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Eine Wahl gegen Europa, unwiderruflich Veränderungen der westlichen Welt, aber noch nicht der Untergang (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Mittwoch, 06.11.2024, 09:28 (vor 52 Tagen) @ Didi
bearbeitet von FourrierTrans, Mittwoch, 06.11.2024, 09:35

Bei der Automobilindustrie?
Tja, wo fängt man da an. Vielleicht nehmen wir uns mal die Marke VW vor, die hat die größten Probleme. Also eigentlich hapert es an allem.

Technik: Beim Verbrenner weiterhin top, bei den BEVs und co. muss man ganz objektiv betrachtet sagen, sind wir nicht mehr top-notch. Die Asiaten und insbesondere die Chinesen können viele entscheidende Komponenten besser und günstiger. Die Batterie und die Software. Das kommt u.a. daher, dass heutige chinesische Autobauer eigentlich mal reine Batteriehersteller waren, z.B. BYD. Tochtergesellschaften von BYD verkaufen beispielsweise auch an uns Zellen, die wir in Produkte verkaufen, die u.a. die deutschen Autobauer wiederum bei sich verbauen. Also quasi eine technologische Abhängigkeit auf ganzer Linie. Die Verzweiflung sieht man dann auch konkret bei VW, die mit einer neuen "China Main Platform" komplett local to local arbeiten wollen. Heißt, das erste mal in der Geschichte des Konzerns laufen die chinesischen Orgas komplett alleine. Man geht auch unzählige Kooperationen ein mit Chinesen, u.a. Xpeng.

Kosten und Struktur: Die deutschen Autobauer haben einen zu großen Wasserkopf. Insbesondere VW. Das was VW an Ergebnis bringt (oder man muss vielleicht sagen, gebracht hat) schafft der Toyota mit der Hälfte der Mannschaft. Weltweit gesehen. Die Modellpalette ist unübersichtlich und viel zu groß. Niemand braucht so viele Modelle, da werden einfach nur interne Erbhöfe verteidigt.

Vertrieb und abgehenede Kundennähe: Der VW Konzern hat bis zuletzt teilweise über 40% seines gesamten Konzernumsatzes in China gemacht. Während wir in den Corona-Jahren geschlafen haben, ist China von der Produktivität her explodiert (oben kurz beschrieben). Bereist du jetzt Shanghai, wirst du merken, dass sich das vorherige Moloch an Smog und Lautstärke komplett gewandelt hat. Es ist so leise, dass du nach zu viel getrunkenen Tsingtao Gefahr läufst, von irgendeinem lautlosen BEV oder E-Roller plattgefahren zu werden. Fahrzeuge mit Verbrennertechnologie gibt es nämlich auf den Straßen nicht mehr. Also wenn eines vorbeifährt, ist das quasi eine Ausnahme. Zudem ist die Luftqualität tatsächlich schon deutlich besser. Hinzu kommen für uns nahezu futuristisch anmutende technologische Entwicklungen. Die chinesischen Fahrzeuge verfügen über rundum 360-Grad-Sensorik (der Einsatz in der Form in Europa verboten, weil man sonst das Gesicht vom Helmut sehen könnte), die beim teilautonomen Fahren eingesetzt werden. Das geht soweit, dass der Autopilot selbstständig vorausschauend abbremst oder beschleunigt, weil die Software mit der Ampel- und Verkehrsregelung verknüpft ist. Was übrigens auch zu deutlich flüssigerem Verkehr und weniger Staus geführt hat.
Zudem lieben die Chinesen SchnickSchnack. Zum Beispiel eine Karaoke-App im Auto.
All das haben die deutschen Vehicles nicht. Der Umsatz im BEV-Bereich geht für die deutschen Autobauer daher in China gegen Null.

Europäischer / deutscher Markt: Deutsche Autos sind für deutsche Haushalte (bzw. für europäische) viel zu teuer. Also nicht 10-20% zu teuer, sie sind eher so 50% zu teuer. Das Bruttodurchschnittsjahreseinkommen lag 2023 bei knapp 45.500 Euro. Ein 08/15-VW kostet schnell 50.000 Euro. Wer soll hier die Zielgruppe sein? Ein Audi liegt schnell bei 90.000 Euro. Wer soll so ein Auto kaufen? Der wohlhabende Unternehmer oder der reiche Erbe kauft sich halt einen Porsche.

Fehlende Führung: Die Familien Porsche und Piech halten sich neuerdings stets zurück. Wahrscheinlich wissen sie auch nicht weiter. Was sie nicht davon abhält, weiterhin knapp 10% Dividendenrendite einzusacken (fair enough, ich habe sie ja auch bekommen), um dann aber ein paar Wochen später große Einschnitte beim Personal zu fordern. Also die Rechnung ging so: 4,5 Mrd. Euro an Dividendenausschüttung, 5 Mrd. Euro fehlen im Ergebnis. Wie oben gesagt, es muss was getan werden an der Struktur, aber man sieht wieder einmal, es soll nicht gemeinsam gehen, es soll wieder von unten nach oben verteilt werden. Denn nicht einmal Flaggschiffe mit phänomenalen Margen wie Coca Cola oder LVMH haben so eine Dividendenredinte. Die gönnen sich nur die deutschen Autobauer.

Volkswirtschaftliche Herausforderungen: das Gehalt in Deutschland bzw. Europa ist zu schlecht. Damit lassen sich keine teuren Autos mehr kaufen, und sei es gebraucht, oder leasen.

Achja und nicht zu vergessen und vielleicht sogar an erste Stelle zu setzen: was Sascha sagt. Nahezu groteske Bürokratie. Da sollen teilweise bis zum Tier x alle möglichen Bauteile getracked werden. Auf alle nur erdenkbaren Aspekte. Nur um ein Beispiel zu nennen. Alleine dafür könnte der VW 4.000 Leute beschäftigen.


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