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Thread der Weltfremdheit und der politischen Menschenverachtung (Sonstiges)

Gigant, Montag, 24.06.2024, 16:42 (vor 532 Tagen) @ Jurist

Respekt für so viel Chuzpe! Voll am Thema vorbeilabern, nachdem man strunzdumme Plattitüden rausgehauen hat und dann noch eine verunglückte Überleitung zu einem komplett anderen Thema nutzen, um eine Wertung über den Kritisierenden abzugeben.

Das ist ist so irre, das hat fast Trump-Niveau. Zum lebenslangen Lernen: Die wichtigste Lektion ist es, herauszufinden, wo man etwas lernen kann. Von Dir kann ich sicherlich sehr viel lernen. Ich bezweifle nur, dass davon irgendetwas in meinem Leben auch nur den geringsten Nutzen über bloßes Amüsement hinaus hätte.

Bei dir bin ich wirklich immer wieder erstaunt, wie viel Ahnungslosigkeit und Ignoranz du mit dir herumträgst.

Der deutsche Soziologe Steffen Mau hat erst kürzlich mit seiner aktuellen Studie im Buch "Triggerpunkte" erneut bestätigt, dass der meritokratische Gedanke in der Bevölkerung, dank Beschallung mit neoliberalen Narrativen in den letzten Jahrzehnten, unheimlich gefestigt ist - vor allen Dingen in den ökonomisch ärmsten Schichten. Das bewirkt, dass kurioserweise gerade diese Bevölkerungsschichten, die ja systemisch von der neoliberalen Wirtschaftspolitik am meisten benachteiligt werden und immer weiter verarmen - völlig egal, wie sehr sie strampeln -, immer noch daran glauben, dass sich Leistung lohnt, obwohl das nachweislich nicht stimmt. Was zurückbleibt, ist ein vages Gefühl der Ohnmacht und Ungerechtigkeit. Was fehlt, ist die Erkenntnis, dass dies vor allem durch neoliberale Wirtschaftspolitk verursacht wurde und nicht durch Migranten, Bürgergeldempfänger oder sonst irgendjemandem. Wenn überhaupt noch - arme Menschen wählen vergleichsweise wenig - wird gerne Protest gewählt und das verständlicherweise.

In diesen Schichten verfangen sehr gut Kampagnen, die sich gegen Menschen richten, die einen noch niedrigeren ökonomischen Status haben und angeblich faul sind. Klassisch werden hier erfolgreich Niedriglöhner gegen Bürgergeldempfänger, Flüchtlionge etc. ausgespielt.

Leute wie dich bespielt man mit Habeck, der mit seinem Heizungshammer vorbeikommt und die Heizung aus dem Keller rausreißt. Darüber hinaus greift natürlich auch hier immer die Mär von einem ausufernden Sozialstaat, der dann keine staatlichen Förderungen für zum Beispiel die armen Immobilienbesitzer mehr zulässt. So etwas zieht natürlich, vor allem wenn die "Mittelschicht" immer weiter bröckelt. Abstiegsängste und Angst vor Verteilungskämpfen finden in ihr zusehends einen Nährboden. Jedoch auch hier - wo das Bildungsniveau höher ist - wird immer noch sehr stark daran geglaubt, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, weil man sich in der Mittelschicht gerne für einen Performer hält, der sich seinen "Wohlstand" erarbeitet und verdient hat und glaubt, man würde mit seinen Steuergeldern den Sozialstaat finanzieren und darum ist hier auch Potenzial für Empörung und Protest vorhanden.

Insbesondere deswegen, weil bei Immobilienbesitzern der Gedanke signifikanter ausgeprägt ist, dass zu viel Staat eigentlich unvorteilhaft ist. Man selber hält sich schließlich für unabhängig und das zumindest für so lange, bis der libertäre Traum platzt, weil man schwer erkrankt, man unter Wasser steht und dann doch ganz froh ist, dass die Solidargemeinschaft dafür aufkommt, ohne dass man direkt sein komplettes Tafelsilber verscherbeln muss.

Darüber hinaus lassen sich in allen Bevölkerungsschichten zu Krisenzeiten hervorragend bestehende Vorurteile ausnutzen, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Dies gelingt vor allem all jenen, die einfache Lösungen auf komplizierte Probleme versprechen.

Blöderweise kapiert nicht einmal die SPD, dass der Schlüssel für eine erfolgreiche Politik wäre, von der neoliberalen Wirtschaftspolitik, vor allen Dingen der Austeritätspolitik, abzurücken, statt selbet immer weiter nach rechts zu ziehen und damit die Positionen der AfD zu bestätigen. Statt als etwas Belastendes und Negatives könnte der Sozialstaat auch mal als etwas Positives und die Demokratie Stützendes dargestellt werden, in das gerne noch mehr investiert werden sollte, weil wir alle davon profitieren, denn nur die wenigsten Menschen sind so reich, dass sie den Sozialstaat nie in Anspruch nehmen müssen. Sogar aus wirtschaftspolitischer Sicht ließe sich eine schöne Erzählung daraus stricken: Denn die größte und wichtigste Ressource, die wir haben, sind gut ausgebildete Menschen mit neuen Ideen, um die Welt zu retten. Tja, aber dazu muss man sie unter entsprechend guten Verhältnissen aufwachsen lassen, statt jahrzehntelang Kinderarmut und ein marodes Schulsystem zu forcieren - vielen Dank CDU/CSU/SPD/FDP.

Darum ist es auch so krass, wie unzählige Menschen einerseits eine Politik befürworten, die den neoliberalen Kurs und den Klassenkampf von oben fortführt, sich aber gleichzeitig anmaßen, sie würden irgendetwas von erfolgreicher Politik verstehen, während sie regelmäßig dem Springer-Konzern und neoliberalen Wirtschaftsblättern auf den Leim gehen und als Musterbeispiel eines nützlichen Idioten fungieren.


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