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Nicht in meinem Namen (BVB)

Frido, Potsdam, Samstag, 01.06.2024, 01:18 (vor 223 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

An:
BV. Borussia 09 e.V. Dortmund
Strobelallee 50
44139 Dortmund

Betreff: Kündigung meiner Mitgliedschaft zum nächstmöglichen Zeitpunkt

Nicht in meinem Namen

Seit Jahrzenten bin ich Anhänger dieses Vereins und seit 2013 Teil der Borussen-Familie. Zum damaligen Zeitpunkt brachte mich diese Mannschaft mit ihrer berauschenden Art, Fußball zu spielen dazu, den Mitgliedsantrag auszufüllen. „Echte Liebe“, das wusste ich, ist ein Marketing-Claim und trotzdem habe ich das damals unterschrieben und so war es für mich auch: Echte Liebe. Niemals hätte ich gedacht, einmal in so eine Lage wie heute zu kommen.

Als ich am Mittwoch die Meldungen zum Sponsoringdeal zwischen Borussia und Rheinmetall gelesen habe dachte ich, mich trifft der Schlag. Für 20 Millionen Euro in drei Jahren – einem 2/3 Nmecha – wollt ihr „die Freiheit in Europa verteidigen“, „die Eckpfeiler der Demokratie schützen“ und der Rheinmetall-Vorsitzende ergänzt: „Es gibt viele Werte, die wir teilen“…

Für 20 Millionen steigt ihr mit der Rüstungsindustrie ins Bett, ist das nicht ein zu geringer Huren-Lohn, um das Vereinswappen mit Blut zu besudeln? Immerhin habt ihr ein echtes Traditionsunternehmen ausgesucht, dessen Waffen schon mal in Richtung Moskau unterwegs und an der Ermordung von 20 Millionen Russen beteiligt gewesen sind. In deren Betrieben Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge Sklavenarbeit verrichtet haben. „Es gibt viele Werte, die wir teilen“…

Wie sieht es denn mit dem famosen Grundwertekodex des Vereines aus, in dem von Gewaltlosigkeit die Rede ist. Wie verträgt der sich mit den Bildern von zerfetzten Kindern und Frauen nach Granatangriffen, verbrennenden Menschen nach Angriffen mit panzerbrechender Uranmunition? „Echte Liebe“ und „Es gibt viele Werte, die wir teilen“… Zumindest diesen Grundwertekodex solltet ihr in die Tonne werfen, ehrlichkeitshalber.

Ihr sprecht davon, einen Diskurs eröffnen zu wollen. Ein Diskurs ist ergebnisoffen, ihr aber habt eure Entscheidung längst gefällt, als ihr eure Unterschrift unter den Vertrag gesetzt habt. Und so spaltet ihr die Mitglieder des Vereins, so dass Menschen wie ich von anderen als „Lumpenpazifisten“ bezeichnet werden. Gandhi, Dietrich Bonhoeffer, Kurt Tucholsky – nach heutiger Lesart und gesellschaftlicher (Kriegs)mobilmachung eine Ansammlung von „Lumpenpazifisten“.

Und so kommt es, dass ich für mich eine Entscheidung treffen muss, die ich nie treffen wollte: Ich trete es aus dem Verein aus, weil ich meinen Namen nicht mit der fortschreitenden Militarisierung dieser Gesellschaft verbunden sehen möchte. Die Entscheidung des Vereins für den Rüstungskonzern Rheinmetall tritt all meine Werte und politischen Ansichten mit Füßen und so ist es nur folgerichtig, ihn zu verlassen.

Morgen schließt sich dann ein Kreis, wenn ich das letzte Spiel des BVB als Borusse verfolgen werde. Marco und Mats können in ihrem vermutlich letzten Spiel für den Verein den Pokal gewinnen, der ihnen 2013 verwehrt worden ist und ich drücke ihnen dafür die Daumen.


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