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Neues zu den personellen Verquickungen im Wirtschaftsministerium (Politik)

Ulrich, Montag, 01.05.2023, 15:56 (vor 971 Tagen) @ Eisen

Nicht falsch verstehen. Ich bin nicht gegen die Wärmewende und auch nicht gegen Wärmepumpen. Ich bin gegen diese Radikalität.

Wir haben uns vor 5 Jahren ein Haus älteren Baujahres gekauft, das in Summe perfekt zu unserem Budget gepasst hat. Dass die Heizung alt war wussten wir damals schon, das Geld zum Austausch liegt seit damals bereit. Aber da war nicht Rede davon, dass man ggf. gezwungen wird, noch einmal 50.000 - 100.000 € zu investieren in Türen, Fenster, Dämmung und Dach.

Je nach Zustand des Hause dürfe eine Investition in Wärmedämmmaßnahmen durchaus sinnvoll sein. Das Problem ist hier aber der Effizienzfetischismus von Teilen der Grünen. Ein altes Gebäude auf Neubaustandard zu drücken, kostet vielfach mehr als es von Grund auf neu zu errichten. Dabei kann man mit deutlich weniger Geld durchaus viel erreichen.

Normalerweise schaut man mit Hilfe von Fachleuten hin und fragt sich, was muss unbedingt gemacht werden? Was sollte man darüber hinaus machen? Üblicherweise fängt man mit der Maßnahme an, die den besten Kosten-Nutzen-Faktor hat, zudem schaut man, was man miteinander kombinieren sollte.

Der Vaillant-Chef hat letztens erklärt, dass 70 Prozent der Wohngebäude in Europa ohne aufwändigere Maßnahmen für den Einsatz von Wärmepumpen geeignet seien. Und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das auch Studien zu Wärmepumpen in Bestandsgebäuden gemacht hat, geht von ähnlichem aus. Der Effizienz-Wahn mancher Grünen hat aber mit die leider weit verbreitete Auffassung verstärkt, Wärmepumpen würden nur in Niedrigenergiehäusern mit Fußbodenheizung funktionieren.


Zu den Wärmepumpen: Konservativ gerechnet kosten die im vergleich zur Gasheizung 15.000 € mehr in der Anschaffung und mindestens bis 2027 ist auch der laufende Betrieb teurer, weil die Dinger viel Strom fressen und der teurer ist als unser jetzt auch mit der alten Therme geringe Gasverbrauch. Mit der neuen Gasheizung wird unser Gasverbrauch noch einmal um ca. 30 % sinken, da wird das Delta noch größer. Selbst wenn dann ab 2027 die C02 Umlage kommt, müsste ich ab dann ca. 15-20 Jahre 1.000 € im Jahr einsparen, damit sich das rechnet. Ich bin da ehrlich gesagt sehr skeptisch, ob der Strom so billig wird, wie behauptet.

Letztens habe ich gelesen, dass die reinen Betriebskosten bei einer Wärmepumpe ab einer Jahresarbeitszahl von 2,8 bei den aktuellen Strom- und Gaspreisen niedriger als die bei einer modernen Gasheizung sind. Das ist eine recht niedrige Schwelle. Das größte Problem dürfte aktuell sein, einen kompetenten Installateur zu finden. Die Hersteller und Importeure von Wärmepumpen sind aktuell wohl allgemein angepisst, weil die von ihnen angebotenen Fortbildungen für ihre Anlagen vom Handwerk nur ausgesprochen zögerlich angenommen werden.

Niemand weiß genau, wie sich Gas- und Strompreise in den nächsten Jahren entwickeln werden. Aber es ist recht wahrscheinlich, dass mit dem Wiedererstarken der Weltwirtschaft die Nachfrage nach LNG deutlich ansteigen wird. Und das dürfte auch auf das Preisniveau in Europa durchschlagen. Im letzten Winter hatten wir ein Rekordtief bei LNG, weil insbesondere die Nachfrage aus China deutlich niedriger als allgemein erwartet ausgefallen war.

Aktuell haben wir im Gebäudebereich eine Art von CO2-Steuer, die sehr niedrig und vor allem auch unabhängig von der Marktsituation ist. Ab 2027 hingegen ist die Menge des zur Verfügung stehenden Erdgases über die CO2-Zertifikate gedeckelt. Dann werden die Preise ganz deutlich anziehen. Wenn Du Pech hast, dann musst Du deine Gasheizung Anfang der Dreißiger Jahre wieder heraus reißen, weil Du das Erdgas nicht mehr bezahlen kannst.


Die Netze müssen massiv ausgebaut werden, da wird es viele Umlagen geben.

Das würde ich nicht überschätzen. Und beim Gasnetz werden sich die Kosten auf Sicht von z.B. zehn Jahren auf immer weniger Kunden verteilen. Für die einzelnen wird es dann immer teurer.


Und Habeck und die Graichens machen die Wärmewende nun mit dem Vorschlaghammer. Die Leute sind nicht dumm, wenn eine Wärmepumpe billiger ist als Gas oder Öl, dann werden die Leute sich die Dinger auch freiwillig einbauen. Dazu kommen die milliardenschweren Subventionen, die jetzt erst einmal wieder Leute abgreifen wie bei den E-Autos, die sich die Dinger auch so locker leisten können.

Aktuell läuft eine ganz massive Kampagne gegen Wärmepumpen. Hier wird der letzte Mist verbreitet. Diejenigen, die tatsächlich eine haben, sind in der Regel hoch zufrieden mit ihr - wenn sie vernünftig installiert und konfiguriert worden ist.

Sorry, aber bei aller Kritik, die man im Detail an den Plänen des Wirtschaftsministeriums durchaus äußern kann, ist mir das deutlich zu populistisch.


Ich verstehe ja, dass die Grünen Tempo machen wollen, weil da in den vergangenen 20 Jahren vieles verschleppt wurde, aber das ist alles nicht stringent und handwerklich schlecht gemacht und wenn die Grünen die Leite nicht mitnehmen und überzeugen, wählen die 2025 Union und dann wird vieles wieder zurückgedreht.

Da ist nichts zurückzudrehen. Die Vorgaben für die CO2-Reduktion in den unterschiedlichen Sektoren sind EU-weit festgelegt worden. Deutschland muss seine Zahlen jährlich an die EU melden, und auch der Handel mit den CO2-Zertifikaten ist EU-weit geregelt. Auch wenn Bild, FDP, CDU und Co. den Eindruck erwecken, wir könnten uns da irgendwie ausklinken, dann wird das trotzdem nicht funktionieren.


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