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Zum Thema "Demokratie" (BVB)

Didi, Schweiz, Donnerstag, 04.09.2025, 15:38 (vor 104 Tagen) @ Pfostentreffer

Du hast da schon ein paar gute Punkte angesprochen und Linien gezeichnet.

Einigermassen anknüpfend daran: Insgesamt hat sich der Westen seit 1985 ja schon enorm liberal entwickelt. Und das haben die Linken ja getrieben und das ist und war ja auch mehrheitsfähig, aber die Schritte sind schon noch enorm: Konkubinate, Homo-Ehe, Adoptionen für gleichgeschlechtliche Paare, erleichterte Einbürgerungen, Rechte für Transsexuelle... wenn man bedenkt, dass die Homosexuellen davor seit Menschengedenken heimlich leben mussten, war und ist das Tempo schon gross. Dazu noch die Emanzipation, die in den letzten 30 Jahren auch ordentlich in Bewegung ist, wenn man sieht, dass das Familienbild davor über tausende Jahre stabil war. Und plötzlich sind die Frauen dann innerhalb von 25 Jahren gleichwertig und meckern, dass nur 30% die CEO-Positionen abdecken.

Dass diese Geschwindigkeit nicht nur Gewinner produziert und auch nicht allen gefällt, scheint mir klar und was da heute passiert, ist einfach auch nur Teil des Bumerangs. Weil teilweise schon zu weit geworfen wurde für breite Bevölkerungsschichten. Es muss vielleicht nicht unbedingt auf dem Level "Indianer darf man nicht mehr sagen" agiert werden und vielleicht ist nicht grade jeder Witz einer Frau gegenüber schon Sexismus. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe da noch ein solides soziales Netz und da kannst du also 80% der Leute nicht ernsthaft vermitteln, warum man nun Mohrenkopf nicht mehr sagen darf. In meinem akademisch-urbanen Umfeld ist das natürlich anders.

Aber als Aushängeschild solcher Debatten haben die Linken sich einfach verloren. Für die breite Masse der unterprivilegierten Menschen zählt doch, dass sie eine vernünftige Lebensgrundlage haben und dass sie wissen, dass die Politik sich für sie einsetzt. Stattdessen (jedenfalls hier) diskutiert die Linke in ihren Podcasts über AKW (der Zielgruppe egal), Sans-Papiers ("die anderen, nicht wir"), Frauenfussball, Gaza, Femizide und Skandale bei der Flugzeugbeschaffung. Das sind alles wichtige Themen, aber damit holst du doch einen Arbeiter nicht ab, der bei Maslow auf der Pyramide noch recht weit unten ist.

Und ja, mag sein, dass die führenden Politiker auch bei den Linken schon immer etwas akademischere Umfelder hatte, aber ziemlich sicher kamen sie halt aus Arbeiterfamilien, wo der Papa Mechaniker war und wussten so auch, welche Themen es zu priorisieren galt. Und die wussten wohl auch, dass Solidarität mit alles und jedem ein Luxus ist, den man sich erstmal leisten können muss und will. Da herrscht bei breiten Bevölkerungsschichten nämlich schon auch Groll, dass von Afrika bis in die Ukraine für "alles" Geld da ist und für die fiesen Flüchtlinge natürlich auch, aber bei unseren Renten ist die Kohle natürlich knapp und wir sollen dann länger arbeiten.

Also damit wir uns richtig verstehen, ich wähle seit jeher links der Mitte, aber ich erlabe mir trotzdem, hier etwas pointiert mal ein paar Dinge auf den Tisch zu bringen, da ich die Blase hier schon etwas krass finde.


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