzlers. Merz hält die Besetzung Gazas gar nicht für ein milderes Mittel, sondern für exakt das Gegenteil. Und er stößt dafür intern auf massiv Kritik. Das zeigt ja, dass es keine einfache Lösung gibt. Wenn ich aber gar nicht beurteilen kann, ob es mildere und gleich effektive Mittel gibt, kann ich Israel auch nicht vorwerfen, sie würden gegen Völkerrecht verstoßen.

Doch, habe ich beschrieben, die gibt bzw. gab es ganz offenkundig. Auch die oben beschriebenen 600 israelischen Sicherheits-Profis stützen diese These (es gibt keine strategische Bedrohung mehr, steht im Grunde wörtlich in dem Brief). Mit einer groß angelegten Bodenoffensive aus mehreren Flanken, mit leichtem Gerät ausgestatteter mobiler Infanterie, die Straße für Straße, Tunnel für Tunnel durchkämpft. Das hätte ohne Frage einen Bruchteil an zivilen Opfern gekostet, allerdings einen sehr hohen Blutzoll bei der IDF. Das hast du ja richtigerweise aus der Sicht des Stärkeren als behämmert beschrieben, dennoch wäre es eine absolut valide Option gewesen, um zivile Menschenleben zu schützen. Das weiß natürlich auch die Hetzer-Presse wie die von Springer. Aber natürlich will so etwas erst recht keiner sehen. Was meinst du was das für Bilder wären? So können wir es uns ja gemütlich machen, wenn die Bomben nur von oben runterregnen. Man sieht zwar die kaputten Gebäude, aber nicht die zerstümmelten Menschen da drunter. Aber Mann gegen Mann, Bajonett in Brustkorb, Haus zu Haus mit Handgranaten "neutralisieren"? Dann wird es richtig hässlich, auf militärischer Ebene für die Einsatzkräfte.

Aber ich glaube wir reden hier auch aneinander vorbei, weil ich einfach davon ausgehe, dass Netanjahu weder am Wohle des israelischen Volkes gelegen ist, noch, dass es für ihn irgendein denkbares Szenario gibt, bei dem er den Krieg freiwillig beenden wollen würde.

Off-topic: Seid wann bist du eigentlich so ein glühender Anhänger von den daily inhaltlosen Bloopers, die Merz so von sich gibt? :-)


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