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Infektionsschutzgesetz: 50er-Inzidenz soll gestrichen werden (Corona)

majae, Muc, Mittwoch, 25.08.2021, 10:08 (vor 976 Tagen) @ Lutz09

Also, gestern meldete das DIVI-Register 775 Corona-Infizierte auf den deutschen Intensivstationen. Das waren 41 Prozent mehr als vor einer Woche mit 548. Das ist natürlich nicht so toll. Positiv aber ist, dass dieses Plus deutlich unter dem mittelfristigen Zuwachs der Meldeinzidenzen liegt – zuletzt teilweise +60 Prozent pro Woche.

Was daran liegt, dass die Zahlen auf den KH der Inzidenz hinterher läuft. Von Anfang Juli bis Anfang August sind die Fallzahlen noch relativ moderat gestiegen, das sehen wir jetzt in der Belegung der Intensivbetten. Seit Anfang August ist der Anstieg aber stark gewachsen, ich bin mir sicher, dass wir das auch in 2-3 Wochen in den KH sehen werden.

Deutlicher wird das Abkoppeln beider Indikatoren, wenn man die aktuellen Intensivzahlen mit denen aus der Herbstwelle des vergangenen Jahres vergleicht – und zwar zu dem Zeitpunkt, als die Meldeinzidenzen in etwa identisch mit den heutigen waren: Am 16. Oktober 2020 lag die Zahl der Intensiv-Patienten bundesweit bei 690. Eine Woche später, am 23. Oktober, schon bei 1.121. Ein Zuwachs von 63 Prozent binnen Wochenfrist – was ziemlich genau dem damaligen Trend bei den Inzidenzen entsprach. Warum? Weil es noch keine Impfungen gab. Übrigens lag die 7-Tages-Inzidenz am 16. Oktober 2020 bei 37,2 und am 23. Oktober 2020 bei 60,3. Am 16. August 2021: bei 36,2. Und gestern: bei 56,4. Vergleichbar. Aber die Intensiv-Zahlen liegen inzwischen um mehr als 40 (!) Prozent niedriger als im Vorjahr: 775 versus 1121.

1. Die Zahlen Inzidenz und Intensiv-Patienten sind dadurch aber nicht voneinander abgekoppelt. Es landen nur weniger der Infizierten im KH, trotzdem korrelieren die Zahlen.
2. 40% weniger ist gar nicht mal so viel. Sehr grob vereinfacht gesagt, könnten wir also etwa 70% mehr Infektionen zulassen. Kamen wir letzten Winter bei knapp über 200 an die Schmerzgrenze, hieße das für die 4. Welle, dass wir Inzidenzen bis etwa 350 zulassen können.

Es bleibt spannend: Zwischen dem 23. und dem 30. Oktober 2020 gab es einen weiteren Sprung von 1121 auf 1839. Wo wir am 30. August 2021 liegen werden? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erheblich niedriger.

Nur ist am 30. August nicht Ende mit Wachstum. Wo werden wir denn Ende September, Ende Oktober, Ende November liegen? Spannend bleibt es und ich will auch gar nicht den Teufel an die Wand malen. Der Verlauf der Inzidenz hat schon so manches mal alle überascht, und zwar in beide Richtungen: schneller oder langsamer, sowohl beim Wachstum als auch beim Fallen. Prognostizieren lässt sich da also nichts. Zumal die Situation mit den Impfungen auch eine ganz andere ist, als bei den vorherigen Wellen.

Auch in den Bundesländern, in denen die Sommerferien vorbei sind wie Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist zu beobachten, dass die Zahlen viel langsamer steigen oder sogar sinken (Schleswig-Holstein von 49,9 auf 48,1. Hamburg von 78,3 auf 71,4.) im 7-Tages Vergleich.

Berlin ist auch gefallen, sehr überraschend. Vielleicht wurden in den Sommerferien durch Reiserückkehrer mehr getestet?

Aber klar ist auch, dass die Infektionszahlen trotzdem nicht immer weiter so stark steigen dürfen, da sonst die zusätzlichen Fälle bei den Jüngeren den Puffer bei den Älteren zunichte machen würden. Ob es so kommt und man die Infektionsdynamik einfach so weiter fortschreiben kann, ist alles andere als sicher. Zumal ein Blick in die Bundesländer, in denen die Schule wieder angefangen hat zeigt, dass es so nicht kommen muss.

Also so ganz unabhängig scheinen die Zahlen dann doch nicht voneinander zu sein ;-)
Ansonsten geb ich dir Recht, die Dynamik ist super schwierig bis unmöglich zu prognostizieren.

Damit sich die Inzidenz von Intensiv-Zahlen weiter abkoppelt und wir entspannter in den Herbst und Winter gehen können, müssen wir vor allem mittelalte und alte Menschen impfen – da sie es sind, die häufiger schwer erkranken. Es wäre gut, wenn sich die Debatte darauf wieder stärker konzentrieren würde, anstatt vor allem über die Impfungen der kaum selbst gefährdeten Kinder und Jugendlichen zu diskutieren.

Vielleicht auch noch etwas jünger als "mittelalt", eigentlich sollten sich alle ab 30 impfen lassen. Der Median der Corona-Patienten auf den KH (bin mir nicht sicher ob nur Intensivstation oder alle) liegt aktuell bei 48. Es ist also keinesfalls so, dass nur die Generation 50+ gefährdet vor schweren Verläufen ist.

Wie gesagt, das ist nur ein Vorschlag. tbd ;)

Um möglichst schnell reagieren zu können, sollte man die Zahlen zur Grundlage nehmen, die am wenigsten träge sind und das ist halt die Inzidenz, wobei man auch hier schon 1-2 Wochen Verzögerung hat. Weitere 2-4 Wochen Verzögerung bei den KH-Aufenthalte heißt, dass man spätestens 6 Wochen früher reagieren muss.
Meine Idee: Man bräuchte die Kopplung von Inzidenz mit Intensiv-Patienten nach Altersgruppe und könnte dann mit der Anzahl der Neuinfektionen pro Altersgruppe ausrechnen, wie viele voraussichtlich davon in den KH landen. Summiert man das alles und zieht die voraussichtlichen Entlassungen von Patienten ab, könnte man evtl die Bettenbelegung in 2-4 Wochen prognostizieren. Bei steigenden Impfquote würde die oben genannte Kopplung natürlich sinken, was das ganze halt auch nochmal verkompliziert.
Ob das aber dann wirklich so von der Bevölkerung angenommen werden würde? Wenn das RKI sagt: "Aktuell sind zwar noch massig Betten frei, aber unsere Berechnungen zeigen, dass sich das in den nächsten Wochen ändert." - ist fraglich.
Ich persönlich würde dafür plädieren, aber vermutlich wird es eh nicht kommen. Man wird dazu übergehen, dass die Inzidenz nicht mehr betrachtet wird und hoffen, dass man den richtigen Zeitpunkt findet um von 3G auf 2G umzusteigen (zumindest innerhalb geschlossener Räume und bei Großveranstaltungen). Da die Entscheidungsträger aber bewiesen haben, keinerlei Gefühl für exponentielle Verläufe zu haben, befürchte ich, dass man diesen Zeitpunkt zu spät wählt. Und das könnte dann auch wieder zu Einschränkungen für Geimpfte führen.
Anyways, wie oben geschrieben, ich will den Teufel nicht an die Wand malen und im Prinzip seh ich dem Winter auch relativ entspannt gegenüber. Es bleibt spannend und letztendlich kann absolut niemand die nächsten Monate seriös voraussagen.


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