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Hr. Merkel bei Lanz (Politik)

Ulrich, Mittwoch, 04.05.2022, 12:17 (vor 1327 Tagen) @ Scherben

Es ist im Grund recht einfach. Will Putin "nur" ein Großrussisches Reich in den Grenzen der alten Sowjetunion, wird er einen Krieg mit dem Westen scheuen. Verfolgt er tatsächlich eurasische Großreichsfatansien, wird der Westen machen können, was er will, weil Putin in jedem Fall einen Kriegsgrund (er-)finden wird.

Und wenn man sich anschaut, dass im Staatsfernsehen schon demonstriert wird, wie schnell man europäische Großstädte mit Atomwaffen erreichen und den Kontinent unbewohnbar machen kann, habe ich mehr und mehr die Befürchtung, dass es tatsächlich auf letzteres hinausläuft.


Putins Fantasien sind im Moment doch völlig egal. Seine Armee scheitert seit Monaten daran, im Krieg mit der Ukraine nennenswerte Fortschritte zu erreichen, und insofern ist der Westen gut beraten, die bisherige Strategie weiter zu fahren: Wirtschaftliche Kooperationen mit Russland sind zu beenden, die Ukraine muss die Möglichkeit haben, sich selbst effizient zu verteidigen, und das Fernziel ergibt sich m.E. auch natürlich: Rückzug Russlands auf die Grenzen von 2014, damit verbunden eine Friedensregelung für Europa, die derartige Feldzüge unmöglich macht, und der Zerfall Russlands ist zu verhindern. (Und nur btw: Ob die Ukraine nach Kriegsende ein offizielles Mitglied der NATO sein wird, ist nahezu irrelevant. Sie wird es faktisch sein.)

Ich glaube schon, dass man weiter denken muss. Russlands Scheitern dürfte in hohem Maße auf Inkompetenz, Korruption und Vetternwirtschaft in den Streitkräften dort zurückzuführen sein. Ich befürchte, da könnte sich mittelfristig etwas tun und dann hätten wir es mit effizienteren Truppen zu tun.

Ich halte Putin nicht für verrückt. Und ein Atomschlag gegen NATO- oder EU-Territorium wäre sicherlich auch für die russische Führung verrückt. Putin hat sich ein System geschaffen, das komplett auf ihn zugeschnitten ist. Und dieses System hat ihm das geliefert, was er hören und lesen wollte. Die Ukraine komplett korrupt und ineffizient, das eigene Militär hoch gerüstet und in der Lage, die Ukraine binnen Tagen zu erobern. Auf der Basis solcher Dossiers dürfte er die Entscheidung zur Invasion getroffen haben. Ein furchtbarer Irrtum. Und jetzt weiß er vermutlich nicht, wie er aus dieser Situation wieder heraus kommt. Eine Niederlage wäre nicht existenzbedrohend für Russland. Aber für ihn wäre sie vermutlich eine furchtbare Demütigung. Und das Ende all seiner großrussischen Phantasien. Das komplette persönliche Scheitern.

Die Frage ist deshalb, wie geht es weiter? Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass Russland den Krieg fortsetzen wird, um doch noch irgendwie größere Erfolge zu erzielen. Aktuell wartet man auf eine größere russische Offensive im Osten, aber die Ukrainer haben die meisten Vorstöße bisher abgewehrt. Vermutlich wird es danach zunächst eine Phase der Beruhigung geben, man geht davon aus, dass viele russische Einheiten erschöpft sind und sich neu aufstellen müssen. Aber im Sommer könnte die nächste große Welle kommen, und dann dürften die Böden trocken und für schwere Panzer, etc. tragfähig genug sein. Gleichzeitig wird aber auch die Ukraine schrittweise mit westlichen Waffen ausgestattet, ein russischer Erfolg ist alles andere als sicher. Gleichzeitig dürften die Sanktionen weiter ihre Wirkung entfalten.

Eine Option halte ich für zwar sehr unwahrscheinlich, aber leider nicht für komplett ausgeschlossen. Nämlich z.B. den Einsatz einer taktischen Atomwaffe auf dem Boden der Ukraine. Bisher allerdings gibt es dafür keine Anzeichen, diese Waffen sind anders als strategische Nuklearsprengköpfe in Depots eingelagert. So etwas könnte als "ultimativer Warnschuss" gegenüber dem Westen gedacht sein. Auf der anderen Seite aber würde das vermutlich die Partnerschaft mit China vor eine Zerreißprobe stellen, und der Westen dürfte mit einem Komplettabbruch der wirtschaftlichen Beziehungen reagieren.

Ein weiteres Risiko wäre ein Aufschaukeln des Konflikts mit dem Westen durch russische Drohgesten und Provokationen. Aber ich bin zuversichtlich, dass die westlichen Staaten hier sehr besonnen reagieren.


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