Außenwirkung Führungsetage Borussia Dortmund (BVB)

Timo_89, Mittwoch, 22.01.2025, 11:54 (vor 11 Tagen) @ SebWagn

Roger Schmidt gilt für viele im Klub als Wunsch, der frühere Bundesliga-Coach will im Winter aber keinen Verein übernehmen und hat zudem Vorbehalte gegenüber der aktuellen Bosse-Struktur.

Ich kann das nicht verifizieren, ob Schmidt das wirklich so gesagt hat / so sieht. Ich halte es aber für plausibel. Als Trainer willst du doch eher weniger Ansprechpartner haben als viele, du willst Ruhe und Kontinuität in der sportlichen Führung und wissen, mit wem du da dein Konzept planen und deinen Kader aufstellen kannst und welche Qualitäten da (fachlich / menschlich) auf dich warten. Welchen Eindruck müssen, unabhängig von Schmidt, derzeitige Trainerkandidaten bekommen?

- Watzke ist auf dem Rückzug, aber wie konsequent? Er hatte zeitweise sehr viel Macht beim BVB und im deutschen Fußball auf sich vereint. Kann man das einfach loslassen? Oder wird er wie der Tegernsee Patriarch aus dem Hintergrund die Geschicke weiter lenken? Wie stark ist der Geltungsdrang oder das Gefühl gebraucht zu werden noch? Wie gut ist die Bilanz von Watzke in sportlichen Dingen wirklich, wenn man Klopp mal abzieht aus der Gleichung?

- Sammer ist jemand, der einen großen Namen hat im deutschen Fußball und der in einer komfortablen Position ist. Er steht nicht auf dem Organigramm, kann sich zu allem äußern, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen. Er steht loyal zu Watzke, als dessen persönlicher Berater. Er kritisiert im TV munter die Mannschaft und den Trainer und kann quasi alles sagen, was er für richtig hält.

- Ricken ist (noch) ein schwacher Nachfolger von Watzke, er ist noch jung und hat bisher nur den Jugendbereich beim BVB geleitet, er hat keinerlei Erfahrung in der gesamtverantwortlichen Führung eines UCL Level Spitzenclubs und er hat außerhalb von Borussia Dortmund gar keine Berufserfahrung. Sicher, kann er sich machen, wenn er die Qualität hat, aber aktuell steht er im Schatten von Watzke als CEO und die aktuelle sportliche Lage sowie die frühzeitige VVL von Kehl seit seinem Amtsantritt stärkt nicht seine Position. Ihm sollte man möglicherweise mehr Zeit geben, sich zu beweisen, vor allem, wenn Watzke sich wirklich rausnehmen sollte.

- Kehl ist (noch) ein schwacher Nachfolger von Zorc, er hat den Kader schon zu einem erheblichen Anteil mitzuverantworten und damit die aktuelle sportliche Krise. Er steht in einer "Fehde" mit seinem Kaderplaner. Sein Vertrag wurde in einer Phase der Schwäche, zum Unverständnis viele Beobachter und Fans, nochmal verlängert.

- Mislintat ist jetzt schon mehrfach mit "auffälligem" Verhalten aufgefallen auf seinen Stationen und sollte dem unerfahrenen Kehl wohl als Stützrad in der Kaderplanung dienen. Beide haben offenbar sehr unterschiedliche Vorstellungen. Schwer vorstellbar, dass die beiden zusammen weiter arbeiten werden. Eigentlich sollte man sich als Club gut überlegen, ob man die fachliche Vorzüge behalten will, wenn es menschlich immer wieder schwierig ist.

Unterm Strich hast du einen Patriarchen als CEO, der Schwierigkeiten haben könnte, sich wirklich rauszuziehen und die Macht an den jungen Nachfolger zu übergeben, welcher sich erst noch beweisen muss. Der Sportdirektor steht stark unter Beschuss und es ist unklar, ob er bleiben wird. Der Kaderplaner hat ziemlich viele Ecken und Kanten und scheint in der direkten Zusammenarbeit nicht immer einfach zu sein.

Wenn du als Trainer jetzt langfristig was aufbauen willst. Das muss dir doch echt Sorgen machen. Dazu sind alle Beteiligten miteinander und mit dem BVB verstrickt. Du bist als neuer Trainer im Grunde der Exot, der keinen BVB Stallgeruch hat. Wie wohl fühlt man sich in dieser Situation, will man dieses Risiko eingehen? Da wird auch auf der Führungsebene noch was passieren müssen, da muss Klarheit reingebracht werden, sonst kann man doch nicht produktiv arbeiten.