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Ramsauer vergleicht Migranten mit "Ungeziefer" (Politik)

BoisII, Montag, 31.07.2023, 20:05 (vor 875 Tagen) @ markus

Du willst einen halbwegs menschlichen Umgang mit richtigem Elend tauschen? Ich glaube nicht, dass wir diese schrecklichen Bilder an den Grenzen sehen und aushalten wollen.

Das ist aber ja eine Frage der Perspektive. Du sagst, das jetzige System ist ein halbwegs menschlicher Umgang. Dem kann man vielleicht zustimmen, wenn man nur die direkte Situation an europäischen Grenzen betrachtet und so tut, als ob man darüber hinaus keine Möglichkeiten hätte. Man könnte sich auch auf den Standpunkt stellen, dass in Summe das Leid, was Flüchtlinge während des "Transits" (ich finde das Wort doof, will aber auch nicht "Reise" sagen) nach Europa erleben (z.B. inkl. der sehr schlechten Bedingungen in den nordafrikanischen Ländern, die wohl auch mit Missbrauch etc. einhergehen, oder der häufig schlimmen Überfahrt über das Mittelmehr), plus das Leid, bei dem wir häufig wegschauen (z.B. im Jemen), weil wir keine Möglichkeiten für Menschen schaffen, hierhin zu kommen in der Summe größer ist (da ja insbesondere der "Transit" zu viel zusätzlichem Leid führt) als die von Davja89 angesprochene Kontingentlösung. Ich stimme dir aber komplett zu, dass wir mit dem aktuellen System, beim Leid leichter wegschauen können und es somit für uns leichter auszuhalten ist.

Es hilft auch ungemein, sich zu informieren und sich nicht dem Populismus hinzugeben. Es gibt hier einen Faktencheck, der sich mit bestimmten Vorurteilen auseinandersetzt und schon stellt man relativ schnell fest, dass niemand aus Jux flüchtet und wir eigentlich schon den bestmöglichen Umgang versuchen hinzubekommen.

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/faktencheck

Um es mit den Worten des ehemaligen UNHCR-Repräsentanten in Deutschland, Dominik Bartsch, zu sagen: „Die Flüchtlingskrise findet woanders statt, in Libanon, Bangladesch oder Uganda. In Europa gibt es nur eine Krise der Solidarität.“

Fakten sind auf jeden Fall immer gut und ich habe mir den von dir verlinkten Faktencheck auch mal angeschaut. Ich finde das Thema sehr komplex und will auch für keine "Lösung" hier Partei ergreifen. Der Faktencheck ist ja sehr aus der Perspektive des aktuellen Systems geschrieben und (wenn ich es richtig sehe) wird z.B. die Konkurrenz, die ich in meinem ersten Post skizziert habe, gar nicht adressiert.

Auch sonst finde ich den Faktencheck nicht wirklich umfassend, da wichtige weitere Punkte nicht angesprochen werden bzw. ich der Argumentation nicht folgen kann. Zwei Beispiele: Den Punkt mit der Schutzbedürftigkeit (bei dem Punkt mit den Wirtschaftsflüchtlingen) finde ich verkürzt dargestellt. Ich kann persönlich jeden Afghanen verstehen, der aus Afghanistan flieht, selbst wenn er (oder sie) nicht akut gefährdet (bzw. gefährdeter) ist. Wenn ich aber weiß, dass wir nicht alle Afghanen aufnehmen können oder wollen, also schon selektieren, dann weiß ich nicht, ob wir da systematisch die aufnehmen, die es am meisten benötigen (und auch hier ist es natürlich immer richtig doof, wenn man Leid gegeneinander abwägen muss).

Weiter unten sprichst du ja noch mal explizit den Punkt mit dem Geld an. Das ist mein zweites Beispiel, welchem ich so argumentativ nicht folgen würde, da ich den Vergleich mit der Steuerhinterziehung nicht für sinnvoll erachte. Im Extremen gedacht, hat unsere Erde wahrscheinlich genug Ressourcen, damit es allen irgendwie "gut" geht, aber die Verteilung klappt halt vorne und hinten nicht. Daher ist dann bei der Finanzierung der Flüchtlingskosten eher die Realität, dass dadurch finanzielle Mittel (aber z.B. auch andere Ressourcen wie Wohnraum) knapper werden. Knappere Mittel treffen dann aber in der Regel eher andere Menschen, die selbst wenig haben, als dass von denen, die sehr viel haben, etwas umverteilt wird. In der Theorie zu sagen, dass man alles bezahlen kann, wenn in der Praxis hieraus Probleme entstehen, finde ich nicht richtig.


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