Gündogans Kritik / Wenn man das Fußballspielen verlernt… (WM / EM aktuell)

koom, Donnerstag, 24.11.2022, 12:39 (vor 519 Tagen) @ Scherben

Darf ich eine blöde Frage stellen: Wie hat Japan denn gestern gewonnen?

Was ist die Intention deiner Frage? :)

Japan hat das gestern im Grunde so gemacht, wie du das schreibst. Gut abgestimmt defensiv gearbeitet, nach vorne intelligente Nadelstiche und in den entscheidenden Momentan sehr wach.

Das Rezept ist für Deutschland aktuell so nicht machbar. Du siehst es ja beim BVB, wenn der ein Spiel einfach defensiv nach Hause spielen will, und es dann plötzlich nur noch brennt. Durch schlechte/fehlende Abstimmung bleiben Räume offen, man überlässt dem Gegner zu viele Bälle, entlastet dadurch nicht und alles ist dann eine Frage der Zeit. Und N11 wie BVB ist individuell eigentlich gar nicht so schlecht aufgestellt.

Aber man spielt so oft als Favorit, dass man es kaum gewohnt ist, dass die letzte Linie konsequent angegriffen und zugestellt wird. Meistens spielt man mit wertlosem Ballbesitz auf Zeit, weil man den Ball im Mittelfeld und der Abwehr hin und herspielt. Ohne, dass der Gegner drückt, weil der auf einen tieferen Ballgewinn setzt. Aber wenn ein Gegner dann mal wirklich drückt, wird es superchaotisch bei den deutschen Teams: Dann pöhlt man dauernd lange Bälle nach vorne, die widerum schlecht erobert werden und dadurch beginnt dann der Todeskreislauf aufs eigene Tor.

Wenn man sich die Spiele von vor x Jahren von Trainern wie Guardiola, Tuchel, Klopp, Van Gaal & Co angeschaut hat, dann hat man gerade im Aufbau viel mehr Variation gesehen. Da fiel der 6er hinter die IV, die wiederum nach aussen auffächerten, während die AVs teilweise weit vorrückten wie Aussenstürmer. Und schufen dadurch etliche Anspielmöglichkeiten, kurz wie lang. Heute siehst du im Grunde die Formation auf der Tafel in jeder Spielsituation auch auf dem Feld. Und zwar teils fest zementiert, weil keiner sich mal fallen lässt oder abkippt, um sich anzubieten oder einen Gegner rauszuziehen.